Reset, Band 1 (Splitter)

Juni 24, 2020
Reset, Band 1: Die Entwurzelten (Splitter Verlag)

Ungemütlich wird es auf der Erde irgendwann 2084: Raubbau an der Umwelt, Ressourcen-Schindluder und diverse explodierende Atomkraftwerke haben weite Teile des Planeten de facto unbewohnbar gemacht. Paris ist überschwemmt, in den USA tobt ein Krieg um Ölfelder, und Ozeanien riegelt sich konsequent ab. Gerade als die Situation vollkommen aussichtslos scheint und die Feuerwehrfrau Liz desillusioniert feststellt „Es wird kein Wunder geben! Das wisst Ihr genau!“, passiert etwas, was ganz gut in diese Kategorie passt. Der Himmel über den Metropolen verdunkelt sich, riesige Raumschiffe erscheinen und setzen den Streitigkeiten und auch den Naturkatastrophen erst mal ein Ende.

Hinter den grüngesichtigen Fremden verbirgt sich eine gewaltige Union von bewohnten Planeten namens „Komplex“, die das Treiben auf der Erde schon einige Zeit verfolgen und sich schließlich zum Eingreifen entschlossen haben. Mit an vorderster Front dabei sind Swänn, ein idealistischer Soldat, und die Ärztin Sätie, die kurz vorher auf dem Planeten Näkän geheiratet haben, um zumindest gemeinsam eingesetzt zu werden, wenn sie schon in die Fremde aufbrechen müssen. „Wir sind der Reset!“, verkünden sie den erstaunten Menschen, die kaum glauben können, dass sie offenkundig eine zweite Chance bekommen…

Hui, hier ist aber jemand ein gewaltiger Star Trek-Fan: Fred Duval (u.a. „Hauteville House“, „Tag X“, „Schwarze Seerosen“) behandelt in seinem Dreiteiler ziemlich unverblümt die zentrale Frage, die alle Trekkies seit jeher umtreibt. Das nämlich, was Gene Roddenberry schon in seiner Originalausgabe der Serie als „prime directive“ formulierte, nämlich das eherne Gesetz, nicht in die Entwicklung anderer Völker und Planeten einzugreifen, weil das unweigerlich immer im Murks endet. Ob das nun bei „A Private Little War“ der Vietnamkrieg war, der stellvertretend hier behandelt wurde, oder bei „Star Trek Into Darkness“ eine religiöse Verehrung, die Spock und Kirk auf einmal erzeugen, als sie ein primitives Völkchen retten: eigentlich hieß es immer Finger weg, und das scheint auch beim „Komplex“ (Duvals Version der United Federation of Planets) die Regel zu sein: „Die Erde! Bereits die Meister meiner Meister haben sich ihretwegen gestritten! Mehrere intelligente Lebensformen, die nicht in Harmonie leben konnten … der dominanten Spezies ist die Vielfalt des Universums bewusst, aber sie hat sich als unfähig erwiesen, ihre Ressourcen zu verwalten und versinkt in der Selbstzerstörung“, so erläutert ein Gelehrter dem Hochzeitspaar auf ihrem rituellen Spaziergang die Gemengelage.

Nur weil die Erde einer der wenigen „Zwillingsplaneten“ ist, die man im Universum finden konnte, entscheidet man sich zur Ausnahme und schickt die Expedition, die die Erde natürlich massiv durcheinanderwirbelt. Ein wunderbarer Auftakt, der viele Fragen aufwirft und dabei nicht mit massiver Action geizt, inklusive des fast „Independence-Day“-artigen Auftritts der Aliens. Auch zeichnerisch von Emem (dahinter verbirgt sich Mathieu Ménage, der bei „Carmen Mc Callum“ bereits mit Fred Duval zusammenarbeitete) bestens inszeniert, macht das definitiv Laune auf mehr, was wir in Band 2 „Interzone“ (Kommt im August) und Band 3 „Offenbarungen“ bald erfahren werden. (hb)

Reset, Band 1: Die Entwurzelten
Text: Fred Duval
Bilder: Emem
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-378-2

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