Jetzt wird es ernst. Die ersten Eisensamurai, gewaltige wie zerstörerische Flugroboter, tauchen über den US-Städten auf, auch über New York. Mit einem davon kommt Burton Cooley, Travis‘ verschollener Vater wieder nach Manhattan, gemeinsam mit Yasutaro Mitsui, jenem brillanten Wissenschaftler, der zu der „Verschwörung der wahren Menschen“ gehört, die von Nikola Tesla angeführt wird (dass beide inzwischen tot sind, stellt keinerlei Hindernis dar, das wissen wir inzwischen). Für den aufgeweckten Jungen Travis, der von Tesla ins Vertrauen gezogen wurde, geht es nun um alles. Nicht weniger als das Schicksal der Welt wiegt schwer auf seinen Schultern, denn es gilt einerseits die Eisensamurai zu zerstören und andererseits muss Edison, Teslas ewiger Gegenspieler gestoppt werden, ehe er Teslas Geheimlabor finden und dessen Errungenschaften für seine üblen Zwecke nutzen kann…
Auf zum großen Finale, das standesgemäß auf der Spitze des Empire State Buildings stattfindet. Ausgerechnet Travis soll es richten, in all dem Chaos, in dem die Stadt zu versinken droht. Während die japanischen Wunderwaffen Manhattan angreifen und Edison (eigentlich auch schon längst tot), der optisch als Schurken-Mischung aus Darth Vader und Immortan Joe daherkommt und der natürlich ganz und gar eigennützige Ziele verfolgt, mittels Nazi-Technik endlich das in einem Pfeiler der Manhattan Bridge verborgene Labor entdeckt. Autor Richard Marazano (u.a. „Die Chroniken des Universums“, „Absolute Zero“) spielt hier mit der amerikanischen Kriegspanik vor japanischen Wunderwaffen und den Invasionsängsten, die sich bald darauf in zahllosen Science Fiction Filmen niederschlagen sollten. Dabei zitiert er einmal mehr „Sky Captain and the World of Tomorrow” und nutzt die mysteriöse Aura aus Mythen und Legende, die Nikola Teslas Erfindungen und Vorführungen umgab und noch immer umgibt.
Der Abschlussband, der mehr als drei Jahre auf sich warten ließ, konzentriert sich dabei mehr auf Action und die Mission von Travis, die gleichzeitig ein Wettlauf mit der Zeit ist, behält dabei aber stets alle Nebenfiguren im Auge, vom Enthüllungsjournalisten Billing über Inspektor Kelly bis zu der Jugendgang, die Travis in Band 1 kennenlernt. Steampunk- und Pulp-Elemente mischen sich weiter fröhlich mit Alternativwelt-Science Fiction, die gleichzeitig eine Fortführung des Zwists zwischen Edison (als Mad Scientist und Erzschurke) und Tesla (als Genie, dessen Erfindungen noch nicht bereit für die Menschheit sind) mit anderen Mitteln darstellt – beide sind ja eigentlich schon verblichen… Zeichnerisch bleibt Guilhelm seinem Stil treu und prägt mit seinen dunklen Sepia-Tönen maßgeblich die finstere Atmosphäre des Dreiteilers, die jede einzelne Seite durchzieht (inkl. wunderbar gestalteter Cover). Damit ist die Reihe abgeschlossen. Vorerst zumindest. Denn mit diversen Andeutungen in den Biografien der Personen am Ende des Bandes lässt sich Marazano das ein oder andere Hintertürchen offen. (bw)
Die drei Geister von Tesla, Band 3: Die Erben des Strahls
Text: Richard Marazano
Bilder: Guilhem
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro
ISBN: 978-3-95839-563-3
