Gotham City, Jahr 2: noch nicht allzu lange halten maskierte Verrückte einerseits und ein als Fledermaus kostümierter Wüterich andererseits die Stadt in Atem, in der Jim Gordon gerade zum Polizeichef ernannt worden ist. Da erschüttert ein rabiater Raubüberfall die Stadt: der monströse Killer Croc verschafft sich handgreiflich Zugang zu einer Bank und verlangt dort „das Geld“, bevor ihn der herbeieilende Batman nach allen Regeln der Kampfkunst vermöbelt. Zeitgleich konfrontiert Edward Nigma in seiner Persona als Riddler den Leiter der First National Bank mit der Aussage, seine Kollegin Selina Kyle halte die junge Ehefrau des Managers gefangen.
Der zeigt sich in Folge durchaus gefügig und öffnet den eigentlich unknackbaren Tresor Nummer 5, dem der Riddler ein Kästchen entnimmt, das für die Familie eines gewissen Bruce Wayne wohl von unschätzbarem Wert ist. Während Batman Croc in Arkham weiter malträtiert, legen Riddler und Catwoman ihren Geschäftspartner aufs Kreuz: anstatt ihre Beute wie vereinbart bei ihm abzuliefern, schlägt der Riddler den nichtsahnenden Pinguin windelweich, schnappt sich mit seiner Komplizin das Kästchen und wartet in einem Safe House auf den zahlungskräftigen Käufer, den der Pinguin organisiert hatte.
Der allerdings lässt das nicht auf sich sitzen: schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, hetzt er seinen betrügerischen Geschäftspartnern den „Helfer“ auf den Hals, einen mehr als brutalen treuen Gefolgsmann. Der macht das Safe House ausfindig und schießt Riddler nieder, den Catwoman gerade noch hinausschleppen kann – direkt ins parkende Batmobil: immerhin konnte der Riddler nicht anders, als seinem Lieblingskontrahenten Hinweise und Rätsel zu hinterlassen. Der „Helfer“ und Batman formen eine fragile Allianz: gemeinsam geht man auf die Jagd nach dem Riddler, Catwoman und dem Artefakt, das irgendwie mit der griechischen Mythologie in Verbindung zu stehen scheint, während auch der Pinguin wieder ins Geschehen eingreift…
Autor der Stunde Tom King (u.a. „Rorschach“, „Strange Adventures“, „Human Target“) entfaltet hier einen Stand Alone außerhalb der Bat-Kontinuität, der zeitlich nach Frank Millers epochalem „Year One“ angesiedelt ist: Batman sammelt noch Kampferfahrung, man wundert sich „über all diese kostümierten Typen“, Polizeichef Gordon erwirbt sich erste Sporen, und auch im Arkham Asylum gilt: „hier ist alles neu!“. Das alte Spitzohr verbittet sich, permanent als „Bat-Man“ angeredet zu werden (ein hübscher Verweis auf die ersten Schreibweisen des Namens, die er mit „einfach nur Batman“ wegwischt), kein Robin weit und breit, dafür eine Riege von Schurken, deren Brutalität es in sich hat.
Vor allem Catwoman erscheint hier als durchaus sadistische Missetäterin, aber der „Helfer“ des Pinguins stellt in Sachen Handgreiflichkeit alles in den Schatten. Origin-technisch bedient sich King dabei aus dem Fundus, den auch Christopher Nolan für seinen „Batman Begins“ bemühte: der junge Bruce Wayne ging bei Ra‘s al Ghul in die Lehre, der bei King über die Jahrhunderte ein mysteriöses Artefakt hegte, das in Zusammenhang mit der von Euripides dramatisierten Saga um Pentheus, den König von Theben steht, der von den Mänaden buchstäblich zerfetzt wurde. Der Helfer zählt in seinem Kampf mit Batman genüsslich alle Kampfstile und der Urheber auf, die sein Kontrahent nutzt: Ducard, Richard Dragon, David Cain, von allen hat der Fledermausmann etwas übernommen – „Du kannst zu etwas ganz Besonderem werden“, so seine wohlwollende Einschätzung.
Als erzählerischen Kunstgriff setzt King auf einen telegrammartigen Protokoll-Stil, der mit Angabe und Zeit und Ort die Einzelszenen einführt und diese chronologisch gerne wild durcheinanderwirbelt. Inszeniert ist die Sause von David Marquez furios, im klassischen Helden-Duktus, wiederholt mit eindrucksvollen Splash Pages voller Dynamik und Energie. Somit eine rasante Achterbahnfahrt, die vor allem Freunde des 70er-Batman aus der Feder von Denny O’Neil schätzen werden. Der vorliegende Sammelband enthält erstmals auf Deutsch die US-Hefte 1-6 der abgeschlossenen Miniserie „Batman: Killing Time“. Eine auf 222 Stück limitierte Hardcover-Variante (s. links) ist ebenfalls wieder am Start.(hb)
Batman: Killing Time
Text & Story: Tom King
Bilder: David Marquez
196 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
25 Euro
ISBN: 978-3-7416-3024-8