Gravel, Band 2 (Dantes Verlag)

Februar 2, 2018

New York City: Bei seiner Antrittsrede wird der neu gewählte Bürgermeister der Metropole erschossen. Vier Vermummte richten dabei ein regelrechtes Gemetzel an, dem insgesamt 23 Menschen zum Opfer fallen. Kampf-Magier William Gravel, der sich einmal mehr wegen eines Alleingangs in der Stadt aufhält und Zeuge des Attentats wird, identifiziert die Täter als Spezialeinheit des SAS der britischen Armee. Mehr noch – die vier scheinen wie er mit magischen Kräften ausgestattet zu sein und versuchen Gravel zudem das Massaker in die Schuhe zu schieben. So muss der zum einen vor den schwer bewaffneten Polizisten fliehen und zum anderen herausfinden, warum die SAS-Einheit hier in New York wütete. Die Spur führt in eine anderweltliche „Körperplantage“, wo Waffen „gezüchtet“ werden und wo es zu einem ersten blutigen Showdown kommt und Gravel langsam die Hintergründe der Tat erkennt…

Szenen- und Ortswechsel: London. In der Themse treibend wird der Torso eines farbigen Jungen gefunden. Kommissar Moody sieht Anzeichen für einen Ritualmord und zieht Gravel hinzu, mit dem er im Falklandkrieg schon einschlägige Erfahrungen machte. Der ist davon wenig begeistert, hängt sich dann aber doch in den Fall hinein. Denn es handelt sich wahrscheinlich um einen Muti-Mord, wie sie Geistheiler im Süden Afrikas verüben (gibt’s leider wirklich). Nach getaner Detektiv-Arbeit und übersinnlichen Eingebungen macht Gravel die Neonazis von Combat 18 (gibt’s leider auch wirklich) als Täter aus, ehe er erkennen muss, dass etwas viel Gefährlicheres hinter der Sache steckt. Und dann verschwindet auch noch ein zweites Kind und ein Rennen gegen die Zeit beginnt…

In dem Kampf-Magier William Gravel, Spezial-Ermittler des britischen SAS, vereint sich ein Best of diverser ikonischer Detektive, Ermittler und Agenten. Von den Noir-Recken Sam Spade und Philip Marlowe hat er die stoische Ruhe, die Beharrlichkeit und den Sarkasmus, von James Bond stammen Action, Übersicht und Überlebensinstinkt, von John Constantine natürlich die magischen Fähigkeiten… und von Inspektor Clouseau… nein, das dann doch nicht. Kein Humor, maximal etwas Sarkasmus. Denn Gravel lacht nicht. Seine Mimik ist durchaus überschaubar. Und seine Geschichten entsprechend humorbefreit, furztrocken und dabei immer knüppelhart und enden gerne in blankem Horror. Fester Bestandteil sind dabei Splatter-Szenen, denn auch die Gegner Gravels haben nichts zu lachen.

Zwei Geschichten in deutscher Erstveröffentlichung, „Die Körperplantage“ von 2003 (sechs Einzelhefte) und „Bittere Medizin“ von 2004 (drei Einzelhefte), die in den USA bei Avatar Press erschienen. Beide sind dankbarerweise völlig unterschiedlich, ohne jedoch die typischen, bereits erwähnten „Gravel-Elemente“ zu vernachlässigen. Die erste Story zeichnet sich durch wilde Verfolgungsjagden aus und bietet brachiale Action satt, während die Handlung der zweiten weitaus Krimi-lastiger ist – freilich nur bis zum Finale, das dann wieder gewohnt abseitig daher kommt. Zusätzlich wird in der Story der Alltags-Rassismus thematisiert, der schließlich ausufert und der Handlung einen bis heute aktuellen Bezug verleiht. So gradlinig die Geschichten von Warren Ellis angelegt sind, so messerscharf und filigran sind die Zeichnungen Mike Wolfers, der dabei übrigens auf jegliche Soundwords verzichtet. Der Dantes Verlag führt die Reihe, zu der Ellis immer wieder zurückkehrt, weiter. Band 3 erscheint schon Ende Februar. (bw)

Gravel, Band 2: Die Körperplantage
Text: Warren Ellis, Mike Wolfer
Bilder: Mike Wolfer
212 Seiten in Schwarz Weiß, Softcover
Dantes Verlag
16,95 Euro

ISBN: 978-3-946952-07-7

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