
Oliver Harrison hat seine liebe Mühe. Wo ist er denn da gelandet? Offensichtlich hängt er in einer Nervenklinik fest, man konfrontiert ihn mit dem Vorwurf, mehrfacher Mörder zu sein – und gleichzeitig springt er immer wieder in eine andere Realität, in der seine Frau Elyn ihm helfen will. Der grimme Vanish, seines Zeichens Zerstörer der Zauberwelt Everkeep, aus der Harrison geflohen ist, tritt ebenfalls auf den Plan und fordert Oliver auf, das zu beenden, was er begonnen habe. In tiefer Sorge eilt Oliver nach Hause und findet Elyn noch lebend vor und fordert ihn vehement auf, er solle nun endlich den Krieg beenden, den er gegen die entflohenen Zauberer führt, die als vermeintlicher Superheldentrupp Prestige ihr Unwesen treiben.
Um die Sache zu beschleunigen, beschwört Elyn den Geist des tatkräftigen Deacon Dust, der seinerseits bei der Hexe Ilynna, die einen durchschlagenden Fluch parat hält. Die finstere Dame stellt allerdings eine Bedingung: sie verlangt als Gegenleistung, dass Elyn an ihrer Stelle einen Platz in der Hölle einnimmt. Eine verzwickte Lage, in der auch noch die Fieslinge Diabolus und Astrum mitmischen, wobei sich mehr und mehr herauskristallisiert: der Oberschurke Vanish war wohl einst in Everkeep ein Musterschüler von Lehrer Orris, bevor ihn diverse Machenschaften auf die schiefe Bahn schubsten…
In dem High Concept-Werk, das tief im Geist der Image-Comics der 90er verwurzelt ist, gibt Autor Donny Cates jetzt Vollgas: als ob man diverse Ausgaben von Spawn und Savage Dragon durch den Mixer schickt, jagt uns Cates gnadenlos durch die Dimensionen und wirft dabei mit Charakteren um sich wie das sonst nur Deadpool mit seinen flotten Sprüchen tut. Zentralcharakter Harrison ist dabei mehr Getriebener denn strahlender Held, ganz unterschiedliche Kräfte wie Vanish, diverse Lumpensöhne, zweifelhafte Heroen und vor allem seine Frau zerren an ihm.

Die Auseinandersetzungen inszeniert Zeichner Ryan Stegman – in diesen Episoden unterstützt von den Gastzeichnern V Ken Marion, Netho Diaz und Jay Leisten – standesgemäß knallig, mit den in Fetzen wallenden Umhängen, Zottelhaaren, großen Augen und vor allem auch deftiger Gewalt, wie man sie eben in den 90ern in den unabhängigen Studios von Todd McFarlane und Erik Larsen zelebrierte.
Dass manche Handlungswendung dabei nicht immer unmittelbar nachvollziehbar ist, auch das kennen wir ja aus diesem Stall, wobei die durchaus brillante Grundidee – was man als Superhelden kennt, das sind eigentlich flüchtige, fiese Zauberer aus einem zerstörten Reich – gerne wieder etwas mehr in den Vordergrund treten darf. Eine Covergalerie beendet schließlich den Band. Bei Skinless Crow erscheint auch diese Ausgabe wieder in zwei Varianten – als Softcover limitiert auf 444 Exemplare und als Hardcover mit nur 222 Stück (s. links). Letztere Version dürfte bereits weitestgehend vergriffen sein. (hb)
Vanish, Band 2
Text & Story: Donny Cates
Bilder: Ryan Stegman, V Ken Marion, Netho Diaz, Jay Leisten
112 Seiten in Farbe
Skinless Crow
19,90 Euro (Softcover)
29,90 Euro (Hardcover)
ISBN: 978-3-03963-047-9 (Softcover)
ISBN: 978-3-03963-048-6 (Hardcover)