Jetzt wird es ernst für die beiden Hunde Altas und Axis, ein afghanischer Windhund und ein kleiner Terrier: das riesige K in einer Felswand markiert den Weg nach Khimera, jener sagenhafte Ort, an dem angeblich der magische Knochen und der Futternapf des Überflusses zu finden sind, und damit das Ende aller (Fress-) Sorgen. Doch zuvor gilt es noch diverse Gefahren und traurige Begegnungen zu überstehen. Denn völlig unvermittelt trifft Atlas seine geliebte Mika wieder. Die weist ihn jedoch schroff ab, was Atlas tränenreich verkraften muss. Auf dem weiteren Weg begegnen die beiden Hundefreunde einer Horde Schafe, die einer Selbstmord-Weltuntergangs-Sekte angehören. Das Oberhaupt dieser Hammelsekte will eine Hündin opfern, was Altas und Axis erfolgreich und durchaus rabiat zu verhindern wissen. Weiter geht es Richtung Tal der Monster. Dort leben noch Dinosaurier (Mammuts hatten wir ja auch schon) und aus dem Dorf, das in der Nähe des Tals liegt, verschwinden immer wieder Hunde spurlos. Gibt es hier einen Zusammenhang? Schließlich finden die beiden Khimera – das jedoch so ganz anders ist, als sie es sich vorgestellt haben…
Mit diesem vierten Band verabschiedet sich der Spanier Pau (eigentlich Rodríguez Jiménez-Bravo) von seiner Fabel und das tut er im wahrsten Sinne mit einem großen Knall. Bis es soweit kommt und seine beiden Hundehelden endlich ihre Quest abschließen können, müssen sie noch diverse Hürden meistern, die episodisch angelegt sind. Zuerst begegnet Altas seiner Mika. Während der Leser Einblick in ihr jetziges Leben und ihren Werdegang bekommt, wird Atlas ohne dieses Wissen, nur mit der traurigen Abweisung der Hundedame leben müssen. In der Sekten-Episode sticht noch einmal Paus wunderbarer und origineller Humor hervor. Die wie immer dämlichen Schafe fesseln Atlas und Axis ausgerechnet mit einer Wurstkette. So fressen sich die beiden in die Freiheit und hauen als Nachtisch den Sektenführer in die Pfanne (was absolut wörtlich zu nehmen ist). Der Dinosaurier-/Dorf-Abschnitt zeigt dann noch einmal verräterische und niederträchtige Hunde in einem typischen „Lost World“-Motiv, ehe die Story in Khimera eine finale, schnelle und auch überhastete Wendung nimmt.
Denn in einem wagemutigen Schritt – und ohne zu viel verraten zu wollen – verknüpft Pau die Welt der Hunde, Pangäa, mit der unseren (wer den Namen googelt ahnt, wie der Hase, bzw. der Hund läuft). Dabei wird auf nur wenigen Seiten sehr viel erklärt und berichtet, es geschieht auch Einschneidendes (Stichwort großer Knall), wobei Atlas und Axis zu sichtlich überforderten Zuhörern degradiert werden. Der Twist funktioniert zwar, spannt aber einen extrem weiten Bogen und wirkt daher stellenweise aufgesetzt und überhastet, da zum Ende hin alles sehr schnell geht. Die Evolution frisst ihre Kinder. Dennoch bietet die Reihe mit ihrem großartigen, unkonventionellen Humor und originellen Einfällen beste Unterhaltung. Und zwar nicht unbedingt für Kinder, dazu wird es immer wieder recht blutig und rabiat. Paus dynamische Funny-Zeichnungen, die anthropomorphen Hunde mit ihren Umhängen, die zwar reden und auf zwei Beinen gehen, die aber im Gegensatz zu den Disneys-Tier-Figuren ihre typischen tierischen Eigenschaften beibehalten, tragen viel zum gelungenen Ganzen bei und vermitteln eine lebendige Vintage-Atmosphäre. Und einmal kann man sogar Tims Struppi erspähen. (bw)
Die Saga von Atlas und Axis, Buch 4
Text & Bilder: Pau
64 Seiten in Farbe, Hardcover
toonfish/Splitter Verlag
14,95 Euro
ISBN: 978-3-95839-928-0