Sprichwörtlich diebische Freude ist es nicht gerade, was Selina Kyle zu ihrem neuesten Raubzug motiviert. Eher eine alte Rechnung, die noch offen ist: im Rahmen einer Auktion kommen in Gotham allerlei Sammlerstücke unter den Hammer, darunter auch eine Brosche, die eine ganz besondere Bedeutung hat. Einst gehörte sie nämlich Mutter Kyle, die ihre beiden Töchter mehr schlecht als recht durchbrachte und die Brosche in einem Akt der Verzweiflung zu einem Schleuderpreis verkaufen musste, um die Miete zahlen zu können. Nachdem Vivian Page, die Kuratorin der Auktion, nochmals bestätigt, dass die Brosche durchaus von hohem Wert ist, fasst Selina den Plan, das Familienerbe zurück zu „holen“. Geschickt mischt sie sich unters Personal und bringt das Objekt der Begierde mit einem flinken Hütchenspielertrick tatsächlich in ihren Besitz.
Als Selina ihrer Schwester Maggie allerdings die frohe Botschaft überbringen will, zeigt die sich wenig beeindruckt: so richtig geholfen, so Maggie, sei jetzt niemand – für die Mutter kommt die Tat immerhin zu spät. Enttäuscht wendet sich Selina an den Kunsthändler ihres Vertrauens, der ihr die nächste kalte Dusche verabreicht: die Brosche ist alles andere als echt, sondern eine plumpe Fälschung. Offenbar treibt die angebliche Kuratorin Page, die auf Nachfrage niemand kennt, ihr ganz eigenes falsches Spiel und jubelt dem ahnungslosen Publikum systematisch billige Nachahmungen unter. Als Selina der selbst ernannten „Fälscherin“ als Catwoman das Handwerk legen will, schreitet Batman ein: wenn Selina jetzt zuschlägt, nimmt sie Batman die Chance, die Fälscherin für noch weit mehr Vergehen zur Rechenschaft zu ziehen. Selina muss eine folgenschwere Entscheidung treffen…
Ein schlechter Tag, nächste Runde: in der Killing Joke-Hommage-Reihe kommt mit Catwoman dieses Mal eine der bekanntesten Weggefährtinnen des alten Spitzohrs zu Ehren, die im Laufe der Jahre schon vieles war: Juwelendiebin, Domina (nachzulesen in Frank Millers und David Mazzucchellis epochalem „Batman: Year One“) und vor allem immer wieder der on/off Love Interest von Bruce Wayne, was auch Autorin G. Willow Wilson in ihrer Fassung hier durchaus wirkungsvoll einbaut. Der schlechte Tag, um den es in der Reihe leitmotivisch stets geht, ereilt hier nicht die Protagonistin, sondern die ganze Familie, als die Mutter auf der sozialen Leiter ganz unten ankommt.
Auch insgesamt bringt Wilson, die schon mit ihrem Ms. Marvel-Run Furore machte, in der die Titelrolle einer Muslima zukam, die soziale Frage in den Mittelpunkt: die Reichen bleiben unter sich, die Armen werden ärmer, so stellt Selina frustriert fest, und auch der Kunsthändler, der die Fälschung entlarvt, stellt fest, dass das „System“ entscheidet, welcher Preis für was gilt. Das geht leider bisweilen arg übermotiviert in die politisch rötlich gefärbte Ecke, was die Story an sich eigentlich gar nicht nötig hätte. Umso besser also, dass die optische Gestaltung von Jamie McKelvie durchaus gelungen ist, mit großflächigen Panels und einem modernisierten Cat-Suit, der die graziöse Diebin gekonnt in Szene setzt – was McKelvie ja schon bei Carol Danvers‘ Kostüm als Captain Marvel furios gelang. Für Sammler gibt es wieder eine auf 444 Exemplare limitierte Ausgabe (s. rechts) mit einem Variant-Cover von Brian Bolland. (hb)
Batman – One Bad Day: Catwoman
Text & Story: G. Willow Wilson
Bilder: Jamie McKelvie
76 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
18 Euro
ISBN: 978-3-7416-3317-1