Pocken? Von wegen! Als die Dame Tomoe Ame, die Vertraute und Leibwächterin von Fürst Noriyuki, einen vermeintlichen Ausbruch der Seuche in einer abgelegenen und dünn besiedelten Grenzregion des Geishu-Provinz untersuchen soll, erlebt sie eine böse Überraschung. Denn der Pockenausbruch entpuppt sich als Vorwand, um ungebetene Gäste fernzuhalten. Mehr noch: Unbekannte Angreifer metzeln Tomoes Begleittrupp nieder, sie selbst wird gefangen genommen. Und mit ihr Usagi, der zufällig in der gleichen Gegend umherstreift. Am Berg, den man „die Mutter des Gebirges“ nennt, müssen die beiden in einer geheimen Mine gemeinsam mit vielen anderen als Sklaven schuften. Denn hier soll Gold zu finden sein. Eine Flucht scheint aussichtlos. Schlimmer noch: die Anführerin der verbrecherischen Bande kennt Tomoe nur allzu gut…
Nach den Kurzgeschichten im letzten Band kredenzt uns Stan Sakai nun wieder eine Fortsetzungs-Story, die sich über mehrere US-Hefte zieht und die komplett diesen aktuellen Band 21 des Dauerbrenners ausfüllt. Wobei die Handlung unmittelbar nach der Episode „Im Nebel“ aus Band 20 startet. Tomoe und Usagi, die mindestens Freundschaft miteinander verbindet, geraten in ernste Schwierigkeiten. Chancenlos gegen die Übermacht müssen sie ihr hartes Los als Minen-Sklaven annehmen. Streng bewacht ist an Flucht nicht zu denken. Von Fürst Noriyuki, der noch immer das Pocken-Märchen glaubt und von der unmittelbaren Bedrohung seiner Provinz nichts ahnt, ist also keine Rettung zu erwarten. Das Schicksal scheint somit seinen Lauf zu nehmen, würde da nicht von unerwarteter Seite ein Fünkchen Hoffnung auftauchen.
Usagi und vor allem Tomoe wird hier eine skrupellose, todbringende Erzschurkin gegenübergestellt, die einiges an Brutalität in die Handlung einbringt und die zudem eine Beziehungsbombe platzen lässt, was die ganze Angelegenheit noch persönlicher macht – aber greifen wir nicht vor. Der Story, die an bestes Hollywood-Action-Kino mit allen dazugehörigen Klischees erinnert, lässt sich passenderweise und entsprechend problemlos ein Western-Gewand überstreifen, worauf auch Kult-Regisseur John Landis (die Älteren werden ihn noch kennen – Blues Brothers, Die Glücksritter oder American Werewolf zünden noch heute) in seinem Vorwort eingeht und beschreibt, dass sich das Western-Genre gerne von Samurai-Filmen „inspirieren“ ließ (Die sieben Samurai <–> Die glorreichen Sieben). Wobei Sakai bei seiner Geschichte ein Hintertürchen für die Zukunft offen lässt. So ist auch die Langstory wieder ein großer Spass, garniert mit ausladenden wie sorgsam inszenierten Action- und Kampfszenen. Der nächste Band, der für den Oktober geplant ist, widmet sich dann erneut Tomoe Ame. (bw)
Usagi Yojimbo, Band 21: Die Mutter des Gebirges
Text & Bilder: Stan Sakai
184 Seiten in schwarz-weiß, Softcover
Dantes Verlag
20 Euro
ISBN: 978-3-946952-86-2