Aristophania, Band 3 (Splitter)

Juli 26, 2021
Aristophania, Band 3: Die Morgenrot-Quelle (Splitter Verlag)

Schlecht schaut es aus für den Hof von Azur im Kampf gegen den dunklen Hof. Aber Aristophania, inzwischen selbst in Ungnade gefallen, sucht dennoch die Königin auf. Denn sie weiß, dass Gedeon, der Verbannte König und Gegenspieler, große Macht erlangt hat und damit seinem Ziel, den Hof von Azur zu vernichten, ein gutes Stück näher kommt. Doch die Königin bleibt stur. Dann sind da noch die drei Francoeur-Kinder, Calixte, Victor und Basile, die inzwischen erfolgreich ihre „Prüfung“ als Azur-Neulinge bestanden haben und auf die Artistophania große Stücke hält. Denn mit ihnen hofft sie die legendäre und sagenumwobene Morgenrot-Quelle zu finden – das vermeintlich letzte Mittel, um den dunklen Hof um Gedeon doch noch zu besiegen. Während Calixte als „Rutengängerin“ dem Azur folgt, der intelligente und ewig zaudernde Victor wieder mit sich selbst hadert, erkennt der ungestüme Basile, der älteste der drei, dass seine Freundin Garance nicht die ist, die sie vorgibt zu sein. Und dass er „benutzt“ wurde, die Lakaien des Verbannten Königs zur Königin und zu Aristophania zu führen…

Der Band beginnt mit einer heftigen Szene: Endlich gelingt es den Rittern des Hofes von Azur, Gedeon, den Verbannten König, zu stellen. Doch der offenbart seine Macht und einmal mehr seine Skrupellosigkeit und richtet ein Massaker an. Gedeon, nebenbei auch der Herr des schwarzen Azurs, der neben dem Kampf gegen Aristophania und die Königin auch ein allzu weltliches Ziel verfolgt, wie wir in diesem Band erfahren. Und der ein großer, charismatischer Manipulator zu sein scheint. Auch wird hier zwischendurch immer wieder Interessantes aus der Vergangenheit Gedeons und Aristophanias zu Tage gefördert. Einmal mehr erinnert die Geschichte, in der sich Gut und Böse bekämpfen, an George Lucas‘ urspüngliches Star Wars Universum. Wir erkennen die helle und die dunkle Seite der Macht – die beiden verfeindeten Höfe. Die Macht an sich, die man lernen muss zu „erkennen“, ist das Azur. Die Ritter des Azurs sind die Jedi-Ritter, Aristophania macht den Yoda, indem sie die Kinder „ausbildet“ und der (vermeintliche) Erzbösewicht erinnert an Darth Vader. Nur Raumschiffe suchen wir vergebens. Hier fährt man mit Automobilen Baujahr 1900.

Trotz der offensichtlichen Ähnlichkeiten gefällt die Story und zeigt zudem eine gesunde Originalität. Das liegt einerseits an der ungewöhnlichen Titelheldin – eine alte Frau mit magischen Fähigkeiten, die wie Mary Poppins durch die Lüfte gleiten kann, andererseits an den drei Kindern mit ihren völlig unterschiedlichen Charakteren, die dann auch noch zumindest teilweise getrennte Wege einschlagen. Autor Xavier Dorison (u.a. „Undertaker“, „Schloss der Tiere“) entwirft eine durchdachte Fantasy-Welt, der er das Star Wars Gerüst überstülpt, ohne bloß Kopie zu sein. Bei der Motivation Gedeons greift er auf französische Geschichte zurück. Und lässt seine Charaktere immer viel erklären, was story-technisch zum Tiefgang beiträgt und obendrein richtig viel zu lesen ergibt. So werden manche Panels von Zeichner Joël Parnotte (u.a „Der Waffenmeister“) regelrecht von Text erdrückt, während er anderswo ganz ohne begleitende oder gar störende Worte wieder seine zeichnerische Eleganz gepaart mit seinem Detailreichtum eindrucksvoll unter Beweis stellen kann. Im Bonusteil lassen sich Ausschnitte aus Dorisons Skripts mit der visuellen Umsetzung Parnottes vergleichen. Immer interessant, so etwas. Band 4, der (vorläufige?) Abschluss der Reihe, ist in Vorbereitung und verspricht das große Finale. (bw)

Aristophania, Band 3: Die Morgenrot-Quelle
Text: Xavier Dorison
Bilder: Joël Parnotte
72 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-391-1

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