Alice Matheson, Band 6 (Splitter)

April 27, 2020
Alice Matheson, Band 6 (Splitter Verlag)

Schlussakkord für die kranke Schwester: Alice Matheson versucht gerade wieder einmal, einer Dame beim Übergang ins Jenseits „behilflich“ zu sein. Aber die krebskranke Morgane Baker mag, wie so viele in letzter Zeit, nicht tot bleiben. Problem nur: kein Zombie weit und breit, der die gute Morgane hätte infizieren können. Gemeinsam mit Schwerenöter Jordan Barry verfolgt sie also die Theorie, die sie seit Anfang der ganzen Malaise beschlichen hatte. Das verbindende Element aller Befallenen scheint zu sein, dass sie Bluttransfusionen aus dem Fundus des Krankenhauses erhalten haben – und dieses Blut scheint verseucht gewesen zu sein. In den oberen Etagen trifft das ungleiche Duo auf Roden und Lang, die im Auftrag der rabiaten Forscherin Pingletown die ebenso erstaunliche Entdeckung machen, dass das Virus im Blut der lebenden Toten definitiv künstlichen Ursprungs ist. Barry und Alice sind allerdings wenig willkommen mit ihrem Versuch, Blutproben an Ratten testen zu können, weshalb Alice einen gewagten Ausbruchsversuch unternimmt und per Auto durch die Horden von Zombies prescht, die sich mittlerweile überall in London ausbreiten. Gemeinsam mit Barry geht sie der unheilvollen Sache zu Hause im improvisierten Labor endgültig auf den Grund und macht dabei nicht nur eine erstaunliche Entdeckung…

Vorhang für Alice Matheson! Die massenmörderische, pathologische gefühlskalte Schwester avanciert nach Band 5, in dem der Videogaming-Geek Sam Gibbs im Mittelpunkt stand, in dieser letzten Episode (auf die wir durchaus lange warten mussten – die letzte Folge konnten wir 2017 bestaunen) wieder zur Protagonistin. Dass diese ganze Zombieplage kein Zufall ist, das stand ja schon seit Beginn der Ereignisse felsenfest. In der Auflösung aber unterläuft Jean-Luc Istin (u.a. „Die Meister der Inquisition“, „Die Nacht der lebenden Toten“) ganz bewusst diverseste Klischees aus der Monster-Mottenkiste. Barry äußert lautstark die Vermutung, dass man hier doch sicherlich Supersoldaten habe züchten wollen, dass hier ein geheimes Regierungs-Experiment schiefgelaufen sei oder dass man schlichtweg mit einem Mad Scientist zu tun habe – aber Alice kontert diese Resident Evil/World War Z-Anflüge schlicht mit der Äußerung, dass ein ganz privates Motiv hier den Ausschlag gegeben haben dürfte.

Dabei streut Istin jede Menge roter Heringe aus, angefangen vom zwielichtigen Oberarzt und Krankenhauschef Skinner, der vielleicht so heißt wie der Chef der Agenten Mulder und Scully, aber viel zu schuldig wirkt, um wirklich der Missetäter zu sein, bis hin zur unsympathischen Bitch Pingletown, die natürlich auch nur ein Ablenkungsmanöver ist. Wer schlussendlich hinter der Chose steckt, die am Ende dann doch irgendwie wieder ins Lot kommt, das wollen wir hier spoilermäßig einmal für uns behalten – aber dass Alice ganz und gar nicht das erblich chancenlose Kind von Massenmördern ist, sondern sich am Ende unverhohlen auf die nächsten Untaten freut, das verkünden wir düster-frohgemut. Somit also ein würdiger Abschluss der Serie, der von Philippe Vandaële (der auch Band 1 zeichnete) standesgemäß inszeniert wird – inklusive einer apokalyptischen Doppelseite des von Zombies überrannten London. Dass die verlassenen Straßen, Ausgangssperren und Lockdowns fast schon prophetisch das aktuelle Bild in Zeiten der Krise zeichnen, das lassen wir als Wink des Schicksals ebenfalls unkommentiert. Spooky. (hb)

Alice Matheson, Band 6: Der Ursprung des Übels
Text: Jean-Luc Istin
Bilder: Philippe Vandaële
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-95839-305-9

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