Der Mann, der die Welt erfand (Splitter)

Februar 14, 2022
Der Mann, der die Welt erfand (Splitter Verlag)

Irgendwann in der Zukunft steht es schlecht um die Welt. Außerirdische Invasoren dringen in das Sonnensystem ein, bedrohen die Erde und damit die Menschheit. Mit einer waffenstarrenden Übermacht, gegen die die Verteidiger der Erde aller Wahrscheinlichkeit nach nichts entgegenzusetzen haben. Eine mehr als brisante Lage, die dennoch warten muss. Denn die Story widmet sich zuerst ausgiebig ihren beiden Hauptpersonen: Lieutenant Charlene „Charlie“ Barrymore und Captain John Bowman (!). Sie eine Programmiererin bei der Army, die dringend eine Verschnaufpause braucht, er ein ehemaliger Weltraumnavigator, den seltsame Alpträume plagen. Beide begegnen sich auf DAK 3, einer künstlichen, paradiesischen Insel, die als Erholungsort für Soldaten dient. Beide sind sich schnell sympathisch und beschließen schließlich, die Insel, auf der sie ständig unter Beobachtung stehen, eigenmächtig zu verlassen…

Klingt bisher nicht sehr aufregend und tatsächlich dauert es etwas, bis die Story, sprich die Geschichte um Charlie und John, durch ein unerwartetes Ereignis gehörig an Fahrt aufnimmt. Routinier Rodolphe nimmt sich lange Zeit, erzählt ausführlich, wie sich die beiden näher kommen (wobei John die Dame eher als Kumpel betrachtet) und einige unbeschwerte Party-Tage in New York verbringen. Natürlich spürt man als Leser, dass hier an der Szenerie etwas faul ist. Mit dem Easy Living der Protagonisten baut sich immer mehr Argwohn auf. Die Science Fiction Elemente treten hierbei zunächst dezent in den Hintergrund, seltsamerweise ebenso wie der interstellare Konflikt, der zwar immer wieder zur Sprache kommt, dessen Brisanz den Menschen aber offenbar kaum kommuniziert wird. Der letzte Teil dieses Einzelbandes wird dann – ohne zu viel verraten zu wollen – ganz anders, hierzu verweisen wir auf den Titel…

Natürlich umweht den Navigator ein Geheimnis. Die seltsamen Träume, sein unkonventionelles Wesen, das auf Charlie Eindruck macht, die ständige Überwachung durch Unbekannte. Irgendwas ist im Busch, irgendwas Gewaltiges, in dessen Mittelpunkt John Bowman steht – und so treibt die Neugierde das Lesen an. Dass John dabei den Nachnamen des Protagonisten aus Kubricks 2001 trägt, dem ebenfalls (Alp)traumhaftes und Surreales widerfährt, ist dabei sicher kein Zufall. Das Duo Rodolphe und Marchal tritt üblicherweise als Trio auf, ergänzt durch Autor und Zeichner Leo (siehe „Amazonia“ und „Namibia“). Hier legen Rodolphe und Marchal eine Arbeits-Pause von ihrem Kollegen ein, wie dieser in dem Vorwort zu dem Band erläutert. Marchals Zeichnungen sind realistisch, dabei angenehm unprätentiös und unterstreichen so das natürliche, reduzierte Science Fiction Setting. Bis dann alles anders wird. Aber lest selbst. (bw)

Der Mann, der die Welt erfand
Text: Rodolphe
Bilder: Bertrand Marchal
80 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
19,80 Euro

ISBN: 978-3-96792-174-8

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