Der Wolf im Slip, Band 1 (Splitter)

Januar 22, 2018

Seine vermeintliche Terror-Herrschaft prägt den ganzen Wald: der böse Wolf verbreitet Angst und Schrecken. Die drei kleinen Schweinchen werden schon vermisst, weshalb man sich unter den Tieren des Waldes für das das nächste Auftauchen des Untiers wappnet. Und mit der Angst auch Geschäfte macht: Anti-Wolf-Karate wird angeboten, Bücher mit den Untaten des Wolfs verkauft, Wolfsfallen feilgeboten, eine Anti-Wolf-Brigade aufgestellt, Symposien abgehalten usw. Dann ist es auch soweit: der Wolf kommt! Doch betritt kein Untier die verschreckte Szenerie, sondern ein doch recht zivilisierter Meister Isegrim, der obendrein ein doch recht albernes Bild abgibt: er tragt eine rot gestreifte Unterbuxe, im Fachjargon auch Slip genannt. Nachdem die verdutzen Waldtiere aus ihren Verstecken hervorkommen, macht er ihnen geduldig und recht freundlich klar, dass er sehr wohl der Wolf ist und erklärt auch bereitwillig, warum er sein kurioses Unterwäschen-Accessoire trägt…

Wer die Erfolgsserie „Die alten Knacker“ liest, kennt auch „Der Wolf im Slip“. So heißt nämlich das fahrende Marionetten-Theater von Sophie, der Tochter von Antoine (einer der besagten drei titelgebenden Herren). Es handelt sich also nicht wirklich um einen Spin-Off (wobei es hier angesichts der bewegten Vergangenheit der drei Senioren wahrhaft genug Möglichkeiten gäbe), vielmehr führt das Theater hier ein Serien-Eigenleben, in dem Stücke aus dem eigenen Repertoire aufgeführt werden. Und das nicht nur in reiner Comicform, also Panel für Panel, sondern auch mittels Totalen – eben aus der Sicht der Zuschauer. Sprechblasen gibt es keine, jedoch ist der Text der jeweiligen Figur zugeordnet, so dass wir hier eine Mischung aus Bilderbuch und Comic vor uns haben. Optisch kommen die Bilder/Panels auch kindgerecht daher und orientieren sich somit natürlich an der Darstellung des Theaters in der Hauptserie. Zeichnerin ist Mayana Itoiz, die schon diverse Kinderbücher illustrierte und bereits an Wilfrid Lupanos Serie „Alim der Gerber“ mitarbeitete.

Wie das bei Stücken für Kinder oft üblich ist, transportiert die Geschichte, in der die Hauptfigur des Wolfs eingeführt wird, eine Message und plädiert für Toleranz und gegen Vorurteile – brisante, aktuelle Themen der heutigen Zeit. Der Wolf, anfangs geschmäht und vermeintlich ein reißerisches Monster (nach Hörensagen und Gerüchten) entpuppt sich bei genauem Hinsehen als ebenso kultivierter, friedlicher Zeitgenosse und erklärt schlüssig und überaus trefflich („Vielleicht gibt es ja noch mehr im Leben als immer nur Angst?“) sein seltsames Verhalten, das zu seinem schlechten Image beitrug. Am Ende gibt es einen kleinen Schluss-Gag (Stichwort Haselnusswürste), ehe der „Alte Knacker“-Zeichner Paul Cauuet noch eine kleine Rahmenhandlung in typisch amüsanter Serien-Manier beisteuert. 36 charmante Seiten, die man schnell gelesen hat, für Fans der Hauptserie, wie auch für Jung und Alt, die die „Alten Knacker“ noch (!) nicht kennen. Band 2 wird im Juni dieses Jahres erscheinen.

Der Wolf im Slip, Band 1
Text: Wilfrid Lupano
Bilder: Mayana Itoiz, Paul Cauuet
36 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-96219-011-8

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