Sheid, Band 1 (Splitter)

März 24, 2022
Sheïd, Band 1: Die Falle von Mafat (Splitter Verlag)

Berufliche Neuorientierung nennt man das wohl: Sheïd war früher Legionär und schlägt sich jetzt als Schmuggler durch. Wie tausend andere Schwebeschiffe legt er an den Kais der Metropole Mafat an, die durch die Förderung des Gases „Naka“ in nahegelegenen Gebieten zur Weltmacht aufgestiegen ist – immerhin lässt das Naka die Handelsschiffe schweben. Der hohe Rat von Mafat hat einstweilen ganz eigene Probleme: die rebellischen Talhuus attackieren immer wieder imperiale Stellungen und haben eine Bastion ausgerechnet mitten in dem Gebiet eingenommen, in dem Naka gefördert wird. Der Scharfmacher Sharis fordert den sofortigen Krieg gegen die Talhuus-Clans, vollkommen uneigennützig, versteht sich. Der knorrige alte Pradhi dagegen warnt vor unübersehbaren Folgen, wird aber niedergeschrien.

Einstweilen spricht Sheïd bei seinem Auftraggeber Mhaus vor, der ihn mit einer ganz speziellen Sache betraut hatte – per Übergabe eines Kopfes dokumentiert Sheïd die Ausführung der Auftragsmeuchelei. Mhaus wittert neue Chancen, sich im Rat populär zu machen, und stellt Sheïd gleich ein neues sattes Kopfgeld in Aussicht: er soll den unbequemen alten Pradhi entführen und mundtot machen. Als Sheïd auch diesen Auftrag umsetzen will, ist Mhaus Sohn Liar schon vor Ort, der selbst die Lorbeeren einheimsen und dem Herrn Vater gefallen will. Die ganze Chose geht glorios schief, Pradhi kommt beim verunglückten Entführungsversuch um, stellt dabei aber noch seine Enkelin Syl unter den Schutz Sheïds, der sich mit der kleinen Dame flugs davon macht. Sheïd, ab jetzt Staatsfeind Nummer 1 in Mafat, taucht im Etablissement seiner alten Bekannten Mae unter und setzt sich dann per Flugschiff ab…

Philippe Pellet (nicht Erfinder der Hackschnitzelheizung) war sage und schreibe 16 Jahre ausgebucht – als Zeichner inszenierte er Christophe Arlestons Saga „Die Opalwälder“ (auch bei Splitter zu haben). Vom dortigen Fantasy-Setup mit wundersamen Kreaturen und einer finsteren Priesterschaft weicht er auch in dieser neuen Serie, die er in kompletter Eigenregie schreibt und zeichnet, nicht ab. Eng angelehnt an den Fantasy-Archetypen Conan kommt Sheïd als zwielichtiger, ruppiger, als letztlich doch ehrenhafter Geselle daher, der für Geld zwar nicht vor handgreiflichen Einsätzen zurückschreckt, aber immer bei seinem ganz eigenen Ehrenkodex bleibt. In der Welt von Mafat treffen wir die fast schon versatzstückhafte Trennung in noble Ober- und zwielichtige Unterwelt, die von H.G. Wells über Metropolis in die populäre Vorstellung Einzug gehalten hat.

Dass die Gilde der Schiffskapitäne das Gas Naka zum Betrieb ihrer Fluggeräte benötigt und auch ansonsten diverse Drogen im Umlauf sind, die Macht versprechen, verleiht dem Ganzen einen Hauch von Dune, was allerdings der flotten, plastischen Handlung keinerlei Abbruch tut, die Pellet hier dynamisch entfaltet. Das Highlight bietet aber – bei diesem Macher wenig überraschend – die zeichnerische Gestaltung, bei der Pellet immer wieder beeindruckende, großformatige Ansichten von Städten und Schiffen präsentiert, bei der Darstellung diverser Fieslinge gerne auch in die Nahaufnahme geht und so ein buntes, heldenhaftes Panorama entfaltet. Wir dürfen gespannt sein, wie es weitergeht. (hb)

Sheïd, Band 1: Die Falle von Mafat
Text: Philippe Pellet
Bilder: Philippe Pellet
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96792-163-2

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