Odyxes, Band 2 (Splitter)

Dezember 16, 2016

Odyxes, Band 2 (Splitter)

Fassen wir die kuriose Ausgangslage zusammen: Inzwischen ist Oscar Rimbaud bei Colonel MacFarlane als Metallurg beschäftigt. Anders gesagt: Odyxes ist die rechte Hand des Pharao. Denn beides sind Zeitreisende wider Willen. Der eine, Oscar alias Odyxes, ist ein angehender Arzt aus Paris, der einfach nur wieder in seine Zeit zurück will. Der andere, MacFarlane alias Pharao, ist ein skrupel- und gewissenloser Yankee-Offizier aus dem 19. Jahrhundert, der seinen Wissensvorsprung gnadenlos ausnutzt, um sich zum Herrscher der Welt aufzuschwingen. Und dazu soll Odyxes für ihn Winchester Gewehre nachbauen. Klar, dass Odyxes die kriegerischen Ansichten seines „Herrn“ nicht teilt und überlegt, was er gegen den Despoten unternehmen kann. Zwei Dinge kommen ihm dafür zupass: zum einen entpuppt sich der lästige Schreiber Aumeh als attraktive junge Dame, die (nicht nur) seine Verbündete wird, zum anderen fallen die Hethiter in den Norden des Reichs ein, weshalb sich der Pharao kurzfristig auf einen Feldzug begibt. Doch als Odyxes dabei einen Schussbefehl verweigert, scheint sich das Blatt zugunsten des Pharao gewendet zu haben…

Zog Band 1 noch seinen Reiz beinahe vollständig aus dem Zeitreisemotiv, konzentriert sich der abschließende Band des Zweiteilers auf die beiden „Kontrahenten“ Odyxes und MacFarlane, was zwangsläufig in einem Konflikt enden muss. Denn Odyxes‘ ethische und moralische Vorstellungen decken sich – auch gesellschaftlich und historisch bedingt – in keinster Weise mit denen des Pharao, der seinen Status als Gottkönig gnadenlos ausnutzt und der gepaart mit seiner Brutalität, fehlendem Gewissen und relativ modernen Kenntnissen sich am liebsten die ganze Welt untertan machen würde. Dazu wird der Rahmenhandlung ein größerer Spielraum verschafft. Wir erfahren, dass die Götter des Olymp für die Zeit-Scharade verantwortlich sind und warum sie ausgerechnet Oscar für ihre Machenschaften ausgesucht haben. Und welche Rolle Helene aus Paris spielt, die in Wirklichkeit dem griechischen Götter-Pantheon angehört. Höhere Wesen oder Mächte, die Menschen als „Spielzeug“ benutzen – auch ein wiederkehrendes Motiv in den Comics von Fantasy-Vielschreiber Arleston (Troy-Universum, Die Schiffbrüchigen von Ythaq u.v.m.).

Der Götter-Rahmen wirkt dabei etwas aufgesetzt und das Aussehen bzw. Design der Herren Zeus und Poseidon leicht albern. Und just während auf der Erde im alten Ägypten sich der Pharao grausam am Befehlsverweigerer Odyxes rächen will, wird er von einem feindlichen Pfeil durchbohrt – jetzt kann nur der angehende Arzt mit seinen modernen Medizin-Kenntnissen seinen ärgsten Feind, der ihn gerade zu Tode schleifen wollte, retten. Unverhofft sieht ein schwer ramponierter Odyxes seine Chance gekommen. Letztendlich mit göttlichem Beistand. Arleston-Geschichten, egal ob im Fantasy-, Historien- oder Science Fiction-Genre lesen sich immer gut, gefällig und flüssig. Er versteht es, unmögliche Situationen und Konflikte zu erzeugen und dabei stets Spannung aufzubauen. Diesen Zweiteiler hätte er wohl mühelos um diverse Alben strecken können, am Ende kommt alles sehr rasch und komprimiert, beinahe als hätte er in letzter Sekunde entschieden, die Reihe zu beenden, auch wenn zum Schluss noch ein netter Plot-Twist kommt (Odyxes klingt fast wie… na?). Wie in Band 1 zeigen dabei die Zeichnungen von Steven Lejeune Licht und Schatten. Während die ausladenden Panels mit Schiffsflotten, Landschaften und Stadtansichten überzeugen, zeigt er Schwächen bei der Darstellung von Gesichtern, die sehr einfach gehalten sind. Der Story tut das freilich keinen Abbruch. Fans von Arleston kommen auch hier wie immer auf ihre Kosten. (bw)

Odyxes, Band 2: Gestrandet im Sandmeer
Text: Christophe Arleston
Bilder: Steven Lejeune
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-076-8

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