Wieder so ein Auftrag, der Morgan „Duke“ Finch eigentlich gegen den Strich geht. Wieder lässt er sich von Mullins, dem Krösus der Stadt und Besitzer der Goldmine, einspannen. Er willigt ein, die Postkutsche zu begleiten, die mit 100.000 Dollar eine wertvolle und lukrative Fracht enthält. Und auch schon kurz nach dem Start in Ogden, Colorado, wird der Transport überfallen. Es gibt einen ersten Toten. Was Duke noch mehr schockt: einer der Banditen ist sein Bruder Clem, der seit einiger Zeit verschwunden ist, seine Frau Mildred zurück ließ und nun offenbar endgültig auf die schiefe Bahn geraten ist. Duke muss den Überfall machtlos über sich ergehen lassen, nimmt danach aber die Verfolgung auf. Schließlich ist er vertraglich an Mullins gebunden und fühlt sich verantwortlich. Er ahnt wo Clem und dessen Kumpane Unterschlupf gefunden haben. Nach einer beinahe fatalen Begegnung mit einem irren Mörder und Mullins Leuten, die ihm auf der Spur sind, kommt es in einem mexikanischen Grenzstädtchen zum Showdown…
In Band 3 sitzt Duke wieder gehörig in der Klemme. Er kann den Überfall nicht verhindern und wird dadurch natürlich zum Sündenbock für Mullins. Dann muss er seinen eigenen Bruder jagen, ahnt wo dieser sich versteckt, will aber vermeiden, dass Mullins Schergen ihn vor ihm finden. Und das Geld muss natürlich auch wieder beschafft werden. Schließlich wird Duke zum finsteren Rächer. Sollte das seine Bestimmung sein? Parallel dazu schwenkt die Story immer wieder zu den Frauen der Reihe, die stets glücklos bleiben: Mildred, Clems Frau, wird bedroht und erhält dabei von dem feigen Marshal Sharp kaum Rückendeckung. Peggy wartet in Pueblo noch immer auf ihren Duke, noch immer vergebens und muss daher in einem Etablissement weiter anschaffen. Und auch der jungen Eleanor, die schon im letzten Band das Postkutschen-Massaker überlebte und noch immer traumatisiert ist, wird wieder übel mitgespielt. Die Überblendungen zwischen den Geschichten Dukes und Peggys, die ohne viele Worte auskommen, zählen dann auch zu den stärksten Szenen des Bandes.
Die Story stammt auch diesmal wieder von Hermanns Sohn Yves, mit er seit Jahren zusammen arbeitet (nur den Endzeit-Western und Dauerbrenner „Jeremiah“ schreibt Hermann noch selbst und wird bei seinen Geschichten leider immer abstrakter und belangloser…). Obwohl am Ende die Fäden etwas konfus zusammenlaufen, sollte die Handlung noch nicht abgeschlossen sein, auch wenn Duke seiner mörderischen Wut schließlich freien Lauf lässt und sich damit erneut als inkompatibel für zwischenmenschliche Beziehungen erweist. Altmeister Hermann, inzwischen auch schon 80 Jahre alt, stellt mit seinen Bildern einmal mehr sein einzigartiges Können unter Beweis, das ihn seit Jahrzehnten bereits auszeichnet. Auch wenn man sich längst an das hohe Niveau gewöhnt haben mag – die atmosphärische Dichte seiner direkt kolorierten nächtlichen Lagerfeuer- und Regenszenen, die auch hier wieder (auch auf dem Cover) ausführlich zur Geltung kommen, bleibt unerreicht. So schafft er ein typisches Western-Ambiente, opulent und dreckig, in dem sich Loser und verkommene Subjekte tummeln und keiner ungeschoren davon kommt. (bw)
Duke, Band 3: Ich bin ein Schatten
Text: Yves H.
Bilder: Hermann
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Erko Verlag
14,95 Euro
ISBN: 978-961-94519-5-3