Zum Abschluss seiner SF-Reihe lässt es Christophe Bec noch einmal krachen. Und das im typischen Serien-Duktus. Denn zu Beginn springt die Handlung wieder munter hin und her. Episodenhaft werden Vorkommnisse aus verschiedenen Zeiten und unterschiedlichen Orten geschildert – wobei Zeitsprünge von mehreren Jahrtausenden kein Problem sind. Alle deuten mehr oder weniger direkt und offensiv auf Begegnungen mit Außerirdischen hin oder zeugen davon. Schließlich konzentriert sich die Story auf das Schicksal des amerikanischen U-Bootes USS-Scorpion, das im Jahr 1968 nach einer unheimlichen Begegnung der dritten Art verloren geht. Und das 2019, am letzten Tag der 13:13 Uhr Ereignisse wieder – im doppelten Sinne – auftaucht. Parallel dazu wird die Geschichte einer Gruppe von Jugendlichen erzählt, die vor den Ereignissen in die Sümpfe Floridas flüchten, um anschließend ihr Heil auf dem Meer zu suchen. Bis sie einem bestimmten U-Boot begegnen…
„Prometheus“ erschien im Original von 2008 bis 2023 bei Soleil und erwies sich schnell als Dauerbrenner, auch wenn manche Bände ab und an Längen offenbarten. Zwei Zyklen umfasst die Reihe. Splitter legte den ersten Band 2009 vor. Jetzt, mit Band 24, ist das langlebige Science Fiction Epos auch bei uns beendet. Das heißt nicht ganz: Im Dezember erscheint als Nr. 00 noch die Vorgeschichte, wie das Finale hier wieder als dicker Band von über 100 Seiten. Das kehrt handlungstechnisch noch einmal zurück zu den Geschehnissen des ersten Zyklus, als der unheilvolle Countdown läuft und ein bitteres Ende findet. Das Finale – das sei verraten – lässt dabei ein breites Hintertürchen offen für eine wie auch immer geartete Fortsetzung.
Christophe Bec nimmt im Laufe der Reihe auf so ziemlich alles Bezug, was man mit Aliens in Verbindung bringen könnte: Mythen und Legenden aus alten vergangenen Kulturen, Verschwörungstheorien, Grenzwissenschaften, Motive aus Literatur und Film, sowie unerklärliche, teils umgedeutete historische Ereignisse. Natürlich ist die Area 51 dabei, natürlich das Philadelphia Experiment, oder Camerons „The Abyss“. Zeitreisen sowieso. Außerirdische, die Menschen entführen, an ihnen experimentieren, und „Der letzte Countdown“ wird von den Jugendlichen im Band selbst referenziert. Erich von Däniken wäre maximal amused. Aber auch unbekanntere Vorkommnisse bindet Bec in seine Handlung ein, wie das Nürnberger Flugblatt von anno 1561. Was von feiner Recherche zeugt und zur Faszination der Reihe beiträgt.
Stammzeichner Stefano Raffaele sowie Jean Diaz, der die letzten Bände gestaltete (nachdem Christophe Bec anfangs auch den Zeichenstift übernahm) sind zum Finale nicht an Bord, dafür aber eine ganze Riege von Zeichnern, darunter Stevan Subic, der mit Bec bereits Tarzan und Conan adaptierte, oder Paolo Grella, der die beiden neuen „Bob Morane“ Bände zeichnete (auch mit Bec als Co-Autor, ebenfalls bei Splitter erschienen). Verschiedene Zeichner, das heißt auch unterschiedliche Zeichenstile, was hier handlungstechnisch keine Brüche bedeutet, da fast jeder Episode ein eigener Zeichner zugeordnet ist (das gab es bereits in Band 13) und die Kolorierung des kompletten Bandes durch Simon Champelovier eine farbliche Geschlossenheit erzeugt. Die zeichnerische Hauptarbeit liegt bei Ronilson Freire, der das Gros der U-Boot Episode und das Finale beträgt. Ein würdiges Ende? Das auf jeden Fall, wobei Ende… wer weiß das schon?! (bw)
Prometheus, Band 24: Finale Invasion
Text & Story: Christophe Bec
Bilder: Sebastian Cabrol, Leno Carvalho, Roberto de la Torre, Andrea
del Campo, Ronilson Freire, Paolo Grella, Valdeci Rodrigues, Stevan
Subic, Brian Thies, Igor Vittorino, Simon Champelovier (Farben)
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
24 Euro
ISBN: 978-3-98721-092-1