Der Rote Korsar: Die neuen Abenteuer, Band 3 (Egmont)

Oktober 25, 2024

Tortuga, auch Schildkrötinsel genannt, wird zum Schauplatz einer ungewöhnlichen Schatzsuche. Denn das vermeintliche Gold von Morgan – ein alter Widersacher des Roten Korsaren, der im letzten Band (der schon vor über zwei Jahren erschien) vor seinen Schöpfer trat – ist hier das Objekt der Begierde. Die Angaben von Morgan waren recht vage. Eine gewisse Mami Wata soll wissen, wo seine Truhe versteckt ist. Hinter dem Namen verbirgt sich eine auf der ganzen Insel gefürchtete Voodoo Göttin, die offenbar von einem Zauberer aus Fleisch und Blut, den man Wambu-Noula nennt, vertreten wird. Erste Nachforschungen von Rotbart und Rick laufen ins Leere. Man kann oder will ihnen nichts über Mami Wata erzählen. Und auch der neue französische Gouverneur ist keine Hilfe. Erst als Concha, Mutter von Ricks Tochter, auf eigene Faust Nachforschungen anstellt und anschließend vermisst wird, kommt Bewegung in die Sache…

Voodoo und die geheimnisvollen Riten und Praktiken jener Religion, die von Sklaven aus Afrika in die Karibik importiert wurde, spielen im hier im aktuellen Band mit den neuen Abenteuern des Roten Korsaren eine wichtige Rolle. Denn damit hält auch ein gewisser Mystizismus Einzug in die Story, wie Baba schmerzlich erfahren muss. Ausgerechnet das Verschwinden Conchas, die von Rotbart nicht gerade hoch geschätzt und die ihrer Rolle tatsächlich gerecht wird, führt auf die Spur des Kults bzw. zur Identität des Zauberers. Die erfahren wir als Leser noch vor dem Roten Korsaren und Rick. Und hinter dem Hokuspokus des Zauberers verbirgt sich dann ein so gar nicht mystisches, sondern ganz und gar weltliches Motiv. Die Action in dem Band besteht aus zwei Highlights: einmal der Kampf mit einem wahrhaft bedrohlichen Meeresgetier, in dessen Gedankenwelt wir sogar eintauchen. Dann die Flucht vor einem Hurrikan, beeindruckend inszeniert, aber für die Story nicht wirklich relevant.

Autor Jean-Charles Kraehn (u.a. „Tramp“) und Zeichner Stefano Carloni („Die neue Welt“), der gerade bei Tiburce Ogers „Gunmen of the West“ mitmischte, bringen hier eine etwas erwachsenere Version des Klassikers zu Papier, in der freilich die Protagonisten ihre angestammten Rollen behalten: Rotbart ist aufbrausend, Rick besonnen, Dreifuss schlau und Baba der Mann fürs Grobe. Die Story ist dabei nicht immer flüssig erzählt und das Ende verflacht etwas. Carlonis Zeichnungen entfalten sich v.a. in atmosphärischen Szenerien, wie in der Nacht oder unter Deck, wobei generell die gediegene Kolorierung, die gerne erdfarbene Töne benutzt, in ihren Schattierungen die Tuschekonturen unterstützt. Was einen stimmigen Eindruck macht, wohingegen manche Gesichter etwas steif wirken. Am Ende ist der Zauber bzw, die Zauberei vorbei und der Sturm mag eine reinige Wirkung haben. Die Storyline ist damit abgeschlossen, hoffentlich jedoch nicht die neuen Abenteuer des alten Seebärs und seiner Mannschaft. (bw)

Der Rote Korsar: Die neuen Abenteuer, Band 3: Mami Wata
Text: Jean-Charles Kraehn
Bilder: Stefano Carloni
72 Seiten in Farbe, Hardcover
Egmont Comic Collection
19 Euro

ISBN: 978-3-7704-0613-5

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