Band 1 mit den neuen Abenteuern von John Constantine, seines Zeichens Haus- und Hof-Magier bei DC, schloss mit einem veritablen Cliffhanger. Wir erinnern uns: John bekam es mit einem neuen mächtigen Gegner zu tun: dem Kult der Kalten Flamme. Dessen Chefzauberer, alles miese Unholde, waren Tannarak, Mister E und Sargon, die ihren Vater gleichen Namens beerbte. Am Ende, nach einer Episode mit Captain Marvel, lag John (mal wieder) im Sterben. Offenbar ist seitdem viel geschehen, wie sich in Band 2 offenbart. Natürlich hat Constantine überlebt, sich inzwischen sogar mit Sargon eingelassen und sympathisiert mit dem Kult. Oder doch nicht?
Auf Geheiß Sargons trifft er den russischen Magier Mironov, der sich weigert, sich dem Kult anzuschließen. Ihm offenbart Constantine einen geheimen Plan. Parallel dazu schließen der Kult und Papa Midnite einen Pakt, mit dem John endgültig unter Kontrolle gebracht werden soll. In der Folge zieht es diesen u.a. nach Hongkong, wo er sich der Hexe Anmutiger Mond stellen muss und nach Donaueschingen (!), wo er Agenten der Kalten Flamme begegnet. Am Ende stellt sich Papa Midnites Kontrollzauber als Finte heraus und John erwacht in der Vergangenheit, in Deutsch-Ostafrika, in den Wirren des Ersten Weltkriegs…
Es ist also viel passiert seit Band 1 (US-Hefte 1-5). Von dem Leser, die Constantines Auftritte in anderen DC-Serien nicht kennen und jetzt Band 2 (US-Hefte 13-17) in Händen halten, natürlich auch nichts wissen. Dinge wie das Projekt Thaumaton, Johns Kapitulation vor der Kalten Flamme, seine Beziehung zu Sargon, die Mondklinge in der Mister E nun gefangen ist… all das macht es schwierig, locker flockig in Band 2 einzutauchen. Zu vieles ist neu und unbekannt. Ein Nachwort versucht dies zu erläutern: bei Erscheinen von Band 1 war noch nicht klar, wie massiv John Constantine in das ‚Forever Evil‘ Crossover-Event involviert sein würde. Man war dann gezwungen, der allgemeinen DC-Synchronisation wegen, seine Abenteuer in ‚Pandora‘, Band 2 zu veröffentlichen. Jetzt, nach ‚Forever Evil‘ geht es regulär, eben in Band 2, weiter.
Autor Ray Fawkes gelingt es nicht gänzlich die Story, der überblickend nicht leicht zu folgen ist, als Ganzes fortlaufend zu präsentieren, und bringt stattdessen mit jeder Episode einen neuen Gegner, den Constantine freilich mit Finesse und (schmutzigen) Tricks zu bezwingen weiß. Im Hintergrund spinnt der Kult seine Intrigen, wird dem Magier aber natürlich nicht Herr. So fällt es schwer, sich von der Handlung fesseln zu lassen, obwohl sie auch in unseren Gefilden spielt – wer kommt schon auf Donaueschingen?! An den Zeichnungen liegt das sicherlich nicht. Vor allem die Episoden, die von ACO stammen, werden opulent und komplex präsentiert, die Action Collage-artig über ganze Seiten verteilt. Das sieht gut aus und animiert zum genauen Hinschauen.
Haben wir in unserer Besprechung des ersten Bandes noch befürchtet, dass sich Contstantine (der jetzt Teil des ganz normalen und neuen DC-Universums ist) superheldentechnisch vereinnahmen lässt, ist nun genau das passiert. Er hatte Auftritte in anderen Serien und war Mitglied der Justice League Dark, wurde dort aber inzwischen gefeuert (mal ehrlich: John Constantine, Vertigo-Einzelkämpfer par excellence und gewiefter Egoist vor dem Herrn als Teamplayer?). Vielleicht wird er in Band 3 von DC wieder in ruhigeres, angestammtes Fahrwasser geführt. Zu gönnen wär’s ihm allemal. Drei der wie immer mit abgedruckten Original-Cover stammen übrigens aus der Feder von Juan Ferreyra, der auch den ersten ‚Feuer und Stein‘ Band zeichnete (‚Prometheus‘, dt. bei Cross Cult) und mit dem wir kürzlich ein interessantes Interview führen konnten. (bw)
Constantine, Band 2: Zauberer und andere Scharlatane
Text: Ray Fawkes
Bilder: ACO, Edgar Salazar, Juan Ferreyra (Cover), Jay Leisten
116 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Verlag
14,99 Euro
ISBN: 978-3-95798-075-5