Noch schnell ein paar Worte zu Band 3, denn die erste Ausgabe der neuen Ms. Marvel-Serie, die wieder mit der Nummer 1 startet, steht bereits in den Läden (auch dazu in Kürze mehr bei uns):
Nach dem überstandenen Schlamassel mit dem Inventor (in Band 2) und einer Episode mit dem neuen Loki (der als Agent Asgards an ihrer Schule unterwegs ist) lernt die 16-jährige Kamala Khan, alias Ms. Marvel, den smarten Kamran kennen, einen entfernten Verwandten. Sofort entwickelt sie einen Draht zu ihm, erst recht nachdem sie erfährt, dass Kamran ebenfalls durch den Terrigen-Nebel genetisch verändert wurde und nun ein Inhuman ist. Doch zu ihrem Leidwesen muss sie bald erfahren, dass seine Absichten nicht ganz ehrlich sind. Um nicht zu sagen: eher schurkisch. Als sich Kamala danach ganz ihrem Liebeskummer hingibt, droht die nächste Unbill: nichts Geringeres als der Weltuntergang könnte bevorstehen (in Form des aktuellen Secret Wars Events, das die Marvel Universen gehörig durcheinander wirbelte, indem es selbige verschmolz…) und Kamran hat angesichts dieser chaotischen Lage nichts besseres im Hirn, als Kamalas gläubigen Bruder Aamir zu entführen, um ihn ebenfalls dem Terrigen-Nebel auszusetzen. Wie gut, dass Carol Denvers, die aktuelle Captain Marvel (und ehedem die erste Ms. Marvel und damit Kamalas Vorbild) gerade in der Nähe ist, um Kamala zu helfen und ihr beizustehen…
Was jetzt beinahe nach standardisierter Superhelden-Kost klingt, wird durch diverse Zutaten ein herausragender Titel im aktuellen, sich schnell wandelnden Marvel-Universum. Zum einen haben wir eine ungewöhnliche Heldin, eine junge Muslima mit pakistanischen Wurzeln, die in ihrem Freundeskreis und in der Schule zwar akzeptiert ist, aber dennoch eine Art „Kuriosum“ darstellt, wird sie doch von ihren Eltern traditionell und streng erzogen. Will heißen: keinen Alkohol, keine Partys, keine Jungs. Was mit 16 eher unattraktiv klingt. Für sich selbst und für andere. Dann besinnt sich die Reihe auf die bewährte, in letzter Zeit aber bisweilen arg vernachlässigte Formel (siehe aktuelle Spider-Man Serie), die einst die Marvel-Ära einleitete: ein Teenager mit ganz normalen Alltagssorgen und –problemen (siehe oben) bekommt unvermittelt Superkräfte und muss erst einmal ganz auf sich alleine gestellt damit klarkommen. Das Ganze findet in einem abgeschlossenen Mikrokosmos statt, hier in Jersey City, New Jersey, nah genug an der Superhelden-Metropole New York, und weit genug weg, um ein Kleinstadt Flair entstehen zu lassen, in dem jeder jeden kennt und wo man Helden eher im TV als hautnah bestaunen kann.
Stammzeichner Adrian Alphona übernimmt den Band wieder ab der zweiten Hälfte. Seine Panels erinnern in ihrem gleichsam filigranen wie nervösen, komisch leicht überhöhtem Strich eher an Mad-Cartoons, als an den typisch monumentalen Superhelden-Stil. Viele Panels bergen kleine, durchweg gelungene Gags, die sich erst bei genauem Hinsehen offenbaren. Zeichnerisch bestreitet Takeshi Miyazawa die erste Hälfte und bringt – was v.a. an den Gesichtern erkennbar ist – einen leichten Manga-Touch in den Bildern unter, die – warum auch immer – teilweise arg verwaschen erscheinen. Der Band vereint die US-Hefte Nummer 12-19, womit die Serie endete. Auch in den USA ging es anschließend mit einer neuen Nummer 1 weiter. (bw)
Ms. Marvel, Band 3: Der Ernst des Lebens
Text: G. Willow Wilson
Bilder: Adrian Alphona, Takeshi Miyazawa, Elmo Bondoc
180 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
19,99 Euro
ISBN: 978-3-95798-792-1