Jacques Morrent, Sonderberichterstetter des Éclair, ist seit über einer Woche verschwunden. Er wollte auf Sizilien für eine große Reportage über die Mafia recherchieren. Nun gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihm, weshalb der Zeitungsdirektor, der auch eine anonyme Drohung der „Schwarzen Hand“ bekam, den Jungreporter Marc Dacier nach Palermo schickt, um nach Morrent zu suchen.
Sicherheitshalber reist Marc in Verkleidung und unter falschem Namen, wird aber sofort „enttarnt“. Vor Ort scheinen seine Nachforschungen ins Leere zu laufen. Erst als er gegen Geld einen anonymen Hinweis erhält, findet er eine Spur, die zu Morrent führen könnte. Allerdings ist ihm die Mafia da längst schon auf den Fersen. Dennoch macht er sich gemeinsam mit Angela Nera, die Morrent vor Ort bei seinen Recherchen half, auf, das Verschwinden des Reporterkollegen aufzuklären…
Die Geschichte erschien ursprünglich als „La Main noire“ 1962 bis 1963 im Spirou Magazin. Autor Jean-Michel Charlier stand damals „voll im Saft“, was seinen massiven Output betrifft: seine heute klassischen (Zack-) Serien „Tanguy und Laverdure“ (mit Albert Uderzo), „Leutnant Blueberry“ (mit Jean Giraud) oder „Der rote Korsar“ (mit Victor Hubinon) beginnen in dieser Zeit oder sind noch nicht lange am Start.
Sein Marc Dacier war anders als die vorher genannte Helden: ein Nachwuchsreporter, getrieben von jugendlicher Neugier, leicht naiv, aber mutig und furchtlos. Und ohne Sidekick. Marc bestreitet seine Abenteuer solo und ist für die wenigen Slapstick-Einlagen bzw. den Humor, für den in Charliers anderen Serien Charaktere wie Jimmy McClure oder Ernest Laverdure sorgen, selbst zuständig, was er hier gleich auf Seite 1 unter Beweis stellt.
Ansonsten haben wir hier ein wunderbares, zeitgenössisches oldschool Abenteuer mit Zutaten, die wir von Jean-Michel Charlier kennen und schätzen: ein verschwundener Reporter, Gegner, die erst nach und nach aus der Deckung kommen, als für Marc die Lage immer brenzliger wird. Schmale, gefährliche Straßen, abgelegene Dörfer mit misstrauischen wie verschwiegenen Einwohnern. Ein Schloss, das hoch über dem Meer thront, seltsame nächtliche Lichtsignale, versteckte Mikrofone und vieles mehr.
Marc zieht sich dabei bemerkenswert aus der Affäre, trotzt der Unbill und – das sollte kein Geheimnis sein – er kann am Ende den Kopf der örtlichen Mafia, der schwarzen Hand, enttarnen, trotz falsch gelegter Fährten. Und nebenher natürlich auch seinen Kollegen retten. Ein klassisches Abenteuer, wunderbar unterhaltsam. Der Band ist auch wieder als limitierte Vorzugsausgabe mit Schutzumschlag und nummeriertem Exlibris erhältlich. Und Band 6 „Der schreckliche Andenmensch“ steht ebenfalls bereits in den Regalen. (bw)
Marc Dacier, Band 5: Die schwarze Hand
Text: Jean-Michel Charlier
Bilder: Eddy Paape
48 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
17,80 Euro
ISBN: 978-3-96804-353-1