Catwoman: Lonely City, Band 1 (Panini)

April 20, 2022
Catwoman: Lonely City, Band 1 (Panini Comics)

Zehn Jahre sind eine lange Zeit, v.a. wenn man sie im Knast verbrachte. So muss sich Selina Kyle, die früher Catwoman war, nach ihrer Entlassung auf Bewährung erst wieder in Gotham zurechtfinden. Denn in der düsteren Metropole hat sich einiges getan: Harvey Dent, erst Staatsanwalt, dann Two-Face, ist inzwischen Bürgermeister. Seine Batcops, die überall in der Stadt postiert sind, sorgen für Recht und Ordnung. Und „Masken“ sind schon lange verboten. Die Folge: eine Stadt ohne Superhelden und mit kaum Kriminalität zum Preis totaler Überwachung. Selina, inzwischen Mitte Fünfzig und damit nicht mehr im idealen Heldenalter, konfrontiert sich immer wieder mit ihrer tragischen Vergangenheit: Vor zehn Jahren, in der nun sogenannten „Nacht der Narren“, starb Batman in ihren Armen. Seine letzten Worte bezogen sich auf „Orpheus“, ein vermeintliches Geheimprojekt Batmans, dem sie nun unbedingt auf die Spur kommen will…

Autor und Zeichner Cliff Chiang, u.a. bekannt durch „Paper Girls“ (dt. bei Cross Cult), wofür er auch 2016 mit einem Eisner Award ausgezeichnet wurde, nutzt bei seiner Catwoman Mini-Serie einen Kniff, den wir bereits aus Frank Millers „The Dark Knight Returns“ kennen: Er siedelt die Handlung in einer nicht näher benannten Zukunft bzw. in einer Alternativ-Welt an (eher letzteres, worauf die Kinowerbung zu „The Mark of Zorro“ hinweist) und kann so seine Charaktere neu ausrichten, losgelöst von storytechnischen „Altlasten“, aber auch ohne deren Wesenszüge komplett zu verändern. Die Figuren sind älter und werden damit nicht nur von ihren Gegnern geplagt. Nachdem wir den Schock über Batmans Tod verdaut haben, treffen wir mit Selina nach und nach frühere Weggefährten in teilweise neuen Rollen, von Harvey Dent bis zu Killer Croc, der inzwischen am liebsten in Bars abhängt und von alten Zeiten träumt.

Selina will den Status Quo nicht auf sich beruhen lassen. Two-Face als Bürgermeister ist ihr suspekt. Sie verbündet sich mit (wortwörtlich) „alten“ Bekannten, die zum Teil in andere Branchen gewechselt sind, um das Geheimnis um „Orpheus“ zu ergründen, das Batman offenbar so wichtig war, dass er im Angesicht des Todes davon sprach – in Rückblenden werden nach und nach die Geschehnisse der „Nacht der Narren“ (den „Tag der Narren“ feierten bekanntlich bereits Grant Morrison und Dave McKean), die noch weitere prominente Opfer forderte, geschildert. Dazu schlüpft sie mit altersgerecht gepimpter Ausrüstung (auch das eine Dark Knight-Reminiszenz) und immer wieder reichlich Ironie (Stichwort „Gelenktee“) einmal mehr wieder in ihr Alter Ego und stemmt sich so auch der „Big Brother“-Überwachung Gothams mit Robocop-ähnlichen Söldnern in pervertierten Batman-Uniformen entgegen.

Der großformatige Hardcover Band im Album-Format bringt wieder einmal die Zeichnungen, die eine spröde und kühle Eleganz auszeichnet, bestens zur Geltung. Seine gealterte Catwoman kommt sympathisch rüber. Zwar plagen sie schon diverse Zipperlein, von ihrer zielgerichteten Sturheit und Eigenwilligkeit hat sie jedoch nichts eingebüßt. Und es macht (Lese-) Spaß, immer wieder alte Bekannte zu treffen und deren neue Rollen samt Werdegang kennenzulernen, wobei v.a. in der zweiten Hälfte des Bandes Spannung und Action nicht zu kurz kommen. Der Black Label-Band beinhaltet die beiden ersten Kapitel von „Lonely City“ und ist auch in einer auf 333 Exemplare limitierten Variant-CoverFassung erhältlich. Bis zum Finale müssen wir uns noch etwas gedulden: Band 2 kommt erst Mitte Oktober – das abschließende vierte Kapitel ist auch in den USA noch nicht erschienen. (bw)

Catwoman: Lonely City, Band 1
Text & Bilder: Cliff Chiang
108 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
20 Euro

ISBN: 978-3-7416-2760-6

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