Badlands, Band 3 (Splitter)

Dezember 14, 2018

Gestaltwandlungen, das haben Perla Ruiz-Tenguillo und ihre Leute mittlerweile längst hinter sich. Das hat mehr oder weniger gut geklappt, aber kurz vor der Pforte zur Geisterwelt ist die schmucke Dame dann doch steckengeblieben. Rat scheinen da bestenfalls noch die alten Schamanen der Großen Schlange zu wissen, ein Delaware-Geheimbund, der die Rätsel der uralten und elementaren Kräfte getreulich hütet. Auf dem Weg dahin fällt Perlas Begleitern ein altes Foto in Hand, das ihre Erinnerung in Gang setzt: im Madrid des Jahres 1865 nahm ihr Vater sie im zarten Alter von 7 Jahren zu einer Seance mit, die offenbar dem Ziel diente, eben jene jenseitigen Mächte zu beschwören, denen sie jetzt nachjagt.

Das gelang allerdings deutlich besser als erhofft: ein gar schreckliches Monsterwesen stieg da auf die Versammelten hinab und machte allen Anwesenden äußerst gewaltsam den Garaus – bis auf die kleine Perla, die den bösen Geist in sich aufnahm. Was ihrer Suche nach den jenseitigen Mächten dann durchaus eine besondere Wendung verleiht. Ähnlich mysteriös geht es auch ihren Begleitern: als der farbige Sam und der Indianer Viele-Tode in der Stadt einen rasenden Mob auf sich ziehen, stellt sich heraus, dass nomen tatsächlich omen ist. Denn Viele-Tode wird von den weißen Angreifern nach allen Regeln der Kunst ertränkt und sollte eigentlich mausetot sein – was ihn nicht davon abhält, sich im Gefängnis wieder bester Gesundheit zu erfreuen. Geheimnisse allenthalben also, die sich weiter entfalten, als die liebe (oder monströse) Perla auf dem Weg in Richtung Große Schlange reist…

Im dritten und letzten Band seiner Fantasy-Grusel-Western trifft Lovecraft-Saga rückt der ungemein produktive Corbeyran immer mehr mit der Sprache heraus: die gute Perla ist alles andere als nur ein Hot Chick, das Frauenpower mit knackigen Formen verbindet. Die Dame wird im wahrsten Sinne des Wortes von diversen Dämonen heimgesucht, die in ihrem Inneren kämpfen und der eigentliche Grund für ihre Odyssee durch den Westen sind. Als die Ereignisse sich dem explosiven Ende nähern, entfaltet sich manch spannender Twist, den Piotr Kowalski einmal mehr opulent in Szene setzt – einerseits mit knisternder Erotik (also, Kollegen, die Hosen der Holden sind aber wirklich mehr als spärlich bemessen), andererseits mit ausladenden Panoramen ganz im Stile von Altmeister Moebius, der ja schon für die ganze Serie als gestalterische Inspiration im Hintergrund stand.

Insofern eine mehr als würdige Schlussnote einer furiosen Reihe, bei der man sich bestenfalls nur fragen kann, wo Corbeyran denn die Zeit findet, neben seinen ganzen Skripten (alleine bei Splitter u.a. „Doppelgänger“,„Assassin’s Creed“, „Die Ausgestoßenen von Orion“, „Stonehenge“ ) auch noch Lovecrafts Stories von den Uralten immer wieder neu zu lesen und zu variieren. Denn nichts anderes tut er hier. (hb)

Badlands, Band 3: Die Große Schlange
Text: Eric Corbeyran
Bilder: Piotr Kowalski
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-95839-032-4

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