Aliens: What if…? (Panini) | Comicleser

Aliens: What if…? (Panini)

September 4, 2025
Aliens: What if…? - Was wäre wenn?
(Panini Comics)

Unbeliebt ist er allemal, der gute Carter Burke. Kein Wunder, legt er doch auf der von Aliens überrannten Kolonie Hadley’s Hope auf LV-426 Ellen Ripley und die ganze Marine-Mannschaft aufs Kreuz, um seinem Arbeitsgeber Weyland Yutani doch noch einen Xenomorphen zu verschaffen. Das klappt allerdings nicht, Ripley schlägt zurück, und Carter läuft selbst einem Alien vors Monstergesicht. Und hier biegen wir nun in die allseits beliebte Was wäre wenn-Ecke ab: in dieser Version der Ereignisse entkommt Carter, rettet sich aufs Landungsschiff und berichtet seinem Arbeitgeber begeistert über seine Taten. Der ordnet an, alle Mitwisser zu töten, wozu Carter zustimmt, wenn ihm im Gegenzug einer ordentlicher Posten winkt. 

35 Jahre später: Carter fungiert als „Leiter Minen und Asset Management“ – klingt glorios, aber die Realität liegt deutlich anders. Die Konzernleitung hat sich zwar an ihre Zusage gehalten, Carter aber die Schuld für die Tode auf der Kolonie LV-426 in die Schuhe geschoben und ihn so zum „meist gehassten Judas der Menschheit“ gemacht. Seinen Dienst versieht er auf einem gottverlassenen Asteroiden Lichtjahre von der Erde, wo man im Auftrag des Konzerns Bodenschätze abbaut. Carters Tochter Brie arbeitet vom Vater entfremdet ebenfalls im Bergwerk, die unheilbare kranke Mutter hat Carter heimlich in den Kälteschlaf versetzt.

Den ebenso undercover reparierten alten Synch Cygnus hat Carter vor Jahren auf eine ganz bestimmte Mission geschickt: der Replikant soll ein Xenomorph-Ei besorgen. Und zwar keinesfalls, um finstere Ziele zu erreichen – nein, Carter möchte die Alien-DNA isolieren und damit seine Frau heilen. Cygnus gelingt tatsächlich das Kunststück, ein Exemplar zu lokalisieren, worauf sich nur eine Frage stellt: wer darf als Wirt herhalten? Da ist es schon fast gut, dass urplötzlich Hiro Yutani auftaucht, Sohn des Konzernchefs, der Carter eigentlich rausschmeißen soll. Der Facehugger, der schon drauf und dran ist, seine Saat in Yutani abzulegen, entkommt allerdings in letzter Sekunde in die Luftschächte. Von da an beginnt ein wildes Katz und Maus-Spiel, in dem Carter immer neue Seiten von sich zeigen kann…

Was wäre wenn – What If…? Nach diesem sehr populären Motto der Marvel-Welt (das sich uns stets auch bestens für Verballhornungen anbot, wir denken nur an Conan und Belit, aber das lassen wir hier lieber) bekommt nun auch der zweifelsohne unpopulärste Charakter der gesamten Alien-Saga seine Alternativ-Story. Konzeptuelle Hand hierbei legte niemand anders als Paul Reiser (unterstützt von Sohn Leon) an, der den Charakter in James Camerons Spektakel Aliens 1986 selbst verkörperte. Dabei nutzt Reiser geschickt die Chancen des Perspektivenwechsels: quasi von der Seitenlinie erleben wir mit dem fliehenden Carter die ikonische Szene, als Ripley in Roboterrüstung herbeistapft und der Alien-Queen ein beherztes „Get away from her, you bitch!“ entgegenruft.

Die Minenarbeiter tragen auch hier die Kaijus (Verweis auf Pacific Rim verstanden!) genannten mechanischen Rüstungen, die im Handlungsverlauf ebenso wichtig werden. Sogar die unfreiwillige Landung auf dem Gefängnis-Planeten Fiorina 161 erscheint hier als Trick, mit dem Carter die schlafende Crew letztlich retten will. Viel amüsanter allerdings bringt Reiser sein komödiantisches Talent (zu bestaunen in der langjährigen Erfolgs-Fernsehserie „Mad About You“, in der er neben Helen Hunt mit klugem Witz die Geschicke eines New Yorker Ehepaars nachzeichnete) mit ins Geschehen ein. Carter erscheint erst als hilfloser Opportunist, der zu allem bereit ist, sofern Yutani ihm eine Betriebsrente und eine Zahnzusatzversicherung anbietet (die kleine Brie braucht immerhin bald eine Spange). Als Leiter der Minenkolonie pflegt er weiter sein Ekel-Image, aber schon bei der Auswahl von potenziellen Wirten zeigt er Gewissensbisse (was zu einer wahrlich makaber-komischen Sequenz führt, als Carter sich von jedem der von ihm Auserwählten doch bequatschen lässt).

Mehr und mehr wächst Carter aber über sich hinaus und will am Ende sogar seine Mitarbeiter retten – auch wenn das natürlich glorios schiefgeht: „Ich hab sie in ein Nest geschickt. Damit bin ich offiziell der schlimmste Boss der Welt. Naja, genau genommen der Galaxie. Ich fürchte, dafür bekomm ich keine Tasse.“ Dass sich der Yutani-Spross als etatmäßiger Drecksack herausstellt, kann ebenso wenig überraschen wie die Tatsache, dass das Ende dieser Alternativ-Welt-Story offen bleibt. Zeichnerisch lenkt Guiu Vilanova die Chose explosiv und im Monster Mash Up Modus – wobei man feststellen darf, dass der gute Herr Reiser heutzutage noch frischer aussieht als sein Alter Ego Carter nach 35 Jahren. (hb)

Aliens: What if…?
Text: Paul Reiser, Leon Reiser, Hans Rodionoff u.a.
Bilder: Guiu Vilanova, Yen Nitro (Farben)
128 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
17 Euro

ISBN: 978-3-7416-4224-1

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