Helena, Band 2 (Splitter)

April 22, 2016

Helena, Band 2 (Splitter)

Simon hat’s nicht leicht. Seine Donnerstags-Sessions mit Helena, seiner Angebeteten, machen nicht so wirklich Fortschritte. Und kaum ist Helena mit ihrem Lover ein paar Tage weg, steigt Simon mit deren „Vertretung“ Eloise in die Kiste. Gleich beim ersten Treffen. Natürlich ist da keine Liebe im Spiel. Das geben beide offen zu. Wird es auch nicht sein. Eloise, Helenas Freundin, ist von ihrem Ex gefrustet und Simon – „benutzt“ er Eloise als Helena-Ersatz? Vielleicht hat er es auch ganz einfach mal nötig… Auf jeden Fall harmonieren beide bestens im Bett und pflegen in der Folgezeit auch ihre horizontale Liaison. Auch als Helena wieder da ist, jeden Donnerstag. Immer noch gegen Bezahlung. Natürlich. Ihr Verhältnis zu Simon ist inzwischen freundschaftlich, auch vertraut. Man redet. Hört zu. Schläft nebeneinander ein. Alles streng platonisch, versteht sich. Doch irgendwann will Helena die Donnerstags-Treffen beenden. Schließlich habe sie einen Freund. Es sei nicht fair. Auch gegenüber Simon nicht. Der erfährt über Eloise den wahren Grund der „Kündigung“: Helena wird heiraten. Ihren Freund, der für sie seine Familie verlassen hat. In Prag.

Anfangs am Boden zerstört, fasst Simon einen spontanen Entschluss. Mit seinem Kumpel José düst er die 1100 Kilometer nach Prag, in der Hoffnung, Helena ganz Hollywood-like kurz vor dem Altar noch zu schnappen. Damit sie bis an ihr Lebensende glücklich und vereint sind? Nicht ganz. Die Freude über die unangekündigten Gäste ist spürbar gedämpft, der Empfang unterkühlt. Natürlich heiratet Helena ihren Freund. Natürlich überlegt sie es sich nicht anders. Natürlich liebt sie Simon nicht. Und ausgerechnet ihr Neu-Ehemann Thomas bricht das Eis, lädt Simon zur Feier ein. Die erweist sich als feucht-fröhlich und eskaliert später, als sich Simon im Alkoholrausch nicht mehr beherrschen kann. Doch es ist endgültig aus. Nüchtern und ernüchtert treten Simon und José die lange Rückfahrt an. In der Folge wird Simons Leben in ruhigen, geordneten Bahnen verlaufen. Er wird älter. Hat eine neue Freundin. Hat wieder Kontakt zu seinem Sohn. Und denkt an Helena. Jeden Donnerstag. Wie das Leben so spielt. Dann kommt ein schwarzer Tag, buchstäblich aus dem Nichts. Ein Tag, der alles verändert…

Eine kuriose Situation, in die sich Simon da hinein manövriert hat. Gelinde gesagt. Aber Liebe kennt nun mal keine Logik. Nicht umsonst heißt es, dass Liebe blind macht. Bis zum Selbstbetrug. Simon stellt die schöne Helena auf das höchste Podest. Hört nicht auf, sie zu umwerben, versucht weiter, sie „mit lauteren Mitteln“ zu erobern. Irrational, wie er selbst zugibt. Er kann nicht anders, wie der Skorpion mit dem Frosch. Und in dem Geld, das er Helena zahlt, sieht er seine Legitimation dafür. Ein materielles Mittel, das so gar nicht zur großen Liebe passt. Dabei ist sich jeder der Protagonisten seiner Rolle bewusst. Simon weiß ja, dass er bei Helena keine Chance hat. Er kokettiert sogar damit. Helena sagt es ihm auch auf den Kopf zu. Im Prinzip weiß er nichts über ihr Leben, bis auf die Einsichten, die sie ihm in den drei Stunden jeden Donnerstag gewährt. Mit Eloise ist es das Gegenteil. Eine Beziehung, auch freundschaftlich, aber in erster Linie körperlich. Mit einer gewissen Ironie behaftet, da Helena und Eloise beste Freundinnen sind und jede über die Treffen der anderen mit Simon bescheid weiß.

Mal ganz ehrlich. Glaubt irgendwer, dass die Geschichte zwischen Simon und Helena gut ausgeht? Dass es ein Happy-End gibt à la Hollywood? Wie mit Harry und seiner Sally? Oder wie im Märchen? Ernsthaft? Dass Autor und Zeichner Gnade walten, dass sie Helena ein Einsehen geben lassen? Ohne zu viel zu verraten – das wird nicht geschehen. Simon wird seine Helena nicht kriegen. Und dennoch bleiben beide durch ein Band verbunden, dessen Stärke und Qualitäten zu spät erkannt werden. Trotzdem nimmt die Story, die im zweiten, abschließenden Band ein wenig Dreiecks-Geschichte ist, ein wenig Amour Fou, ein wenig Buddy-Movie, mit Melancholie und Liebeskummer, mit unerfüllten und zerplatzenden Träumen, eine völlig unerwartete und überraschende Wendung. Sicher nicht wie in Hollywood-Filmen, eher typisch Französisch, wo Tragik auch mal Tragik sein und bleiben darf. Über den Schluss mag jeder selbst entscheiden. Jim und Lounis Chabane gelingt ein Ende, das jeden Leser befriedigt, oder zumindest beschäftigt. Als Kopfsache. Denn nichts ist für immer. Und nichts steht geschrieben. (bw)

Helena, Band 2
Text: Jim
Bilder: Lounis Chabane
80 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
18,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-142-0

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