Eigentlich ist ihre Schicht bereits zuende, aber die Detectives Driver und Fields vom GCPD gehen einer heißen Spur im Fall eines entführten Mädchens nach. Doch statt des Entführers stehen sie unverhofft vor Victor Fries, alias Mr. Freeze, der Fields kaltblütig (sorry, der musste jetzt sein) tötet. Natürlich heften sich sofort sämtliche Polizisten Gothams an Freezes Fersen, doch die Ermittlungen gehen allesamt ins Leere. Keine der einschlägigen Quellen weiß etwas, oder gibt etwas preis. Freeze bleibt verschwunden. Am Ende des Tages steht nur fest, dass Freeze einen großen Coup plant. Offenbar zu groß für das GCPD, weshalb man sich gezwungen sieht – gerne macht man’s nicht, schon der Polizisten-Ehre wegen – Batman hinzuzuziehen.
Nach dem Freeze-Fall wird der noch immer verletzte Driver einer neuen Partnerin, Detective Romy Chandler, zugeteilt. Bonnie Lewis, das entführte Mädchen, ist inzwischen ermordet aufgefunden worden. Das Duo entdeckt Ungereimtheiten und ermittelt im privaten Umfeld des Mädchens. Es gibt mehrere Verdächtige, die nach und nach ausscheiden (oder doch nicht?): die reiche Familie, bei der Bonnie als Kindermädchen arbeitete, mobbende Klassenkameraden und ein Obdachloser, dem sie Bücher lieh. Und dann ist da noch der vermeintliche Superschurke Firebug, ein gefährlicher Brandstifter, der das komplette GCPD auf Trab hält…
Der erste Band der Neuauflage bringt zwei separate Fälle, die dann doch miteinander in Verbindung stehen. Dabei treten die uns bekannten Helden Gothams in den Hintergrund oder erscheinen nur in Nebenrollen: Commissioner Gordon ist im Ruhestand – wir sehen ihn nur bei einer Ehrung – und Batman hat nur einige, wenn auch entscheidende, Kurzauftritte. Trotzdem werfen beide lange Schatten. Gordon hat die Beamten des GCPD noch selbst ausgesucht und ausgebildet. Und Batman ist ein nicht unbedingt beliebter, aber gerade wenn es gegen Superschurken geht, dringend benötigter Helfer, der dann die Arbeit der Polizei beendet aber auch beschneidet. Als beinahe notwendiges Übel, ein Dorn im Auge der Ermittler, die lieber ‚by the book‘ vorgehen und den Täter konventionell überführen möchten. Natürlich werden dabei auch bekannte Cop-Klischees bemüht: man zieht sich gegenseitig auf, schlürft Unmengen an Kaffee, isst Donuts und geht nach erfolgreichen Festnahmen gerne in die Bar zum gemeinsamen feiern.
Einen ersten Anlauf, die Reihe zu veröffentlichen, unternahm Panini bereits 2004, jedoch blieb es bei Band 1, der die ersten fünf US-Hefte umfasste (wie jetzt auch). Eigentlich unerklärlich, zumal gleich drei Eisner-Preisträger an der Serie beteiligt sind: Ed Brubaker kennen und schätzen wir von seinen Noir-Serien ‚Criminal‘ und ‚Fatale‘, Greg Rucka schrieb neben diversen Superhelden-Comics auch ‚Whiteout‘ und ‚Queen & Country‘ und Michael Lark (den man auf dem Cover der Softcover-Ausgabe leider vergessen hat) ist u.a. als Zeichner von ‚Batman: Neun Leben‘, ‚Terminal City‘ und ‚Scene of the Crime‘ (auch mit Ed Brubaker) bekannt. Sein Zeichenstil erinnert wohlig an David Mazzucchellis ‚Batman: Year One‘ und ist mit seinem großzügigen Einsatz von Schwarz und dem Fehlen jeglicher Grautöne wie geschaffen für düstere Sujets.
Gotham Central diente als Inspiration der erfolgreichen TV-Serie Gotham. Der große Unterschied besteht darin, dass die TV-Serie viel früher angesiedelt ist und man quasi die Origin der Superschurken geliefert bekommt, während Gotham Central ein fertiges Batman-Universum präsentiert. Beiden ist gemeinsam, dass Polizisten die Hauptrolle spielen und die Fälle aus deren Blickwinkel geschildert werden. Band 2 erscheint noch im Dezember. Für Sammler-Regale existiert auch eine auf 444 Stück limitierte HC-Ausgabe. (bw)
Gotham Central, Band 1: In Erfüllung der Pflicht
Text: Ed Brubaker, Greg Rucka
Bilder: Michael Lark
124 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
14,99 Euro
ISBN: 978-3-95798-483-8