Nach Jahrelanger Abwesenheit auf dem Deutschen Comic-Markt erfährt Lee Falks 1936 erdachte Figur des scheinbar unsterblichen wandelnden Geistes hierzulande eine kleine wie vielfältige Renaissance. Denn neben dem Phantom-Magazin aus dem Hause Zauberstern, das jetzt im Dezember bereits in die zehnte Runde geht, gibt es einen Sekundärband in der Edition Alfons, Neuauflagen von Phantom-Storys aus der Feder von „Malcolm Max“-Autor Peter Mennigen bei Wick Comics und klassische Lee Falk-Abenteuer im ECR-Verlag. Und in Kürze bringt Kult Comics die von Jean-Yves Mitton (u.a. „Mikros“ und „Vae Victis“) für das schwedische Phantom Magazin gezeichneten Geschichten in einer Gesamtausgabe heraus.
Die neunte Ausgabe des Phantom Magazins beinhaltet zuerst wieder Material des US-Verlags Moonstone Books, und zwar das zweite Phantom Annual aus dem Jahr 2008. In „Betondschungel“ jagen Schergen auf Geheiß des schurkischen Geschäftsmannes Arthur Locke nach der Aheedah-Wurzel, die nur in Bangalla wächst. Der genaue Ort ist geheim, nicht ohne Grund: Denn der Konsum der Wurzel ruft Halluzinationen hervor, außerdem kann man daraus eine Droge zur Gedankenkontrolle basteln. Kein Wunder also, dass allerhand zwielichtige Gestalten und Gruppierungen daran interessiert sind, mit der Wurzel Schindluder zu treiben. Nicht nur Phantom will das verhindern, sondern auch der Magier und Illusionist Mandrake mit dessen Sidekick Lothar, mit denen er sich bald zusammentut.
Ein Crossover zwischen Lee Falk-Figuren. Oder ein Team-Up – wie man will. Mandrake – in den spärlichen Deutschen Publikationen gerne auf „Mandra“ gekürzt, warum auch immer – wurde von Falk tatsächlich noch vor Phantom erdacht, nämlich bereits 1934 gemeinsam mit Zeichner Phil Davis. Die Figur wurde schnell populär und schon 1939 mit einem zwölfteiligen Kino-Serial bedacht. Hier im Annual dröseln die Charaktere die Story um die gefährliche Drogen-Pflanze von zwei Seiten auf. Mandrake und Lothar in New York, wo Lothars Vetter von der „Wurzel-Mafia“ ermordet wird und Phantom im Dschungel von Bangalla, wo er sich dem Söldner-Trupp stellen muss. Die Zeichnungen von Samicler Concales reichen dabei leider nicht an vorherige Phantom-Storys aus dem Hause Moonstone heran und kommen immer wieder holprig und statisch daher.
Danach folgen wieder zwei Abenteuer mit dem wandelnden Geist, die 2006 in den Daily Strips erschienen sind. In „Die Rückkehr der Python“ bekommt es Phantom mit einem alten Feind zu tun: Chatu, auch die „Python von Bangalla“ genannt. Der ehemalige Wambesi-Prinz, der den falschen Weg einschlug und zum eiskalten Killer wurde. 15 Millionen Dollar Kopfgeld, die auf ihn ausgesetzt sind, hindern ihn nicht, per Kampfhubschrauber in Bangalla einzudringen. Denn er denkt, dass Phantom tot ist. Natürlich wird er bald eines besseren belehrt. Die Story spielt hier mit dem Unsterblichkeits-Mythos um den Wandelnden Geist („Der Mann, der nicht sterben kann, kann einfach nicht sterben!“), bis sich dann doch noch ein Katz-und-Maus-Spiel entwickelt, ein Duell, das ausführlich inszeniert ist.
„Sklavenhändler“ ist die stärkste Story dieser Ausgabe des Phantom-Magazins und greift dann eine nur allzu aktuelle Thematik auf: billige Arbeitskräfte, die von skrupellosen Schleppern illegal ins Land gebracht werden. Im Hintergrund ziehen dabei die Fäden ein gewisser „Doorman“ sowie der korrupte Unterstaatssekretär Denton. Natürlich macht sich Phantom ran, die Schurken zur Strecke zu bringen und die wie Sklaven gehaltenen Illegalen vor ihrem Los zu bewahren, wobei ihm wieder Bangallas Präsident Lamanda Luaga zur Seite steht… Die Zeichnungen von Paul Ryan sind wieder gewohnt detailliert, wobei natürlich das enge Gerüst eines Zeitungs-Strips mit seinen starren Panels der graphischen Entfaltung Grenzen setzt. Am 12. Dezember erscheint Heft 10 – ein kleines Jubiläum – erstmals mit Phantom-Abenteuern aus dem Hause DC. Wir sind gespannt. (bw)
Phantom Magazin, Heft 9
Text: Mike Bullock, Kevin Grevioux, Tony DePaul
Bilder: Samicler Concales, Paul Ryan
100 Seiten in Farbe, Magazinformat
Zauberstern Comics
9,99 Euro
