Ist’s ein Mord? Eine Meucheltat? Eine Verschwörung? Dann ist es ein Job für den Meister-Inquisitor! Auf in die nächste Runde der Ermittler in Diensten des Ordens, der über das Reich Oszitanien wacht. In dieser Episode ist es der ebenso junge wie mächtige Aronn, der von seinem alten Lehrmeister Noriav in einer höchst dringlichen Angelegenheit kontaktiert wird: in der Handelsstadt Anderion wurden Priesterschaft der Drachen bestialisch ermordet. Insofern unpraktisch, als die Geistlichen gerade mitten im Ritual des Purpurmondes begriffen waren – dem Aufsagen der geheimen Zaubersprüche, die alleine verhindern, dass die gefürchteten Roten Drachen über die Stadt herfallen. Auch das Grimoire – das Buch, in dem die Beschwörungen aufgezeichnet sind – wurde vernichtet und es bleiben nur noch zwei Tage Zeit, um die Beschwörung zu vollenden.
In diesem Schlamassel kann nur noch einer helfen: Eliezer, ein angeblich verrückter, ehemaliger Inquisitor, der nach einem Mordversuch am Kaiser im Kerker sitzt. Eliezer kennt als einziger ebenfalls die magischen Verse, weshalb Aronn ihn aus seiner Haft entlässt und nach Anderion bringt. Während sich der Gardeoffizier Branhan mit dem umstrittenen Gast auf dem Weg zu den Tempelruinen der Roten Drachen macht, heften sich Aronn und sein Elf Eldurin an die Fährte der Assassinen. Die Spur führt alsbald ins Rotlichtviertel von Anderion, wo sich die beiden unversehens in tödlicher Gefahr wiederfinden…
Immer näher rückt die große Zusammenkunft aller Inquisitoren, die mit Band 6 dieser Reihe, der den Titel „Im Angesicht des Chaos“ Oszitaniens mächtigste Helden gemeinsam aufbieten wird. Getreu dem Grundprinzip neuer Fall, neues Ermittlerduo schickt Sylvain Cordurié, dessen Produktivität offenbar keine Grenzen kennt, aber hier noch einmal ein einzelnes Pärchen ins Rennen, das sich nach den Geheimnisvolle Insel/Horror-Ausritten in Folge 4 nun ausnimmt wie Crime Scene Investigation in Mittelerde. Neben den enormen Teleportations-Kräften des Inquisitors und der Elfen-Gabe, Materie zu formen, bringen Aronn und Eldurin nämlich auch jede Menge Forensik mit: die Leichen untersuchen sie akribisch nach Spuren der Tatwaffen, die sie auch tatsächlich finden und daraus dann einen Kompass schmieden, der den Weg zu Aufenthaltsort der Missetäter weist – quasi eine Art Heroic-Fantasy-Version eines GPS-Trackers.
Die eigentliche Inquisitor-Gabe, den Schuldigen direkt zu erkennen und ihn mit dem Schwert der Wahrheit zu richten, tritt hier zurück hinter Ermittlungen, die bald in eine ordentliche Action-Story wandern, als sich Aronn und Eldurin von einer gewaltigen Verschwörung bedroht sehen. Die Schreckensherrschaft der Drachen mischt dazu typische Fantasy-Elemente (Smaug lässt grüßen), die Jean-Charles Poupard auch optisch in den Inszenierung vor allem der verfallenen Tempelanlagen einfließen lässt, die sich ausnehmen wie der Eingang zu den Minen von Moria. Abgerundet wird das Ganze durch einen Touch Superhelden, als sich ein gewaltiger Mannlander ins Geschen wirft, der nicht umsonst aussieht wie ein gewisser Dr. Banner, wenn man den etwas zu sehr auf die Palme bringt. Wie immer ein schmissiges Lesevergnügen, abwechslungsreich durch die neuen Aspekte des Ermittlerduos sowie die jeweils leicht anders gelagerten Story-Bögen, fein inszeniert und in sich abgeschlossen. Wir sind endgültig gespannt, welches Chaos bald auf uns wartet. (hb)
Die Meister der Inquisition, Band 5: Aronn
Text: Sylvain Cordurié
Bilder: Jean-Charles Poupard
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro
ISBN: 978-3-95839-212-0