Spider-Man vs. Mysterio (Panini)

August 7, 2019
Spider-Man vs. Mysterio (Panini)

Anlässlich des aktuellen Spider-Man Kinofilms „Far from Home“, in dem unser beliebter Wandkrabbler nicht nur Europa unsicher macht, sondern auch erstmals auf den Schurken Mysterio trifft, veröffentlicht Panini eine kleine Anthologie mit Geschichten rund um den klassischen Spinnengegner, der sein Schurken-Debut schon 1964 in Stan Lees und Steve Ditkos „Amazing Spider-Man“ #13 feierte (und der bereits in ASM #2 als „Privatperson“ auftauchte). Der Meister der Illusion, wie man ihn gerne nennt, der mit bürgerlichem Namen Quentin Beck heißt, besitzt keine Superkräfte an sich. Vor seiner „Schurken-Karriere“ war er Special Effects-Mann beim Film, ehe er sein Wissen um Spezialeffekte und etliche andere Illusions-Gimmicks auf der falschen Seite des Gesetzes einsetzte, nur um immer wieder zu scheitern und meist von Spider-Man in seine Schranken in Form von schwedischen Gardinen verwiesen wurde.

Der Band beginnt nicht wie üblich bei solchen Ausgaben mit dem ersten Auftritt in besagtem Heft, sondern mit einer modernen Neuerzählung der Origin Mysterios, die gleichzeitig eine unverhohlene Hommage an den Special Effects Magier Ray Harryhausen ist („Earth vs. Flying Saucers“, „Clash of the Titans“). Danach folgt ein klassischer Zweiteiler von Stan Lee und John Romita Sen. von 1968 aus Amazing Spider-Man 66 und 67, die Zeit als die Stacys noch lebten. Mysterio will sich an Spider-Man für die letzte Schmach rächen und fühlt sich mächtiger denn je – was er dem Leser zu Beginn auch lang und breit erklärt. Als er Spider-Man zu sich lockt, schrumpft er ihn auf 15 cm und platziert ihn inmitten eines Horror-Miniatur-Vergnügungsparks. Und Spidey hat kräftig zu knabbern, bis er erkennt, was hier Illusion und was echt ist. Die zahlreichen Nebenschauplätze, bzw. klassische Serienzutaten – Peters Geld- und Beziehungssorgen, JJJ‘s Wutausbrüche, der Ärger mit Harry (bzw. mit dessen Vater Norman Osborn, der gerade vergessen hat, dass Peter Spider-Man ist), Tante Mays Schwächeanfall – erinnern daran, wie dicht und Story übergreifend die Geschichten damals von Stan Lee gestrickt wurden.

Jetzt folgt ein großer Sprung in die Spider-Man Neuzeit ins Jahr 2001 zum Dreiteiler „Das Mysterio Manifest“. Quentin Beck gilt als tot. Seine Ex-Freundin Betty versucht, mit Mysterio-Devotionalien (wie schlecht gemachten Action-Figuren) über die Runden zu kommen. Spider-Man und Daredevil werden von einem Unbekannten, der sich als Mad Jack (der neue Jack O’Lantern) entpuppt, entführt und in Flüssigkeitstanks gesperrt, wo sie surreale Tagträume durchleben, die sich erschreckend real anfühlen. Kann es sein, dass Mysterio hinter der Sache steckt? Ist Beck doch nicht tot oder trägt ein anderer das Mysterio-Kostüm? Auch hier arbeitet die Story wieder mit Illusionen und Täuschungen, die jedoch Spider-Man und Daredevil rechtzeitig durchschauen…  Weiter geht’s mit dem nächsten und letzten Dreiteiler „Mysterioso“, diesmal aus dem Jahre 2010 (Amazing Spider-Man 618-620). Die Maggia (so heißt die Mafia bei Marvel) macht schwere Zeiten durch. Etliche führende Mitglieder, darunter der Boss Silvermane mit seinem Cyborg-Körper, werden nach und nach durchaus originell aus dem Weg geräumt. Hammerhead, wechselt deshalb die Seiten und steht nun in den Diensten von Mr. Negative, dem vermeintlichen Drahtzieher. Doch wieder einmal ist alles anders. Denn Mysterio steckt hinter den vermeintlichen Morden, die allesamt von ihm inszeniert wurden…

Obwohl ein klassischer Schurke mit langer Historie, gehörte Mysterio nie zu meinen Favoriten unter den Spider-Man Gegenspielern, anders als beispielsweise der Grüne Kobold, der Geier oder Kraven der Jäger (der noch immer auf seinen ersten Film-Auftritt im MCU wartet). Das mag auch daran liegen, dass Mysterios „Kräfte“ beschränkt, bzw. jedes Mal auf Täuschungen und Illusionen aufgebaut sind. So ähneln sich die Storys immer wieder – nichts ist wie es scheint, was dann stets auch aufgelöst wird. Die beiden Dreiteiler zeigen, dass Mysterio als Gegner alleine nicht wirklich heftfüllend ist (auch die Lee/Romita Story ist schnell durchschaubar), weshalb neben Spider-Man andere Helden (wie Daredevil) und weitere Schurken (wie Mad Jack oder Silvermane) auftreten. Das bringt dann auch eine gewissen Komplexität ein, die sich v.a. bei der letzten Story zeigt („Mysterioso“), die obendrein von Marcos Martin klar und akzentuiert illustriert ist. Wer den Film gesehen hat und Mysterio noch nicht wirklich kennt, ist mit dem Band, der auch mit limitiertem Variant-Cover erhältlich ist, aber allemal gut bedient. (bw)

Spider-Man vs. Mysterio
Text: Stan Lee, Tom DeFalco, Dan Slott, Fred van Lente
Bilder: John Romita Sr., Lee Weeks, Marcos Martin,
Javier Pulido, Barry Kitson, Don Heck
204 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
19,99 Euro

ISBN: 978-3-7416-1195-7

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