Spider-Man vs. Sinister Six (Panini)

Januar 13, 2022
Spider-Man vs. Sinister Six (Panini Comics)

Superheldenkombos gibt es viele, aber was die Helden können, das gelingt den Lumpensöhnen ebenso. Auch unser freundlicher Nachbar Spinne durfte sich in seiner Karriere immer wieder mit einer Zusammenrottung diverser Lieblingsfeinde auseinandersetzen, die ihm unter den klingenden Namen „Sinister Six“ das Leben schwer machten. Der vorliegende Band bringt gleich drei Storylines unter diesem Banner, wobei natürlich das erste Spiderman-Annual von 1964 den Auftakt macht. In dieser klassischen Geschichte muss sich der Netzkopf – wie gewohnt von Gewissensbissen wegen Onkel Ben und Tante May geplagt – erstmals mit der Bande auseinandersetzen, die von Dr. Oktopus zusammengetrommelt wird und Peter Parkers Freundin Betty Brant mitsamt Tante May entführt. Wie in einer gigantischen Schnitzeljagd tritt Spidey nacheinander gegen Elektro, Kraven, Mysterio, den Geier, Sandmann und schließlich Ock selbst an, wobei jeder Gegner Hinweise auf den nächsten Austragungsort gibt, bis es schließlich zum großen Showdown kommt…

Ganze 26 Jahre später reaktivierte David Michelinie für den 6-Teiler „The Return of the Sinister Six“ 1990 die Schurkengalerie, die aufgrund des zwischenzeitlichen Ablebens von Kraven, der bekanntlich 1987 seine letzte Jagd absolvierte, durch Hobgoblin verstärkt wurde. Doc Ock schnappt sich in dieser Storyline die Raketenpläne der Firma CordCo, die einen Satelliten im Orbit platzieren will, der Magnetlinien erforschen soll. Ock führt natürlich anderes im Schilde und rüstet den Satelliten mit Giftgas aus, um in einer gigantischen Erpressung die Weltherrschaft an sich zu reißen. Als Spidey eingreift, springt im Sandman zur Seite, der seinerseits zur Kooperation gezwungen wird, bevor sich das ganze Komplott als noch viel perfider als gedacht herausstellt…

1999 schließlich schickte Howard Mackie die bunte Truppe ins bislang letzte Rennen gegen den Netzkopf. Im Zweiteiler „Another Return of the Sinister Six“ hat Peter Parker eine handfeste Ehekrise mit MJ, die ihm vorwirft, seine Geheimidentität über ihre Beziehung zu stellen. Keine guten Voraussetzungen also, als sich der vermeintlich tote Mysterio handgreiflich zurückmeldet. Dieses Mal ist es der Sandmann, der die sinistren Sechs vereinen will – um zusammen mit einem runderneuerten Elektro und dem Sohn des ursprünglichen Kraven den früheren Anführer Doc Ock um die Ecke zu bringen. Das Ganze geht spätestens dann gehörig schief, als der Rabauke Venom ins Geschehen eingreift…

Der Charme dieser Anthologie, die passend zum noch im Kino zu bestaunenden neuesten Netzschwinger-Abenteuer „Spiderman: No Way Home“ erscheint, liegt in der beachtlichen inhaltlichen und gestalterischen Entwicklung, die Figuren und Stories sichtlich durchlaufen. Der erste Auftritt der fiesen Kombo steht noch ganz im Zeichen der Ursprungstage, in der Stan Lee alle typischen Elemente einer klassischen Spidey-Story auspackt: Peter macht sich Vorwürfe, sorgt sich um Tante May, kalauert sich durch die Kämpfe und trifft dabei mehr oder weniger alle Helden, die zu diesem Zeitpunkt das Marvel-Universum bevölkerten, die ihm damals allesamt noch eher skeptisch gegenüberstehen, allen voran sein späterer Kumpel Fackel von den FV. Zeichnerisch darf man hier den ganz klassischen Steve Ditko bestaunen, der allerdings schon in dieser ersten Inkarnation pro Widersacher eine ganze Seite für eine mitreißende Kampfszene präsentiert.

Typisch im knalligen 90er-Stil kommt dagegen die Story von Michelinie daher, von der nur die letzten beiden Episoden enthalten sind: in einem quasi-James-Bond-Plot geht es da um Satelliten, Ozonloch und Soap Operas, wobei der zeichnerische Stil von Erik Larsen (u.a. „Savage Dragon“) im Mittelpunkt steht: Glupschaugen, monströses Haarwesen, Pin Up-Szenen mit MJ und sonstige Extravaganzen, die allesamt im Gefolge von Todd McFarlanes Interpretation der Figuren stehen, sind Trumpf. Ende der 90er kam das Ganze dann optisch gemäßigter, aber in der Feder von John Romita jr. Immer noch sehr kantig-charakteristisch daher, wobei die Story ganz im fast-Millenniums-Duktus von psychologischen Konflikten und zwischenmenschlichen Beziehungen gekennzeichnet ist. Somit ein beeindruckender Reigen, der auch für Neueinsteiger goutierbar ist. Versammelt sind hier die US-Originalausgaben Spiderman Annual 1 von 1964, Amazing Spider-Man 338-339 von 1990 und Amazing Spider-Man 12 sowie Peter Parker: Spider-Man 12 von 1999. (hb)

Spider-Man vs. Sinister Six
Text: Stan Lee, David Michelinie, Howard Mackie
Bilder: Steve Ditko, Erik Larsen, John Byrne, John Romita Jr.
164 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
19 Euro

ISBN: 978-3-7416-2388-2

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