All Star Batman, Band 3 (Panini)

Juni 8, 2018

Alfred Pennyworth stehen durchaus die wenigen verbliebenen Haare zu Berge, als sich der gute alte Mitternachtsdetektiv aufmacht nach Miami, um in der Stadt aus Hitze und Plastik nach einem brandheißen Diebesgut zu fahnden. Ein Vögelchen hat ihm nämlich gezwitschert, dass der Pinguin, Black Mask und Great White sich für ein Teil interessieren, an dem auch niemand anders als Thomas Elliot alias Hush Gefallen gefunden hat. Dem entlockt Batman die Information, dass es sich um die Genesis-Maschine handelt, mit der seinerzeit auch KGBeast gezüchtet wurde: eine perfide Methode, menschliche DNA zu manipulieren und Monster zu schaffen. Als Hush (der praktischerweise aussieht wie Bruce Wayne) stattet Batman der Versteigerung dann einen Besuch ab, der allerdings unerwartet verläuft: die drei Bieter kidnappen ihn und bieten ihm einen Pakt an.

Offenbar hat sich ein gänzlich weiterer Spieler die Maschine unter den Nagel gerissen, und was dieser Kollege mit dem Apparat anzustellen gedenkt, davor graut es sogar den Lumpensöhnen. So landet Batman in einem futuristischen U-Boot, in dem unter der Ägide von Tiger Shark das teuerste Spielcasino der Welt betrieben wird – und wo der mysteriöse Fiesling schon mit höchst wirkungsvollen Lasern wartet, bevor er Tiger Shark höchst effizient den Brustkorb aufschneidet und ihn per Zerquetschen des Herzens malträtiert. Das U-Boot geht hoch, Batman überlebt nur um Haaresbreite, während Alfred ganz andere Problem hat: er glaubt in einem der Beteiligten einen alten Weggefährten zu erkennen, der sein Leben maßgeblich geprägt hat…

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein… das kennt man ja (auch wenn schon das Werden nicht so ganz unproblematisch ist, wenn man den Prozess nicht nur anstößt, sondern bis zum Ende begleitet, wie alle wissen, die sich das schon mal gegönnt haben). Vaterfreuden der besonderen Art erlebt hier nun ein gänzlich unerwarteter Vertreter: nicht Batman selbst ist es, der in manchen Storylines ja schon mit seinem Sohn Damian leidvolle Erfahrungen machen musste und den Ra’s al Ghul eher widerwillig als Schwiegersohn des Dämons rekrutiert hätte. Nein, der treuliche Butler Alfred Pennyworth hegt im inneren Monolog Vatergefühle für seinen Schützling, den er nach dem gewaltsamen Tode seiner Eltern bekanntlich als Ersatzpapa aufzog. Die sattsam bekannte Butlerfigur des Alfred Thaddeus Crane Pennyworth (die – selbst in missratenen – Verfilmungen dank der Charakterköpfe Michael Gough, Michael Caine und Jeremy Irons zu den Highlights zählt) trat erstmals 1943 in den Seiten der Ausgabe 16 von Batman auf den Plan, wurde aber wohl ursprünglich von den Machern des Serials erfunden und eilends auch in die Comics eingeführt.

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Neben seinen Aufgaben als treulicher Diener und Haushälter bekam Alfred über die Jahre eine Historie im britischen Geheimdienst verpasst, die ihn zum durchaus schlagkräftigen Partner avancieren ließ, der teilweise auch in den seligen Ehapa-Ausgaben als Füllstory unter dem Titel „Batmans Butler Alfred“ herhalten musste. Den knorrigen Briten nun komplett ins Zentrum einer Story zu rücken, ist ein wunderbarer Kunstgriff, der Scott Snyder, Rafael Albuquerque und Rafael Scavone einen ganz eigenen Blick auf die Herkunft dieser Figur erlaubt, die er mit einer verlorenen Kindheit – der Vater agierte im fernen Amerika als Butler, während die Familie in London zurückblieb -, einer Flucht in die legitimierte Gewalt in Form von Spezialeinsätzen in Krisengebieten sowie einer Mentorfigur auflädt, die ambivalenter nicht sein könnte und teilweise an den Marvel-Kollegen Stick erinnert, der Matt Murdock unter die Fittiche nimmt.

Batman geht dabei teilweise durchaus ruppig mit seinen Kontrahenten um und schenkt sich auch selbst nichts, was Alfred in seinem fortlaufenden inneren Monolog teilweise besorgt, teilweise verständig begleitet, was eine faszinierende Innensicht des Charakters erlaubt, der immer mehr als Spiegel- und Vorbild des dunklen Ritters erscheint. Auch optisch tritt uns die Sache furios entgegen, in dynamischen, großflächigen Panels, in denen Albuquerque und Sebastian Fiumara die Dynamik des Geschehens ebenso einfangen wie die unterschiedlichen Zeitebenen spiegeln, in denen sich die Story in der Jetzt-Zeit sowie in Flashbacks in Alfreds Historie entfaltet. Wieder ein krachiger Beitrag zur Wiedergeburt des DC-Universums, das im Original 2017 in der Reihe All-Star Batman 10-14 als Storyline „The First Ally“ erschien. Dazu gepackt hat man noch die Story „Die Killer-Familie“, die als „Killers In Law“ ebenfalls in All-Star Batman unters Volk kam. Die Serie ist mit diesem Band beendet. (hb)

All Star Batman, Band 3: Der Verbündete
Text: Scott Snyder, Rafael Albuquerque, Rafael Scavone
Bilder: Rafael Albuquerque, Sebastián Fiumára
172 Seiten in Farbe
Panini Comics
17,99 Euro

ISBN: 978-3-74160-741-7

 

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