Jung und ungebunden: Der unbekümmerte Marc Dacier will unbedingt ein „richtiger“ Reporter werden. Ausgerechnet beim berühmten Éclair. Als er nach hartnäckigem Warten endlich zum Direktor der Zeitung vorgelassen wird, lässt dieser ihn erwartungsgemäß abblitzen. Doch Marc lässt nicht locker. Mit einer Mischung aus Erpressung und Naivität erreicht er dennoch, dass der Direktor ihm eine Chance zur Bewährung gibt: Marc soll in vier Monaten einmal um die Welt reisen – ohne einen Franc in der Tasche. Marc schlägt ein und macht sich auf den Weg Richtung Hafen, dem Tor zur weiten Welt. Dass er das Abenteuer sucht, wie das Abenteuer auch ihn, merken wir schnell: erst gabeln ihn zwei Gangster auf der Flucht auf, dann landet er auf einem Seelenverkäufer mit einem gnadenlosen Kapitän, der anstatt nach New York genau in die entgegengesetzte Richtung schippert. Und das ist erst der Anfang von Marcs heiklen Erlebnissen auf seiner Weltreise…
„Marc Dacier“ war ab 1958 die zweite große Serie, die von Eddy Paape gezeichnet wurde. Vorher betreute er, auch mit Jean-Michel Charlier als Szenarist, die Reihe „Valhardi“, bis diese wieder an Jijé „zurückvergeben“ wurde. Nach „Marc Dacier“ widmete sich Paape ab 1967 einem neuen Baby namens „Luc Orient“ – und hier sollte bei den meisten Comicfans und –lesern spätestens der Groschen fallen, handelt es sich bei der Science Fiction Reihe doch um einen gestandenen Zack-Klassiker, der in Deutschland mehrfach veröffentlicht wurde, zuletzt in einer Gesamtausgabe bei Ehapa und aktuell als vorbildliche Alben-Publikation, auch im All Verlag. „Marc Dacier“ wurde im Spirou Magazin erstveröffentlicht und erscheint nun erstmals auf Deutsch. Insgesamt bringt der All Verlag alle 13 Bände der Serie.
Die jugendliche Hauptfigur mit den markanten Augenbrauen kommt ganz ohne Sidekick, Freunde oder Begleiter aus, auch scheint es ähnlich wie bei seinem berühmten Reporter-Kollegen Tim keine Familie zu geben, die man verabschieden muss. Denn Marc macht sich gleich auf den Weg und tritt seine Reise, seine Prüfung stante pede an. Mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein, Naivität, Draufgängertum und jugendlicher Unbekümmertheit meistert er fortan alle Gefahren und brenzlige Situationen, die er regelrecht anzuziehen scheint. Ob auf dem Schiff mit dem schurkischen Kapitän (der evil twin von Kapitän Haddock), in der Wüste nach einem Flugzeugabsturz oder als Schiffbrüchiger auf See – stets kommen ihm Zufälle oder seine Cleverness zu Hilfe, was ihn dann nicht selten in die nächste heikle Situation befördert.
Will er anfangs nach New York, führt der Weg den „rasenden“ Jung-Reporter nun nach Kleinasien, bis nach Stationen auf Zypern und im Iran in Pakistan der erste Band endet. Marcs Reise schildern Charlier und Paape episodisch wie gradlinig. Geschichten aus einer Zeit, als Reisen in ferne und exotische Länder noch echte Abenteuer waren und Zeitungsberichte darüber primäre Informationsquellen darstellten. Die Serie mag an jüngere Leser gerichtet gewesen sein und bietet neben ihrem Abenteuer-Charakter auch Informatives – so klärt Charlier hier auf, wie Schlangenbeschwörungen wirklich funktionieren. Marc entdeckt die Welt und mit ihm die Leserinnen und Leser. Der Band kommt in hochwertiger Aufmachung und im All Verlag-typischen Großformat daher. Wie immer erscheint dazu eine Vorzugsausgabe, die sogar noch erhältlich ist. Ein paar redaktionelle Seiten mit Infos über die Entstehung und Geschichte der Serie hätte man sich noch gewünscht. Band 2 ist ebenfalls bereits erschienen. Dazu in Kürze mehr. (bw)
Marc Dacier, Band 1: Abenteuer rund um die Welt
Text & Story: Jean-Michel Charlier
Bilder: Eddy Paape
48 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
17,80 Euro
ISBN: 978-3-96804-207-7
