Prinz Eisenherz, Band 25: 2019/2020 (Bocola)

Juni 15, 2021

Königin Makeda von Ab’Saba weilt zu einem Staatsbesuch auf den Nebelinseln. Der wahre Grund ihrer Visite ist jedoch privater Natur: sie will das Exil ihres Geliebten Bukota aufheben. Gleichzeitig bedrängen sie mächtige Adelsfamilien, die versuchen die Königin und damit die Macht zu kontrollieren. Der Heiler Fewesi entpuppt sich dabei als besonders „ehrgeizig“, richtet unter der Gesandtschaft Ab’Sabas ein Massaker an und entführt die Königin kurzerhand nach Ägypten, hartnäckig verfolgt von Bukota und Eisenherz. Nach dieser Wüstenepisode und zurück auf den Nebelinseln beschließen Eisenherz und Aleta, dass es an der Zeit ist, gemeinsam mit Sohn Nathan nach Camelot zurückzukehren. Doch schon gleich nach der langen Überfahrt nach Britannien mischen sie sich in eine heikle Dorfangelegenheit ein: Der örtliche Baron ist unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen. Angeblich sollen zwei Frauen, die ohnehin als Außenseiterinnen, als Hexen im Dorf geschmäht werden, am Tod des Adeligen Schuld tragen. Nach einem weiteren Todesfall droht die Situation endgültig zu eskalieren…

Der neue Eisenherz-Band aus dem Hause Bocola enthält die Jahrgänge 2019 und 2020, was gleichzeitig bedeutet, dass der Verlag nun in puncto Aktualität der Dauerserie auf dem neuesten Stand ist (die letzte Seite 4377 datiert vom 27.12.2020). Im Wesentlichen beinhalten die beiden Jahrgänge nach der epischen und ereignisreichen Asien-Reise zwei vergleichsweise kurze Erzählungen, in die jeweils Prinz Eisenherz und Teile seiner Familie involviert sind und in denen – wie es das Vorwort treffend bemerkt – jeweils starke Frauen eine Hauptrolle spielen. Zuerst führt die ritterliche Pflicht den Prinzen nach Nordafrika, wo er gemeinsam mit Bukota dessen Geliebte, die junge Königin Makeda aus den Klauen des Zauberers Fewesi befreit. Eines der Highlights – auch visuell – dieser recht gradlinig erzählten Episode ist der verzweifelte Kampf des Prinzen mit dem Löwenrudel. Dann, in Britannien angekommen, werden Eisenherz, Aleta und Nathan in eine Fehde verwickelt. Wie in einem Krimi ermitteln der Prinz und seine Frau, sondieren Verdächtige und untersuchen Spuren. Wobei Eile geboten ist, denn die Stimmung im Dorf wird immer aggressiver. Hier gesellt sich auch mit Ritter Gawain ein alter Bekannter dazu. Charmant wie eh und je.

Schon lange spielen diverse Familienmitglieder wichtige (Neben-) Rollen in den Episoden. Natürlich zuvorderst Aleta, die einmal mehr ihre magischen Fähigkeiten einsetzt, indem ihre Raben beispielsweise zum Fortlauf der Geschichte beitragen, als sie in Ägypten Eisenherz einen Fetzen Stoff bringen, um ihm den Weg zu weisen. Vanni, der Schwiegersohn des Prinzen, ist bewandt in Pflanzenheilkunde, ein Wissen, das in der Ägypten-Episode sogar wirtschaftlich gewinnbringend zum Tragen kommt. Und Nathan, der jüngste Sohn, der einst von Kaiser Justinian entführt wurde, beweist nicht nur sein Zeichentalent und seine Beobachtungsgabe, er zeigt auch bereits einen gefestigten Charakter. Auch andere Nebenfiguren werden nicht vergessen, seien es alte Recken wie eben Gawain oder Gundar Harl oder neue Charaktere, die auch nach „ihren“ Episoden weiter kleine Rollen spielen, wie der geläuterte Ab’Sabaner Ambelu, der Eisenherz nach Camelot begleitet und dort eine passende Aufgabe findet.

Zeichner Thomas Yeates, der die „Sage vom Singenden Schwert“ im April 2012 von Gary Gianni übernahm und der zuvor bereits ikonische Figuren wie Tarzan oder Zorro in Szene setzte, inszeniert den Klassiker in einem kräftigen Strich mit abwechslungsreichen Perspektiven in immer wieder großzügig gestalteten Panels. Dabei sorgen die fein abgestuften, nicht minder kräftigen Farben für eine bunte, mittelalterliche Welt und in den Nachtszenen oder im Schneegestöber für atmosphärische Dichte. Yeates und Autor Mark Schultz, seit 2004 an Bord, bleiben dem angenehm altmodischen Erzähl-Stil und damit der Serien-Tradition treu, die Hal Foster begründet hat und die dessen Nachfolger John Cullen Murphy fortsetzte. Kurze Geschichten wechseln sich mit langen Storybögen ab. Man lässt sich Zeit und gestattet, dass die Haupthandlung immer wieder von kleineren Episoden durchzogen wird, die sich nicht selten später als wichtig erweisen (wie bei dem Kaufmann in Ägypten). Neben Fantasy-Elementen, inzwischen fester Bestandteil, wird auch der schelmische Humor nicht vergessen, gerne auch in Form süffisanter Anmerkungen, etwa wenn es um den Austausch von Zärtlichkeiten geht. Gut zwei Jahre wird es jetzt bis zum nächsten Band wieder dauern. (bw)

Prinz Eisenherz, Band 25: Jahrgang 2019/2020
Text: Mark Schultz
Bilder: Thomas Yeates
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Bocola Verlag
24,90 Euro

ISBN: 978-3-946842-55-2

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