Lucky Luke, Band 101 (Egmont)

November 30, 2022
Lucky Luke, Band 101: Rantanplans Arche (Ehapa/Egmont Comic Collection)

Ausgerechnet in Cattle Gulch, einer Viehzüchterstadt, kämpft Ovide Byrde, Präsident des örtlichen Tierschutzvereins und gleichzeitig dessen einziges Mitglied, einen scheinbar aussichtslosen aber gefährlichen Kampf für das Tierwohl. Als es für Byrde wieder einmal brenzlig wird, rettet ihn Lucky Luke, der in Cattle Gulch einen Viehtrieb übernimmt. Auf Byrdes Farm tummeln sich gerettete Tiere aller Art(en), darunter zur Überraschung Lukes auch der notorisch verpeilte Rantanplan. Und ausgerechnet der entdeckt in der alten Kohlemine, die auf Byrdes Grund liegt, eine Goldader. Und damit ein Vermögen, mit dem Byrde sein Tierheim vergrößern und eine Stiftung für das Tierwohl gründen und finanzieren will. Was aber bald einen üblen Banditen namens Tacos Cornseed auf den Plan ruft, der gerade aus dem Knast entlassen wurde und der bei Byrde das große Geld wittert…

Nach Rassismus in Band 99 („Fackeln im Baumwollfeld“) nimmt sich Autor Jul (d.i. Julien Berjeaut ) mit dem neuen Lucky Luke – es ist der vierte aus seiner Feder – erneut eines aktuellen Themas an: Tierschutz und Tierwohl, wie auch dessen mögliche irrlichtende Auswüchse. Ausgerechnet im wildesten Westen, in dem nicht einmal der (unbewaffnete) Mensch viel gilt, verschreibt sich Ovide Byrde seiner vegetarischen Sache, nimmt verletzte oder geschundene Tiere aller Art auf und kümmert sich um sie. Ein Einzelgänger, der regelmäßig Spott und noch mehr ertragen muss. Und der naiv genug ist, um sich später von Tacos Cornseed, der verdächtig an Jerry Springs Pancho erinnert, und dessen Desperados (u.a. Carott Kid und Tofu Sam – Vegetarier ohne Erbarmen…) ausnehmen zu lassen. Und zwar strunz-naiv und damit auch ein wenig nervend. Denn einerseits verfolgt er eisern idealistisch seine Tierschutzagenda gegen jeden Widerstand und lässt andererseits die Desperados und Tacos als militante Vegetarier nahezu blind vertrauend gewähren.

Auch wird das Goldmotiv nicht konsequent zu Ende gedacht. Byrde ist nun offenbar vermögend, aber statt ihn einfach um sein Geld und Gold zu erleichtern und zu verschwinden, machen sich Tacos und seine Halunken in der Stadt breit und erheben unsinnige Steuern. Die erste Indianer Episode ist dagegen erfrischend (man gaukelt anfangs extra für Touristen mangelnde Sprachkenntnisse vor, um dem Klischee gerecht zu werden) und mündet in eine Belagerung von Cattle Gulch (jetzt Veggie Town), ganz im Stile der Glorreichen Sieben – auch der Meisterschuss am Ende verweist auf diesen Western-Klassiker von 1960. Als Running Gag dient ein sprechender Papagei und die Daltons haben auch einen Gastauftritt, aber insgesamt zündet der Humor weniger als bei den vorherigen Alben Juls – Ausnahmen, wie das traditionelle „Teeren und Federn“, aus dem jetzt tierschonend „Teeren und Belauben“ wird, bestätigen die Regel. Zeichnerisch macht Achdé dem großen Morris wieder einmal alle Ehre, indem er dessen Stil nahtlos fortführt. (bw)

Lucky Luke, Band 101: Rantanplans Arche
Text: Jul
Bilder: Achdé
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Egmont Comic Collection
14 Euro (Hardcover)
7,99 Euro (Softcover)

ISBN: 978-7704-0418-6

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