Nuork, Band 3 (All Verlag)

April 13, 2017

New York in einer im wahrsten Sinne des Wortes verstrahlten Zukunft: das Schwarze Kind durchstreift noch immer mit seinem treuen Gefährten, dem Bären, die Ruinen auf der Suche nach neuen Jagdgründen für seinen Stamm. Dabei lauern allerlei Gefahren: nicht nur einstürzende Altbauten, auch nach wie vor wachsame Polizeiroboter und auch wilde Tiere machen den letzten Menschen auf Erden das Überleben schwer. Aber das Kind ist nicht so allein, wie es den Anschein hat: ein Shuttle ist in New York niedergegangen, darin ein Trüppchen Menschen, die vom Zufluchtsort Mars geflohen und auf der Erde havariert sind.

Das Schwarze Kind könnte ihr Ticket zurück in die Heimat sein, da es den Beweis liefert, dass entgegen aller Annahmen doch noch Überlebende auf der zerrütteten Erde dahinvegetieren. Nachdem das Kind verstrahlter ist als ein explodierter Kernreaktor und nach den Berechnungen der Schiffbrüchigen noch maximal zwei Tage zu leben hat, steckt es der Anführer Doc Gen 4 kurzerhand in einen Dekontaminationstank, um dort die Genesung voranzutreiben. Unbemerkt bleibt dabei, dass sich das gar nicht so tumbe Kind dabei klammheimlich sämtliche Informationen aus dem Schiffscomputer zieht und damit nicht nur jede Menge Wissen, sondern auch schier übermenschliche Kräfte anhäuft…

Im dritten und abschließenden Band seiner Endzeit-Saga nach der Novelle von Stefan Wul führt Olivier Vatine seine düstere Vision im Stile von 70er-Öko-Antiutopien fort: aus den Datenbanken des Schiffscomputers erfahren wir, dass die Menschheit ihren Atommüll kurzerhand unter die Erdkruste verfrachtet hatte und sich dabei der Hilfe von speziell gezüchteten, riesigen Kraken bediente. Getreu dem Motiv, dass sich Umweltsünden stets rächen (kennen wir nicht zuletzt aus Frogs und Phase IV, oder?), kommt die Strahlung allerdings per Vulkansausbruch wieder an die Oberfläche, nebst den Kraken, die sich ohne Arbeit fleißig vermehrt haben. Die Menschheit nimmt Reißaus auf den Mars, nur wenige bleiben zurück, verfallen in steinzeitliche Barbarei und durchziehen die Ruinen der Städte – in Bildfolgen, die wir bei Terry Gilliams „12 Monkeys“ ähnlich verfolgt haben.

Seite aus dem abschließenden Band 3

Neu ist nun die Erweiterung des Kontexts auf die bunten Bildergeschichten: das Schwarze Kind findet in einem Comicladen ein uraltes Heft mit „Alpha, the last kid on Earth“, in dem es sich selbst wiedererkennt (vor einer Ruine der Freiheitsstatue, die wir nur allzu gut vom Ende eines anderen postapokalyptischen Klassikers kennen, in dem sich Affen die Erde Untertan machen, wie damals der Comic-Slogan lautete). Diese alten Schinken, so Doc Gen 4, sind auf dem Schwarzmarkt für „Relikte der einstigen Welt“ wohl ein Vermögen wert, ebenso wie die gut verpackten Action-Figuren, die noch ungeöffnet im Laden hängen.

Die Mutation des Schwarzen Kindes hin zu einer im wahrsten Sinne gigantischen Übermenschen-Figur steht dann in nächster Nähe zu genredefinierenden Helden-Dekonstruktionen vom Schlage eines Dr. Manhattan, so dass hier auch eine Reflektion über das Science Fiction-Metier in Film und Comic mitgeliefert wird. So ist dann wohl auch die schöne Collage im Einband zu verstehen, die den Autor der Vorlage Stefan Wul neben schönen SF-Nerd-Memorabilia zeigt, darunter eine Actionfigur von Robbie the Robot aus Forbidden Planet und einer Spielzeug-Flash Gordon-Strahlenkanone. Nerdvana, wir kommen! (hb)

Nuork, Band 3: Alpha
Text & Bilder: Olivier Vatine
64 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
15,80 Euro (Normalausgabe)
39,80 Euro (Vorzugsausgabe)

ISBN: 978-3-926970-86-2 (Normalausgabe)
ISBN: 978-3-926970-87-9 (Vorzugsausgabe: 111 Exemplare mit signiertem Druck)

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