Zeitungsgeschäft kann ganz schön hart sein: da muss man sich schon mit der Konkurrenz im Internet herumschlagen, die ganze Butze scheint vor dem Verkauf zu stehen – da verschwindet plötzlich mir nichts Dir nichts auch noch die Starreporterin Lois Lane, angeblich, um in Ruhe ein Buch zu schreiben. Ehegatte Clark Kent hält sich über den Verbleib seiner Holden seltsam bedeckt, und Perry White muss ohnehin für Ersatz sorgen, der in Form der ehrgeizigen Robinson Goode alsbald höchst selbstsicher auftritt. In seinem Alter Ego hat der Stählerne sowieso andere Sorgen: eine Serie von höchst suspekten Bränden erschüttert Metropolis, und der als Unterstützung herbeigerufene Batman tippt sofort auf Brandstiftung. Als ob das noch nicht ausreichend Beschäftigung wäre, trifft ein weiterer Anschlag den letzten Sohn Kryptons dann direkt ins Herz: irgendeine gewaltige Macht zerstört die Festung der Einsamkeit und schreckt dabei auch nicht davor zurück, die Flaschenstadt Kandor mitsamt ihren Bewohnern vollständig auszuradieren. Wie rasend verfolgt der Stählerne zusammen mit seiner Cousine Supergirl die Fährte bis zurück nach Metropolis, wo ihn ein wahrer Wüterich erwartet: der selbsternannte Wächter und Rächer Rogol Zaar scheint es sich zum Ziel gesetzt zu haben, auch die letzten Überlebenden von Krypton auszumerzen. Während Superman verzweifelt versucht, gegenzuhalten, dämmert es ihm, dass dieser Schlagetot mit dem Ende Kryptons etwas zu tun haben muss – und es jetzt auch auf die Erde abgesehen hat…
Brian Michael Bendis macht Superman! Der Erschaffer der Ultimativen, des House Of M und vielen anderen Marvel-Meilensteinen schnappt sich die gewaltigste Figur des Konkurrenzhauses DC und führt sie wieder dahin zurück, wo sie eigentlich hingehört. Das beginnt neben dem Titel der Serie (eine Referenz auf die erste Superman-Storyline nach der „Crisis on Infinite Earths“ aus der Feder von John Byrne) schon mit der optischen Gestaltung, die nach allerlei Verwirrungen mit Vollbärten und schwarzen Kostümen zurückkehrt zum klassischen Look, was Bendis auch explizit humoristisch betont: „Er hat wieder seine rote Unterhose an! Drüber!“, stellen zwei Beobachterinnen des Kampfes erfreut fest. Innerhalb der Mythologie wirft Bendis nicht alles komplett um, sondern setzt auf der halbwegs aktuellen Familiensituation im Hause Kent auf: Supie ist mit Lois Lane verheiratet, gemeinsam hat man den Sohn Jon, der als Superboy anschickt, der nächste Stählerne zu sein.
Das sieht sein bevorzugtes Team, die Teen Titans, allerdings ein wenig anders, die ihn ablehnen, woran der Junge schwer zu knabbern hat. Umso empfänglicher ist er für das Angebot Jor-Els, der auftritt wie der Geist aus der Flasche, mit ihm doch das Universum zu bereisen, wozu man Mutter Lois einfach mit einpackt. Was dann auch den Verbleib von Supies Familie erklärt, der quasi als Ausgleich rege Unterstützung von den Kollegen der Justice League, allen voran Green Lantern (dankenswerterweise in Person Hal Jordans), bekommt. Mit Supergirl, Kandor, dem Phantomzonen-Projektor, einem ermittelnden Spitzohr-Detektiv und sogar einer kleinen Prise Romantik (die neue Feuerwehrchefin scheint ein Auge auf Supie geworfen zu haben) eröffnet Bendis somit ein wohliges, im besten Sinne traditionelles Kaleidoskop, das von Zeichner-Größen wie Ivan Reis, Jason Fabok und Adam Hughes fesch in Szene gesetzt wird. Ein gelungener Reboot also, der in dieser Ausgabe mit den US-Heften „Man Of Steel“ 1-6 die komplette Miniserie bringt und mit dem Präludium „Office Space“ aus DC Nation 0 von 2018 versieht. Wer durch den kurzen Teaser in Action Comics 1000 neugierig wurde, sollte nicht enttäuscht werden – und nach der Miniserie geht’s weiter in den jeweils neu gestarteten Superman 1 und Action Comics 1. (hb)
Superman: Der Mann aus Stahl
Text: Brian Michael Bendis
Bilder: Ivan Reis, Jason Fabok, Evan Shaner, Steve Rude, Ryan Sook,
Kevin Maguire, Adam Hughes, Jim Lee, José Luis Garcia-López
188 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
18,99 Euro
ISBN: 978-3-7416-1157-5