Was Blueberry für den Western bedeutet, ist Buck Danny für den Fliegercomic. Sei es Tanguy & Laverdure, Dan Cooper, Biggles oder andere, über allen thront die bereits 1947 erdachte Reihe um das amerikanische Flieger-As samt seinen beiden Sidekicks Sunny Tuckson und Mike Tumbler.
Die hier abgedruckte Polartrilogie stellt den ersten Höhepunkt der Reihe dar und präsentiert dabei auch erstmals Buck Dannys bekannteste Gegenspielerin: Lady X, die – das kann man getrost verraten – natürlich nicht zu Tode kommt und später in der Reihe weitere spektakuläre Auftritte haben wird, auf die ich mich schon jetzt freue. Doch ehe Buck Danny der Lady erstmals gegenübersteht und es zum ersten Showdown kommt, müssen er und seine beiden Kollegen Luftpiraten unschädlich machen, die es im ewigen Eis der Arktis auf einen Flieger voller Gold abgesehen haben. Anschließend wird das Trio zur Basis Target Zero in Alaska versetzt, die Lady X mit ihrer Spionage-Organisation penetrant beharkt. Denn dort werden neue Raketen getestet. Streng geheim, versteht sich.
Der einleitende Sekundärteil – wie immer höchst informativ – betrachtet die damalige Verlagssituation im Hause Dupuis (1955 – 1956). Die Lage der ziemlich rechtlosen Zeichner und Autoren, die mit Knebelverträgen gebunden werden sollten, wird geschildert, stets garniert mit Abdrucken von Originaldokumenten und zeitgenössischen Publikationen, wie die Pilotenscheine Charliers und Hubinons, internen Briefverkehr oder Titelbilder des Spirou-Magazins. Ein Manko: Die Artikel und Briefe sind nicht übersetzt, was für den französisch unkundigen Leser (der durchaus in der Mehrzahl sein dürfte) ein unüberwindbares Hindernis darstellt. Als besonderes Schmankerl erscheinen in deutscher Erstveröffentlichung drei Kurzgeschichten aus dem kurzlebigen Magazin Risque-Tout, ebenfalls aus den Jahren 1955 / 1956. Natürlich geht man auch auf die drei Alben der Polartrilogie ein (NC-22654 antwortet nicht mehr, Geheimbasis Zero, Buck Danny gegen Lady X) und wir erfahren den Grund des sperrigen ersten Titels (die Kinder Charliers und Hubinons wurden am gleichen Tag geboren – dem 22.6.54), und das reale Vorbild für Lady X (die deutsche Fliegerin Hanna Reitsch).
Übrigens: Die deutsche Veröffentlichungs-Historie der Reihe reicht weit zurück bis ins Jahr 1958. Damals erschienen im ‚Heiteren Fridolin‘ (klassischer geht’s nicht) die ersten Abenteuer, bis Bastei dann Anfang der 70er Jahre erstmals komplette Geschichten in einer eigenen Reihe brachte – im Magazinformat und als REX Danny. Diese wurden 1977 sogar als Zweitauflage wiederverwertet, meine erste Begegnung mit der Serie und der Beginn einer Faszination, die bis heute anhält. Was für die Buben der 50er Sigurd und Nick waren, ist Buck Danny für mich… 1989 bis 2000 folgte dann die erste umfassende Alben-Veröffentlichung bei Carlsen, inkl. der allerersten Geschichten (als Classics), diesmal wieder unter dem korrekten Seriennamen. Diese Alben sind zum Teil heiß begehrt und werden unter Sammlern hoch gehandelt.
Schließlich nahm sich Eckart Schotts Salleck Publications der Reihe, die schon lange von Francis Bergèse gestaltet wurde, an und führte sie weiter. Es erschienen vier Alben, davon zwei auch als Luxusausgabe. Und als unbezahlbare Zugabe und besonderen Service für die Fans brachte Eckart Schott Bergèse zu einigen Signierstunden und Festivals nach Deutschland. Parallel zu diesem aktuellen fünften Band der Gesamtausgabe erscheint übrigens auch endlich Band 1 – man versäumte seinerzeit den Erstdruck gemeinsam mit der französischen Version.
Fazit: Die verdiente Würdigung eines Klassikers in einer hochwertigen Ausgabe, die keine Wünsche offen lässt. (bw)
Text: Jean-Michel Charlier
Bilder: Victor Hubinon
210 Seiten in Farbe, Hardcover
Salleck Publications
29,90 Euro
ISBN: 978-3-89908-428-3