Immer unterwegs in nur einer Mission: Prinzessinnen retten. Und an derartigen Damen in Nöten scheint es keinen Mangel zu geben, weshalb Raowl, der biestige Barbaren-Pitbull, immer gut zu tun hat. Doch jetzt trifft er auf eine seltsame Zeitgenossin. Eselshaut, selbsternannte Verteidigerin der Schwachen, riecht nicht nur streng, sie benimmt sich auch alles andere als damenhaft. Nach einer gänzlich missglückten Prinzessinnen-Rettung (die Arme wurde von einem Höhlentroll verspeist) wird klar: Eselshaut ist selbst eine Königstochter, die aus dem väterlichen Schoss ausgerissen ist. Dort erwartet das Duo die nächste Überraschung. Denn Vater König hat eine neue Gattin auserkoren, eine herrische Damen namens Brigitte. Die hat den Gemahl in spe, wie auch das ganze Königreich, inzwischen nicht nur voll im Griff, sie ist auch noch eine Hexe, die sich mit reichlich unlauteren Mitteln zur Königin der Welt machen will. Was Raowl und Eselshaut natürlich so nicht hinnehmen können…
Auch im zweiten Band plündert Autor und Zeichner Tebo (d.i. Frédéric Thébault) das Märchen- und Fantasy-Genre und nimmt daraus sattsam bekannte Motive gehörig wie respektlos aufs Korn, was, verbunden mit dem schnoddrigen und furztrockenen Humor, der sich v.a. in den Dialogen niederschlägt, beim Lesen zum Dauerschmunzeln führt. Raowl, seine raue Schale und sein Bedürfnis zu wilden Keilereien, kennen wir bereits (wobei sein alter ego Herbert diesmal außen vorbliebt). Ihm ebenbürtig ist hier Prinzessin Eselshaut, die sich in eben eine solche kleidet und die alles andere als ein zartes Geschöpf ist, das beschützt werden muss. Sie hat keine Lust auf das Adelsleben im Schloss und noch weniger auf reinigendes Wasser zur Körperhygiene. Für Raowl ist die miefige und vorlaute Anti-Prinzessin natürlich kein Problem, er hat mit ihr eine Schwester im Geiste gefunden.
Die Episoden, die Raowl und Eselshaut bestreiten müssen, strotzen wieder nur vor Originalität und nehmen dabei Genre-Traditionen aufs Korn (als Brigitte beispielsweise nach der Macht des eben verliehenen Herrscherstabs fragt, erhält sie als trockene Antwort, dass er v.a. dekorativ sei). Natürlich gibt es wieder massive Kloppereien, u.a. mit einem Drachen (namens Marvin-Johannes), Höllenhunden und ganzen Skelett-Armeen (Ray Harryhausen hätte seinen Spaß beim Lesen). Und immer wieder bremst Tebo die Geschichte unerwartet aus, indem er mit gemeinen Erzähl-Traditionen bricht und langen, vermeintlich Story tragenden Handlungssträngen entweder eine abrupte Wendung verleiht oder diese in nur in einem Panel beendet, damit geradezu hinwegfegt und so vollends ad absurdum führt (Stichwort Duftkerzen). Auch Band 2 bietet damit wieder eine wunderbare Märchen/Fantasy-Parodie mit originellen Einfällen zuhauf und einem frechen, erfrischendem Humor. (bw)
Raowl, Band 2: Die stinkende Prinzessin
Text & Bilder: Tebo
72 Seiten, Hardcover
Carlsen Verlag
14 Euro
ISBN: 978-3-551-79694-3