Asterix, Band 41 (Egmont) | Comicleser

Asterix, Band 41 (Egmont)

Oktober 30, 2025
Asterix, Band 41: Asterix in Lusitanien  (Egmont Ehapa Media)

Besuche von Epidemais sind eigentlich gern gesehen im kleinen gallischen Dorf, aber dieses Mal bringt der Handelsreisende einen Passagier mit. Der kommt aus Lusitanien, hört auf den Namen Schnurres und bittet die Gallier um Hilfe: sein Freund Schaoprozes, der die Spezialität Garum bis nach Rom liefert, sitzt in Olisipo im Kerker. Der Vorwurf: er habe Cäsar höchst selbst vergiften wollen, was natürlich erstunken und erlogen ist. Hinter der Sache steckt vielmehr der Präfekt Fetterbonus, dessen Kumpel Croesus Lupus ebenfalls groß im Garum-Geschäft ist und kurzerhand den Konkurrenten ausschalten wollte. Das können die Gallier natürlich nicht so stehen lassen, und so begeben sich Asterix und Obelix auf den Weg nach Lusitanien.

Im kleinen Dorf Miesinmaomao treffen die Gallier dann auf Oxala, die Tochter von Schaoprozes, die es Obelix bald derart angetan hat, dass der „lässige Dicke“ sogar seine Abneigung gegen den allgegenwärtigen Kabeljau überwindet und bereitwillig mit auf die Rettungsmission kommt. Verkleidet als Einheimische, verschaffen sich Asterix und Obelix Zugang zum Kerker und können mit Schaoprozes sprechen. Der bestätigt die Verschwörung gegen ihn und schickt die beiden zum Amphorenlager am Hafen, wo der Lumpensohn Croesus die Lieferung vergiftet haben muss. Um an mehr Insider-Informationen zu kommen, schleichen sich Asterix und Obelix ins Hauptquartier von Croesus ein und geben sich dort als Werbeexperten aus. Als Fetterbonus dem anreisenden Cäsar mit einer ausschweifenden Feierlichkeit auf seiner im Hafen ankernden Galeere endgültig für sich einnehmen will, wittern die Gallier ihre Chance…

Bei Band 41 der Serie um unsere Lieblingsgallier geht es nicht darum, ob der Band wieder ein kommerzieller Erfolg wird. Seit die Reihe mit „Asterix bei den Pikten“ 2013 nach den eher beklagenswerten letzten Ausflügen, die Uderzo im Alleingang versuchte, wieder auf die rechte Bahn geriet, ist das Leserinteresse wieder garantiert. Dass Didier Conrad den feinen Strich Uderzos kongenial aufs Papier zaubert, das bewiesen die folgenden Bände allemal – bei aller Erleichterung über die neu gewonnene story- und gagtechnische Qualität von Jean-Yves Ferri (die bei „Asterix in Italien“ sicherlich einen Höhepunkt markierte) musste man dennoch konstatieren, dass Episoden wie „Der Greif“ oder „Die Tochter des Vercingetorix“ gut gemeint waren, aber dem vielleicht immer unerreichten Niveau eines Goscinny nicht gänzlich nahe kamen.

Umso euphorischer dann die Reaktionen auf die „Weiße Iris“, mit der 2023 der neue Autor Fabrice Caro als Fabcaro einen fulminanten Einstand gab. Mit der feinen Satire auf woke Tendenzen und einem wahren Feuerwerk an Komik traf Fabcaro ins Schwarze – und, um es gleich vorweg zu nehmen: der neueste Ausflug der Gallier reüssiert und amüsiert wieder, reicht zwar an den Vorgänger nicht gänzlich heran – liefert aber immer noch eine Asterixiade auf allerhöchstem Niveau. Getreu dem Wechsel zwischen „village“ und „voyage“ gehen Asterix und Obelix wieder auf Reisen, Lusitanien ist das Ziel, das heutige Portugal, was Autor und Zeichner gleichermaßen zur Asterix-typischen humorvollen Hommage an (teilweise vermeintliche, teilweise echte) landestypische Eigenheiten nutzen.

Die Lusitanier sind betont gastfreundlich, sprechen eine eigentümliche Sprache, die sich im permanenten „ao“ statt „au“ äußert (so wie die Averner seinerzeit stets die „Wildschauen“ jagten), frönen dem Bacalhau (besser bekannt als Kabeljau) in jeder Form (was Obelix so gar nicht schmecken will) und schmücken Straßen und Häuser mit bevorzugt schwarz-weißen Kacheln – Fabcaro ließ sich dem eigenen Bekunden nach von Eindrücken vor Ort inspirieren, um möglichst authentisches Lokalkolorit einzufangen, was Didier Conrad vor allem in den Stadtansichten und den warmen, pastellhaften Landschaftsbildern wundervoll gelingt. Die landestypische Melancholie, die Saudade, wird nicht nur durch den historischen Verrat am Volksheld Viviato (einer Art portugiesischem Vercingetorix – wegen dem ja bekanntlich nach wie vor niemand weiß, wo Alesia liegt, ebenso wenig wie in Frankfurt irgendjemand Kenntnis von der nächstgelegenen größeren Stadt, beginnend mit „Off“, haben will) erklärt, sondern auch gleich aktiv eingesetzt wird: im Kerker lassen sich römische Legionäre von den traurigen Gesängen der Einheimischen gerne mal mit runterziehen und damit hinters Licht führen.

