Asterix, Band 5 – Sonderausgabe (Egmont)

August 31, 2020

Aufregung im kleinen gallischen Dorf: ausgerechnet kurz vor dem Jahrestreffen der gallischen Druiden im Karnutenwald zerbricht die goldene Sichel des Druiden Miraculix, die er doch so dringend zum Mistelschneiden braucht. In der Qualität macht er da keine Kompromisse: nur die besten Sicheln kommen in die Tüte, hergestellt vom berühmten Schmied Talentix, der im fernen Lutetia seine Werkstatt hat. Ehrensache also, dass sich Asterix und Freund Obelix flugs auf den Weg machen, zumal Talentix ein Vetter von Obelix ist, den der Hinkelsteinfabrikant endlich einmal kennen lernen möchte. Nach einer Wanderung, die von allerlei lustigen Ablenkungen (in Form von Banditen, Römern und anderen unglücklichen Gesellen) gewürzt ist, kommt das Duo bald in der großen Stadt an, die für unsere Dorfbewohner doch reichlich laut und hektisch wirkt. Richtig seltsam wird die Sache allerdings, als man den Laden von Talentix verlassen vorfindet und man ihnen dringlich rät, doch nicht allzu genau nach dem Verschwundenen zu fragen.

Dann aber taucht eine zwielichtige Figur namens Stupidix auf, der behauptet, ein guter Freund von Talentix zu sein. Stupidix schleppt unsere Gallier in eine Spelunke, in der ihnen im Hinterzimmer der zweifelhafte Bossix Sicheln vom Schwarzmarkt zum absoluten Wucherpreis andrehen will. Das lassen sich unsere Freunde nicht bieten und zerlegen den Laden nach allen Regeln der Kunst, was natürlich die Römer auf den Plan ruft. Man zerrt sie vor den Zenturio, der sie dann an den Präfekten Gracchus Überdrus weiterreicht, dem jede kleine Ablenkung reicht ist, um seine gähnende Langeweile zu bekämpfen. Die Spur der Schwarzmarkthändler Stupidix und Bossix führt schließlich in den Wald zu einem alten Hünengrab, wo die Gallier eine erstaunliche Entdeckung machen: Hunderte von goldenen Sichel warten nur darauf, zu Mondpreisen verkauft zu werden – und offenbar wird Talentix irgendwo gefangen gehalten, um diese Schieberei zu ermöglichen…

„Astérix et la serpe d’or”, so der Originaltitel dieser Episode, erschien als zweites Abenteuer der neuen Serie von René Goscinny und Albert Uderzo von August 1960 bis März 1961 in der Zeitschrift Pilote. Nach den ersten Gehversuchen in „Asterix der Gallier“ bildete sich hier die zeichnerische Gestaltung der Figuren ebenso heraus wie die Motive, die später zu Markenzeichen der Reihe avancieren sollten. Vor allem die wunderbar feinsinnige Satire von länderspezifischen Stereotypen dürfen wir hier bereits erleben, so etwa in der Figur des lispelnden Wirtes aus dem Avernerland, oder auch die anachronistischen Anspielungen auf moderne Zustände. Ganz Lutetia (also Paris) steckt im Dauer-Karren-Stau, die Straßen sind aufgrund permanenter Ausbesserungsarbeiten kaum passierbar, und das örtliche Touristenbüro (das aussieht wie das Moulin Rouge) bietet Stadtbesichtigungen in Lateinisch, Keltisch und Germanisch. Premiere feierten ebenfalls die später zum Repertoire gehörenden Karikaturen berühmter Persönlichkeiten: der Präfekt Gracchus Überdrus ist unschwer als Charles Laughton zu erkennen, der französische Schauspieler Raimu erscheint als Wirt, und auch der Zeichnerkollege Jean Graton (Schöpfer von „Michel Vaillant“) kommt als Teilnehmer des 24-Stunden-Ochsenrennens von Suindinum zu Ehren.

Eher selten gerät im Gegensatz dazu die Struktur der Geschichte: mit Asterix als kombinierendem Spurensucher legte Goscinny hier eine waschechte Detektivgeschichte vor, die sich als Reise-Erlebnis in den später etablierten Wechsel zwischen Abenteuern zu Hause und unterwegs einfügt. Während am Ende bereits die später ebenfalls zum Topos avancierte Szene eines gefesselten Troubadix steht, Obelix in Wildschwein schwelgt und keinen Zaubertrank bekommt, wie wir das gewohnt sind, fehlt ein anderer Protagonist hier noch gänzlich: der beste Freund und Umweltaktivist Idefix durfte erst in „Tour de France“ debütieren. Insgesamt somit ein schöner Rückblick auf eines der ersten Abenteuer unserer Freunde, das trotz eines Alters von 60 Jahren noch so frisch wie am ersten Tag wirkt. Bei Egmont Ehapa Media gibt es den Band als limitierte Sonderausgabe mit 16 Sonderseiten (wie schon „Asterix bei den Belgiern“ vor drei Jahren), die einiges an Informationen über Entstehung und Bedeutung des Abenteuers bringen – und das wieder sowohl im Soft- als auch im Hardcoverformat. Beim Teutates! (hb)  

Asterix, Band 5: Die goldene Sichel (limitierte Sonderausgabe)
Text: René Goscinny
Bilder: Albert Uderzo
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Egmont Comic Collection
6,90 Euro (Softcover-Ausgabe)
14 Euro (gebundene Ausgabe) ISBN: 978-3-7704-4088-7 (gebundene Ausgabe)

ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2019 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

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