Conan der Cimmerier, Band 8 (Splitter)

Juni 29, 2020
Conan der Cimmerier, Band 8: Der Schwarze Kreis (Splitter Verlag)

Tiefschwarz ist nicht nur der Kontinent, in dem Conan eine Armee von Afghulen kommandiert. Nein, auch die Absichten diverser Herrschaften sind alles andere als ehrenhaft. Statthalter Chunder Shan hat im Königreich Vendhya die Macht übernommen, seit König Bhunda Chand von einer unerklärlichen Krankheit befallen wurde. Was natürlich kein Zufall ist: der finstere Khemsa und seine Spießgesellen haben sich der Nekromantie bedient, um dem jungen Herrscher im Auftrag des rivalisierenden Reichs von Turan die Seele zu rauben. Bhundas Schwester, die Devi Yasmina, übernimmt die schwere Bürde, ihren Bruder von seinen Leiden zu erlösen. Dabei weiß die Dame genau, mit was man es zu tun hat, immerhin hat sie das Buch von Skelos studiert: die Widersacher stecken mit den schwarzen Sehern vom Berge Yimsha unter einer Decke, mächtigen Zauberern, an denen Yasmina nun Rache nehmen will. Das ist allerdings leichter gesagt als getan: immerhin führt der Weg dorthin höchst gefährlich durchs Land der haarigen Bergvölker, weshalb Yasmina versucht, Conan einen Deal vorzuschlagen: das Leben der sieben gefangenen Afghulen gegen seine Mithilfe beim Vergeltungsschlag gegen die Hexer.

Das akzeptiert der Cimmerier auf seine ganz eigene Art – er schnappt sich kurzerhand Yasmina als Geisel und galoppiert los in Richtung Gebirge. Dabei sind ihm allerdings die Truppen von Vendhya dicht auf den Fersen, denn die Dienstmagd Gitara kocht ihr ganz eigenes Süppchen: sie bequatscht Khemsa, der sich als ihr Geliebter entpuppt, doch diese goldene Gelegenheit zu nutzen, um sich gegen die finsteren Zauberer aufzulehnen und die Macht komplett an sich zu reißen. Mit ihr als Königin, versteht sich, worauf sich Khemsa doch tatsächlich auf die Socken macht. Conan und Yasmina treffen derweil beim Zhaibar-Pass auf Conans alten Kriegskumpel Yar Azfal, der den beiden Unterschlupf gewährt. Aber irgendwann steht man dann in der Tat vor dem verfluchten Berg, verfolgt von Gitara und Khemsa, und auch die schwarzen Hexer lassen nicht lange auf sich warten. Khemsas Versuch, seine Lehrmeister zu besiegen, scheitern natürlich kläglich, und die Hexer holen sich Yasmina als Opfer in ihre Festung. Vom sterbenden Khemsa erfährt Conan gerade noch den einzigen Weg, wie die Fieslinge vernichtet werden können, worauf er sich furchtlos aufmacht mitten ins Zentrum der schwarzen Magie…  

Himelianische Berge, Zhaibar-Pass, Afghulen – selten war eine Erzählung Howards so klar in der Realität zu verorten wie in diesem Falle, der eindeutig im heutigen indischen Subkontinent spielt (interessanterweise findet sich das fiktive Land Vendhya nebst den anderen Schauplätzen nicht auf der Karte, die Howard 1932 anfertigte). Howards Faszination für den „Orient“ in allen Spielarten kam nicht von ungefähr: in einer längeren Auszeit, die er sich von den Conan-Stories gönnte, erschuf Howard den Helden Frances Xavier Gordon, der unter dem Namen „El Borak“ in Indien und Afghanistan unterwegs war. Als er sich nach einigen Monaten wieder einmal seinem Cimmerier widmete, verpflanzte er ihn somit folgerichtigerweise in die gleiche Gegend und lieferte mit „The People Of The Black Circle“ 1934 die zweitlängste Erzählung überhaupt, bevor er dann mit „The Hour Of The Dragon“ im nächsten Wurf den ersten und einzigen Conan-Roman vorlegte. Howard nutzte die epische Breite zu durchaus ausgefeilten Charakteren, angefangen von der Protagonistin Yasmina, neben Belit und Valeria wohl eine der stärksten Frauenfiguren aus dem hyborischen Zeitalter, bis zu ihrer Dienerin Gitara, die mit ihrem Gefährten Khemsa eine wirkungsvolle Spiegelung des spannungsreichen Zusammenspiels von Conan und Yasmina liefert.

Die Nekromantie, also die schwarze Magie, sowie die Kunst der Gedankenmanipulation, der Telekinese und der Kontrast zwischen Vitalität und Zerfall standen schon bei „Beyond the Black River“ und „Red Nails“ im Zentrum, und auch der Schlangenkult darf auch hier nicht fehlen, als sich der Obermagier am Ende ganz im Stile eines Tulsa Doom in ein riesiges Reptil verwandelt. Mit diesen Zutaten gewürzt, avancierte diese Erzählung zu einem weiteren Hit für Howard, der 1934 in drei Teilen in „Weird Tales“ erschien, wovon es der erste Teil in der September-Ausgabe sogar als Aufmacher auf die Titelseite schaffte – eine wenig bekleidete Schöne natürlich inklusive. Dem Cimmerier hätte es gefallen. Inszeniert wird das Geschehen für diese neue Episode der Comicfassung von Sylvain Runberg (u.a. „Orbital“, „On Mars“), der effektvoll die eindrucksvollsten Szenen, Dialoge und Handlungselemente zusammenfasst. Die Gestaltung von Park Jae Kwang und Hiroyuki Ooshima wirkt Anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig, entwickelt aber eine ganz eigene, stilisierte Dynamik, die gut ins Geschehen passt. Somit ein weiterer gelungener Beitrag zur Serie, die hoffentlich noch ein langes Leben genießen darf. (hb)

Conan der Cimmerier, Band 8: Der Schwarze Kreis
Text: Sylvain Runberg, nach Robert E. Howard
Bilder: Park Jae Kwang, Hiroyuki Ooshima
72 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-209-9

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