Post Americana (Cross Cult)

November 8, 2022
Post Americana (Cross Cult), von Steve Skroce

Make America great again! Und zwar mit Gewalt. Die „große Rückforderung“ Amerikas ist der Plan des selbsternannten US-Präsidenten und irren Psychopathen Nathaniel Hawkesworthe. Der herrscht bisher freilich nur über die sogenannte „Bubble“, einen ausgehöhlten Berg, in den eine unterirdische Stadt gebaut ist. Dort fand vor etlichen Jahrzehnten die Geldelite des Landes Unterschlupf, während sich draußen die Apokalypse ihren Weg bahnte. Draußen – das sind heute die Ödlande, wo Anarchie und das Recht des Stärkeren gelten. Und die will Hawkesworthe nun erobern, indem er sie und ihre Bewohner dem Erdboden gleich macht. Aber nicht alle Bewohner der Blase ziehen am gleichen Strang. Nach einem Anschlag auf den Präsidenten und die Invasionsarmee entkommt der Rebell Mike der Bubble und trifft in den Ödlanden auf die taffe Carolyn, die tatsächlich ebenfalls noch eine Rechnung mit Hawkesworthe offen hat…

Das Eingangs-Setting in Gestalt eines dystopischen, post-apokalyptischen Endzeit-Abenteuers ist im Prinzip sattsam bekannt: Die, die in ihrer moralisch verkommenen und abgeschotteten Elite-Gesellschaft alles haben gegen jene, die tagtäglich um ihr Überleben kämpfen müssen. So sehen sich Mike und Carolyn in den populären Ödlanden, in denen (als Einöde bezeichnet) auch schon die Avengers zu Gange waren, mit verrohten Kannibalen-Horden oder durchgeknallten Plünderern konfrontiert, ehe sie ihren Plan gegen Hawkesworthe und die Bubble angehen können. Dann, als man auf Marcy, eine vermeintliche Verbündete, trifft, nimmt die Story eine überraschende Wendung. Waren Charaktere und diverse Begegnungen schon eingangs skurril (Stichwort Killer-Hühner und Flying Fuck), setzt Autor und Zeichner Steve Skroce (u.a. „We stand on Guard“ und etliche Arbeiten für Marvel) noch einen drauf. Denn Marcy ist die „Herrin“ über die längst vergangenen und einstmals populären Figuren der Wonder Studios. Disney meets Marvel – mehr verraten wir nicht.

Jetzt kann man Teile der Story als Parabel auf die immer weiter auseinander triftende amerikanische Gesellschaft verstehen. Später gepaart mit ironisch dargebrachten Superhelden-Motiven (Marvel gehört ja bekanntlich Disney) und ganz viel schwarzem Humor, sei es in Form von expliziten Splatter-Effekten oder Kindchen-Schema-Figuren, die aufgrund falscher Polung Erwachsenen-Sprech radebrechen. Oder man nimmt die Story einfach als großen wie blutigen Spaß, als kurzweiliges Blutbad, bisweilen nahe an der Schmunzel-Trash-Grenze, durchzogen von fulminant inszenierten Action-Sequenzen, in einem feinen Strich und mit etlichen Details gezeichnet und damit bisweilen sogar an den Stil von Geof Darrow erinnernd (die Farben stammen einmal mehr von dem vielfachen Eisner-Gewinner Dave Stewart). Und das kitschig inszenierte Ende passt dazu wie die Faust aufs Auge. „Make America great again“ mal ganz anders. Der Band beinhaltet alle sieben Hefte der Reihe, die 2020/2021 in den USA bei Image erschienen sind. (bw)

Post Americana
Text: Steve Skroce
Bilder: Steve Skroce, Dave Stewart (Farben)
168 Seiten in Farbe, Hardcover
Cross Cult
25 Euro

ISBN: 978-3-96658-785-3

Tags: , , , , , , , , ,

Comments are closed.