Zusätzlich spielt Fabcaro gekonnt mit Versatzstücken aus dem Asterix-Universum: Epidemais hat keine Gesellschafter mehr, sondern Abo-Kunden, die jeweils den Kündigungstermin verpassen, und selbst den Piraten verpasst er ein augenzwinkerndes Update zur political correctness – „kann der auf einmal das R aussprechen?“, stellen seine Kumpane über die plötzlich korrekte Sprache des Ausguck-Piraten fest. Explizit stellt Schnurres am Anfang fest, man kenne sich ja aus den Geschehnissen rund um die „Trabantenstadt“ (erschienen 1971), und als Asterix und Obelix den Weg zum Hafen suchen, verweist man sie auf einen Weg hinter dem Geschäft für Kabeljau und Kacheln – nur um festzustellen, dass die ganze Stadt aus diesen Läden besteht, wie schon die Averner gegenseitig mit Wein und Kohlen handelten.

Die bekannt-beliebten Anachronismen tummeln sich ebenso im Geschehen: im Herzen von Olisipo fährt ein Gespann an einer Oberleitung (damit die Pferde wissen, wohin), man trifft auf ein reisendes Gallier-Pärchen, das ganz begeistert in ihrem Wohnkarren umherfährt und die Rente mit 75 genießt, ein kleiner Junge mit schwarzem Wuschelhaar, rotem Trikot und der Nummer 7 (römisch VII, versteht sich) kickt auf den Straßen – der Reigen an kleinen Verweisen auf aktuelle Entwicklungen ist schier endlos. Ebenso fein sind die mittlerweile bewährten „Gastauftritte“ bekannter Persönlichkeiten, von Zenturio Pistorius in Gestalt des englischen Comedian Ricky Gervais (Erfinder der Stromberg-Vorlage „The Office“) bis hin zu Croesus Lupus, der einem gewissen Silvio Berlusconi aus dem Gesicht geschnitten ist.

Dass storytechnisch über allem eine humorvolle Satire des Welthandels, der globalen Lieferketten und der Profitgier diverser Kreise liegt, bringt ebenfalls einen Asterix-typischen Gegenwartsbezug: Lusitanien ist der „Knotenpunkt des internationalen Handels“, Croesus Lupus („wir mögen ihn nicht, aber er schafft Arbeitsplätze“) überschwemmt den Markt mit seinen Produkten und führt dabei einen Großkonzern reinsten Wassers, in dem Marketing-Strategen neue Slogans für das „Populus“ suchen (man sieht den Werbestrategen mit den denglischen „Peoples“ quasi vor sich, Dilbert lässt grüßen) und der Unternehmens“berater“ namens Maeckinsix (ein Schelm, wer die Mackies dabei denkt) zur Verwässerung des Garum zum Zwecke der Profitmaximierung empfiehlt.

Fast schon ernsthaft kommt da die Idee einer riesigen Sause mit der „Elite treuester Freunde“, treffend abgekürzt ETF (die wir ja eigentlich dringend zum Einsatz in entsprechenden Sparplänen empfehlen), daher: Fetterbonus lädt die Geschäftsleute Zuckergus und Elonmus ein, was fast schon an das Festgelage eines gewissen orangefarbigen Präsidenten mit diversen Tech-Modulen gemahnt. Und ob Oxalas Anruf „Ihr seid meine letzte Hoffnung!“ ein Verweis auf Prinzessin Leia ist, da Obi Wan mit den gleichen Worten um Hilfe bittet, das lassen wir mal dahingestellt. Damit gelingt auch Abenteuer 2 in der Feder von Fabcaro ganz famos, wir sind beruhigt und wissen die Geschicke der Gallier endgültig in guten Händen. Band 41 erscheint bei Egmont Ehapa Media wie immer in diversen Ausgaben – vom bekannten Softcover über eine Hardcover-Variante bis hin zu Luxusausgaben für Sammler ist alles vertreten. (hb)

Asterix, Band 41: Asterix in Lusitanien
Text: Fabcaro
Bilder: Didier Conrad, Thierry Mébarki (Farben)
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Egmont Comic Collection
13,50 Euro (Hardcover)
7,99 Euro (Softcover)

ISBN: 978-3-7704-2441-2

ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2025 HACHETTE LIVRE / GOSCINNY-UDERZO

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