Entenhausen ist bekanntlich überall, somit auch in Bayern – und da überrascht es nicht, dass Onkel Dagobert und sein Tross auch auf der Wiesn anzutreffen sind. Ein Schelm, der luja dabei denkt, dass man just zum gerade eben vorübergegangenen größten Volksfest der Welt (wir wissen: es gibt viele angebliche Oktoberfeste, aber nur eine Wiesn) das Lustige Taschenbuch Mundart 1: Münchnerisch in zweiter Auflage nochmals in Richtung Donaldisten losgelassen hat. Das Prinzip ist dabei ähnlich wie beim zeitgleich ebenfalls wieder erschienenen Asterix auf Münchnerisch-Band: man versammelt einige Geschichten mit den sattsam bekannten Charakteren und verpasst ihnen eine möglichst genau phonetisch reproduzierte Dialektsprache. Hier haben wir es mit insgesamt acht Abenteuern zu tun, in denen die Entenhausener Crew in unterschiedlicher Besetzung aktiv wird.
Den größten Raum nimmt dabei der „Eiadanz im Oibnland“ (für Flachlandtiroler: Eiertanz im Alpenland) ein: Onkel Dagobert bringt auf der Wiesn einen Standbetreiber zur Weißglut, als er statt Brezn oder Steckerlfisch unbedingt einen Pfannkuchen verlangt und dann natürlich den Preis unerbittlich herunterhandelt. Nachdem der Verkäufer ihm die Ohren volljammert, so viel kosteten ja schon die Eier, wittert Dagobert eine Geschäftschance: ein windiger Erfinder hat eine Maschine entwickelt, die Bananenschalen angeblich in Eier verwandelt. Zusammen mit Donald und den Neffen wird der alte Geizkragen der „eisane Henna“ sogar habhaft, lagert diese aber dummerweise über Nacht in einem Museum für Oldtimer, in das die Panzerknacker einbrechen, um ein paar Autos zu klauen. So entsteht eine wilde Verfolgungsjagd bis in die Schweiz, immer auf der Spur der vermeintlichen Goldhenne…
In „Easdbeschdeigung“ heißt es dann: der Berg ruft! Micky und Goofy kraxeln auf dem Weißhorn umher und schaffen dank eines Ziegenbocks, der Goofy scheucht, tatsächlich die Erstbesteigung über die „Noadwand“. Im „Diät-Desasta“ muss der alte Schlemmer Franz Gans radikale Maßnahmen ergreifen, um an einem Fußball-Turnier des FC Entenhausen teilnehmen zu können. In „D’Geisdakud’schn“ kauft Onkel Dagobert das Schloss Nei Schwammschdoa, weil er dort einen Schatz vermutet, aber Gundel Gaukeley mischt gehörig mit. In drei Kurzgeschichten albern sich schließlich noch Donald und Dussel durch ihre Bergurlaube.
Sicherlich bereiten die „Übersetzungen“ diverser Entenhausen-Abenteuer aus der Feder der bewährten Autoren-Teams aus dem Francesc Bargadà-Studio einige Schmunzler, die Hauptproblematik der doch etwas herausfordernden Lesbarkeit der phonetischen Dialektumschreibung bleibt trotz kleiner Gebrauchsanweisung als Einleitung erhalten. Auch erfahrene Münchnerisch-Hörer dürften sich schwertun, auf Anhieb zu entschlüsseln, dass mit „oa Oa“ nicht die Wächter eines Green Lantern-Korps angesprochen werden, sondern schlicht „ein Ei“ gemeint ist. Der Sprach-Charme, den die Übersetzung durch Erika Fuchs versprühte, die ein ganz eigenes deutsches Idiom für die Bewohner von Duckburg entwickelte, fällt da leider etwas unter den Tisch.
Echtes Münchner Lokalkolorit kommt bestenfalls in den Szenen auf der Wiesn und in der Fußball-Episode auf, in der Franz einen lockigen Sportarzt namens „Doggda Woifart“ aufsucht – und Dagoberts Schloss-Erwerb spielt natürlich auf das Touristenmekka Neuschwanstein an. So bleibt ein harmloser Spaß, der als Nachklang auf die Wiesn – und meinethalben auch auf Oktoberfeste in der Uckermark und der mecklenburgischen Seenplatte – dienen kann, als solcher durchaus amüsant vorüberzieht und auch zum fairen Preis zu haben ist. (hb)
Lustiges Taschenbuch Mundart, Band 1: Münchnerisch
Text und Bilder: Francesc Bargadà-Studio
96 Seiten in Farbe, Softcover, Taschenbuch
Egmont Ehapa Verlag
4,99 Euro
ISBN: 978-3-8413-2408-5