Eigentlich hätte das ein ganz normaler Auftrag für Slade Wilson sein können. Deathstroke will nur ein paar hausbesetzende Faschos aus einer Kirche schmeißen – nur um festzustellen, dass die fromme Gemeinde sich längst in Zombies verwandelt hat. Die Anti-Lebens-Formel, die Darkseid entfesselt und via Internet wahrlich viral verbreitet hat, macht auch vor den Schurken der Welt nämlich nicht Halt. Dank seiner formidablen Heilungskräfte übersteht Herr Wilson allerdings die Attacke und macht sich flugs auf nach Gotham, um dort seine Tochter Rose alias Ravager aus dem Schlamassel zu holen. Das klappt allerdings nur bedingt, nachdem ein Zombie-Manbat den wartenden Hubschrauber ordentlich zerlegt. Da naht Rettung in Form des Mirror Master, der den beiden Kämpen eröffnet, dass sich eine Handvoll Rest-Menschen auf eine entlegene Insel vor der Küste absetzen konnten.
Durchs Spiegeluniversum langt man flugs auf der Insel an, wo eine bunte Bande wartet: unter der Führung von Vandal Savage schmieden Captain Cold, Cheetah, Solomon Grundy, der Creeper, Shiva, Deadshot und Bane Pläne gegen das untote Kroppzeug. Das attackiert denn auch alsbald in Form einer zombifizierten Wonder Woman, die ein selbstloser Leonard Snart nur kurzzeitig aufhalten kann – aber er kauft seinen Spießgesellen genügend Zeit, um sich via Spiegeluniversum in ein Waisenhaus in Blüdhaven abzusetzen, in dem sich andere noch menschliche Wesen verborgen halten. Die entpuppen sich als Commissioner Gordon, Jason Todd als Red Mask und Cassandra Cain in ihrer Rolle als Batgirl – und schnell schmieden Helden und Schurken aus der Not heraus eine Allianz gegen die anrennenden Untoten. Der Plan ist dabei so waghalsig wie heroisch: per Batmobil und zwei Schulbussen möchte man sich noch Gotham durchschlagen, wo in einem von Poison Ivy künstlich erschaffenen Dschungel ein letztes Refugium lockt…
Nachdem die Zombies in Tom Taylors DCEased (hierzulande erschienen unter dem weniger wortspielerischen Titel „Der Zombie-Virus“) bereits die gesamte Heldenlandschaft des DC-Universums einmal auf links drehte und dabei einmal mehr die Frage aufwarf, was geschieht, wenn übermächtige Wesen völlig außer Kontrolle geraten („Watchmen“ bis „The Boys“ lassen grüßen), lässt er nun im Sequel „DCEased: Unkillables“ die andere Fraktion antreten. Das Thema wird dabei auch inhaltlich auf den Kopf gestellt: wie würden sich eigentlich selbstsüchtige, menschenverachtende und gewissenlose Gestalten verhalten, wenn auf einmal ein übermächtiger Feind alles bedroht? Dass angesichts einer universellen Gefahr auch Lumpensöhne zu Heldentaten fähig sind, das ist nichts wirklich Neues unter der fiktiven Sonne von Film, Literatur und Comic, aber Taylors Kunstgriff besteht darin, dass die Verbrecher ihre ureigenen Fähigkeiten (wie Deathstrokes Heilkräfte, Cheetahs genaue Kenntnis von Wonder Womans Stil und Shivas Kampftechnik) nutzen und auch an die zu beschützende Kinderschar weitergeben, um zumindest den Hauch einer Überlebenschance zu haben.
Dass die Rettung dann in Form einer durchaus überraschenden Figur eintritt, gibt dem Ganzen einen wunderbaren Twist, wobei auch durchaus bewegende Momente wie die Danksagung der Kinder an ihre Retter, die sie nie als Schurken kennenlernten, nicht fehlen. Nicht ganz so apokalyptisch-ausladend und dekonstruktiv wie Teil 1, liefert „Unkillables“ dennoch eine feine Weiterführung von Tom Taylors Gedankenspiel, das von Karl Mostert knallig-klassisch inszeniert wird. Der vorliegende Band versammelt die US-Ausgaben „DCEased: Unkillables“ 1-3 und somit die komplette Mini-Serie von 2020, der Taylor mit „DCEased: Hope at World’s End“ und „DCEased: Dead Planet“ mittlerweile noch weitere Ergänzungen angedeihen ließ. Alternativ zur SC-Ausgabe stellt Panini noch eine auf 555 Stück limitierte Hardcover-Variante des Bandes zur Verfügung.(hb)
DC Horror: Schurken gegen Zombies
Text: Tom Taylor
Bilder: Karl Mostert
140 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
17 Euro
ISBN: 978-3-7416-2017-1