John Constantine ist unser Lieblingsmagier. Vergessen wir seltsame Gewänder oder lustige Hüte, die Vertreter der Zunft in Fantasy-Medien so gerne auftragen. Vergessen wir Siegfried, Roy und die anderen glattpolierten Heinze, die uns sowieso nicht mehr beeindrucken, seitdem im TV der Herr mit der Maske uns zeigte, wie der Schmu wirklich funktioniert. John Constantine ist da gottlob anders. Er ist ein Kind der Achtziger Jahre, ein Magier, ein echter, jawoll, aber keiner aus der oben genannten illustren Gesellschaft. John raucht, säuft und kümmert sich kaum um sein soziales Umfeld. Er liebt es, böse Dämonen so richtig schön in den Hintern zu treten und ähnelt auch sonst mit Trenchcoat und Sarkasmus mehr einem Hardboiled Detective, einem Marlowe mit Magie, sozusagen.
Aber jetzt scheint der Ofen aus zu sein. Endgültig. Jetzt hat er ein Problem, das gegen Magie immun ist: Krebs. Constantine wird sterben, wenn nicht irgendwas Irres passiert. Er hustet schon sein Inneres nach Außen, viel Zeit bleibt ihm also nicht mehr. Verzweifelt sucht er nach Strohhalmen und seien sie noch so klein (klasse die Szene mit dem „Bierbrunnen“, very Irish!) und verabschiedet sich von den paar Menschen, die ihm noch geblieben sind. Bis er auf eine Idee kommt, die so abgefahren ist, dass sie sogar funktionieren kann. Weil: egal ist jetzt sowieso alles….
Im Rahmen einer Garth Ennis Collection erscheinen bei Panini auch die Punisher Comics des Meisters. Jetzt spendiert der Verlag ihm eine Gesamtausgabe seiner Hellblazer Hefte in fünf hochwertigen Hardcover-Bänden. Ennis übernahm die Serie 1991 (bis 1994) mit der Nummer 41 quasi als Jungspund uns Fast-Neuling. Eine schwere Bürde. Und er ging gleich in die Vollen, indem er Constantine den Krebs anhängte. Zeichnerisch ist der Band schon fast als altmodisch zu bezeichnen und solche Farben benutzt heute kein Mensch mehr. Trotzdem ist es ein Altern in Würde. Ennis‘ Dialoge und Monologe, schon recht sarkastisch und zynisch, lassen bereits die Charaktereigenschaften von Hitman, Punisher und Co. erahnen. Von Preacher ganz zu schweigen. Gegenwärtig demontiert Ennis gerade das Superheldengenre mit seiner genialen Reihe The Boys (auch bei Panini). Schreiber & Leser brachte den Band (ohne die letzte Story) übrigens schon einmal, 1999 als Softcover-Ausgabe.
Also lehnen wir uns zurück, schenken uns einen Bushmills ein (10 Yrs, Single Malt), legen die Pogues auf und begeben uns in die kranken Hirne von Garth Ennis und seinem John Constantine. (bw)
Text: Garth Ennis
Bilder: William Simpson, Mike Hoffman, Steve Dillon
236 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
29,95 Euro
ISBN 978-3-86201-238-1