Batgirl: Das erste Jahr (Panini)

April 21, 2022
Batgirl: Das erste Jahr (Panini Comics)

Barbara Gordon ist Bibliothekarin. Das findet sie allerdings reichlich langweilig, immerhin gibt es in Gotham City jede Menge Lumpensöhne und neuerdings auch diverse Vigilanten, die dem Pack ordentlich Mores lehren. Ihren Aspirationen, in den Polizeidienst einzutreten, steht allerdings der Herr Vater im Wege, der weiß, wovon er spricht: immerhin ist Jim Gordon höchst selbst als Polizeicommissioner tätig. Gefrustet bricht Babs dank Papas Zugangscodes bei der Justice Society ein und hinterlässt ein Schreiben für Black Canary, aber ihre große Stunde kommt zu gänzlich anderer Gelegenheit. Auf einem Maskenball der Polizei, der als Spendengala Gelder für den guten Zweck einsammeln soll, tritt auf einmal Killer Moth auf die Szene und will den Trottel Bruce Wayne entführen, um der Unterwelt zu beweisen, dass er eine heiße Nummer ist.

Babs, die in einem abgewandelten Batman-Kostüm ebenfalls zugegen ist, greift ein und kann die Lumpensöhne dank Kampfsport und Überraschungseffekt tatsächlich zurückschlagen. Der herbeieilende Robin und der in sein Alter Ego Batman geschlüpfte Bruce Wayne machen der selbsternannten Heldin unmissverständlich klar, dass sie relativ wenig von solchen Alleingängen halten. Als Babs immer weiter in Richtung Vigilantentum geht, schnappen sich Batman und Robin die Novizin kurzerhand und bringen sie in die Bathöhle, wo das alte Spitzohr versucht, ihr durch diverse Trainingseinheiten die Flausen auszutreiben. Das gelingt allerdings nicht, und spätestens als Killer Moth mit dem Pyromanen Firefly gemeinsame Sache macht und „alle Bats“ inklusive der neuen weiblichen Ausgabe um die Ecke bringen will, gilt es, gemeinsam zu bestehen…

Barbara Gordon alias Batgirl verdankt ihre Existenz dem gleichen Kunstgriff wie Harleen Quinzel, auch genannt Harley Quinn: beide Figuren entsprangen nicht dem eigentlichen Comic-Universum, sondern wurden speziell für erfolgreiche TV-Serien ersonnen und erst anschließend in den „offiziellen“ Kanon eingebaut. Was für Harley Quinn die Zeichentrick-Reihe „Batman: The Animated Series“ war, das erledigte im Falle Batgirl die grell-bunte Zack-Bumm-Batman-TV-Show, in der Adam West in den 60ern in langen Unterhosen über die Mattscheiben flimmerte. Nach einer sehr kurzlebigen ersten Comic-Inkarnation als harmloser Sidekick Betty Kane, die 1961 in Batman 139 debütierte und schnell vom neuen Herausgeber Julius Schwartz wieder einkassiert wurde, wünschte man sich seitens des Produzenten der zunehmend populären Fernsehserie William Dozier ein echtes weibliches Pendant zu Batman, das von Anfang an als Tochter von Polizeichef Gordon konzipiert war. Zeichner Carmine Infantino fertigte erste Skizzen an, die so überzeugend waren, dass der Sender ABC die Figur, dargestellt von Yvonne Craig, tatsächlich in die dritte Staffel der Fernsehserie einbaute.

Die limitierte Hardcover-Variante

Auf den Seiten der Batman-Comics hatte Batgirl dann 1967 in Detective Comics #359 ihren ersten Auftritt. In der hier neu aufgelegten Miniserie, die Scott Beatty und Chuck Dixon (auch verantwortlich für „Robin: Year One”) schon 2003 vorlegten, bildet eben diese erste Storyline „The Million Dollar Debut of Batgirl” den Kern des Geschehens: Babs Gordon verhindert auf einem Maskenball in einem improvisierten Batgirl-Kostüm die Entführung von Bruce Wayne durch Killer Moth. Batman versucht die junge Dame vergeblich vom Pfad der Verbrecherjagd abzubringen und akzeptiert sie schließlich als Neuzugang in der Bat-Familie. Auch ansonsten halten sich Beatty und Dixon nahe am klassischen Bat-Kanon, der noch weit weg von dem düsteren Twist ist, den Alan Moore der Figur 1988 im „Killing Joke“ verlieh, als der Joker Barbara Gordon anschießt und gelähmt zurücklässt. Ganz im Gegenteil erleben wir hier die Bathöhle inklusive Saurier und Riesenpenny, Robin schenkt Barbara ein ordentliches Motorrad, schickt ihr Ausrüstungsgegenstände und scheint auch sonst jede Menge für sie übrig zu haben.

Überhaupt wimmelt es nur so von Anspielungen und Querverweisen: als Killer Moth sie erstmals als „Batgirl“ bezeichnet, sinniert Barbara: „Ich hätte Batwoman bevorzugt“, eine kleine Referenz auf die Figur, die das Bat-Universum ebenfalls schon 1954 bevölkerte (und auch von Julius Schwarz entfernt wurde, der mehr Ernsthaftigkeit in die Serie bringen wollte). Die Justice Society residiert im „Fox & Gardner Stadthaus“, eine Verneigung vor der Comiclegende Gardner Fox, Killer Moth träumt von einem „Moth Boat“ und einem „Moth Jet“ (das Gadget-Fest der 60er kulminierte bekanntlich im „Anti-Hai-Bat-Spray“ der Kinofassung der TV-Serie), und Robin stellt wie Haijäger Brody angesichts des bevorstehenden Neuzugangs fest: „Wir werden eine größere Höhle brauchen“.

Auch erzähltechnisch und optisch lehnen sich Beatty und Dixon an das große Vorbild „Batman: Year One“ an: Flashbacks und Parallelhandlungen dominieren, gespickt mit handschriftlich dargestellten inneren Monologen der Protagonistin. So entstand eine würdige Neuinterpretation einer klassischen Origin-Geschichte, die 2003 als 9-teilige Miniserie erschien und bei Panini, wo auch „Robin: Year One“ zu haben ist, nun zweifelsohne im Zuge des bevorstehenden Batgirl-Filmabenteuers herausgebracht wird: immerhin wird uns Barbara Gordon noch in diesem Jahr auch innerhalb des DC Extended Universe entgegentreten, und auch wenn der ursprünglich involvierte Regisseur Joss Whedon letztlich nicht zum Zuge kam, dürfen wir doch gespannt sein, was uns hier in Persona der Sängerin Leslie Grace in der Rolle von Batgirl ins düstere Haus steht. (hb)

Batgirl: Das erste Jahr
Text: Chuck Dixon, Scott Beatty
Bilder: Marcos Martin
228 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
24 Euro

ISBN: 978-3-7416-2496-4

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