The Scumbag, Band 1 (Panini)

Mai 30, 2022
The Scumbang, Band 1: Kokainfinger (Panini Comics)

Abstoßend, widerlich, kriminell, drogen- und alkoholsüchtig, strohdumm. Und er stinkt. Ernie Ray Clementine ist ganz gewiss kein leuchtendes Beispiel der Gattung Mensch. Er hängt in Bars ab, klaut das gespendete Wechselgeld für die Heilsarmee, immer auf der Suche nach dem nächsten Rausch. Freunde hat er keine. Die massiv gescheiterte Existenz wird geduldet. Mehr nicht. Und dann, aus dem Nichts, wird er zum Hoffnungsträger zur Rettung unzähliger Menschen. Und zu einer Art Held. Nicht wirklich super, aber immerhin. Wie kommt’s? Ein simples Versehen, eine folgenreiche Verwechslung: Statt einer Drogenspritze haut er sich die Formula Maxima rein, ein Serum, das ihn – nein, nicht zum Supersoldaten macht. Hinter dem Serum, das dennoch gewisse Kräfte verleiht (bei halbwegs intelligenten Menschen, also nicht unbedingt bei Ernie), ist die faschistische Scorpionus Organisation her, die wiederum von der Zentralbehörde bekämpft wird. Und die muss nun nolens volens Ernie als Agent rekrutieren…

Ja, das klingt in der Tat reichlich skurril und ist es auch. Ernie Ray Clementine als übelster Antiheld deluxe trägt das verrückte Storygerüst, das – sind wir mal ehrlich – ziemlich blödsinnig daherkommt, v.a. wenn man nicht mit dem passenden Humor an die Sache herangeht: Eine übermächtige Fascho-Organisation, die Alchemiebomben baut, welche alles in Gold verwandeln und die den Markt mit billigem Öko-Benzin überschwemmen will, um letztendlich die Weltherrschaft zu übernehmen? Ihr Feind ist die Zentralbehörde, die vermeintlichen Guten, eine Art Geheimorganisation, gegen die Doppelnull-Agenten reine Amateure sind. Und die sich die Dienste Ernies sichert gegen einen Koffer voller Drogen, einen fliegenden 1978er Firebird Trans Am und eine Sexpuppe mit immerhin so viel Bewusstsein, dass sie Ernie die von ihm geforderten Dienste beharrlich verweigert.

Die Reihe, die in den USA bei Image Comics erscheint und deren erste fünf Hefte in diesem Band gesammelt sind, stammt von Autor Rick Remender, der mit seinen dystopischen Reihen „Low“ und „Black Science“ bei Splitter und mit „Deadly Class“ und „Fear Agent“ bei Cross Cult prominent vertreten ist. Remenders visuelles Konzept bei „Scumbag“ (dt Drecksack) besteht darin, jedes Heft von einem neuen Zeichner gestalten zu lassen, wobei sich die Zeichenstile gar nicht so sehr unterscheiden. Am aufwändigsten sind die Bilder von Lewis Larosa, am bekanntesten ist Goon-Zeichner Eric Powell. Wer also derbste Sprüche und Gags (wobei der mit den Scorpions brillant ist), eine völlig durchgeknallte Story samt Orgien und Drogen und einen „Helden“ mag, der gaaanz entfernt an Lemmy (der hatte schönere Warzen) erinnert, der ist hier gut aufgehoben. Und eines muss man dann doch Ernie zu Gute halten: er steht auf Heavy Metal. (bw)

The Scumbag, Band 1: Kokainfinger
Text: Rick Remender
Bilder: Lewis Larosa, Andrew Robinson,
Eric Powell, Roland Boschi, Wes Craig
156 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
18 Euro

ISBN: 978-3-7416-2782-8

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