Gunmen of the West (Splitter)

Oktober 23, 2024
Gunmen of the West (Splitter Verlag)

Wild war der Westen nicht nur wegen seiner weiten, vermeintlich leeren Landschaften, sondern auch wegen der zahlreichen Revolverhelden, die dort erst schossen und dann (wenn überhaupt) fragten, die so ihr Unwesen trieben und dabei gerne mit ihrer Dreistigkeit und auch Brutalität der Obrigkeit ein ums andere Mal ein Schnippchen schlugen. Figuren wie Billy the Kid, Calamity Jane, Wild Bill Hickok oder Jesse James sind heute fest im Western Kanon verankert: Ihr Leben, ihre Taten und vor allem die Legenden, die sich um sie ranken, werden immer wieder gerne aufgegriffen und sind populär wie eh und je.

In seiner dritten Western-Anthologie nach „Go West Young Man“ und „Indians!“ widmet sich Tiburce Oger (u.a. „Ghost Kid“, „Buffalo Runner“) nun jenen schillernden, gerne verklärten, aber vor allem berüchtigten Gestalten des Wilden Westens und ihrer unrühmlichen Taten, wobei Oger einmal mehr eine illustre Zeichner-Riege – Stamm- wie auch neue Kräfte – versammeln kann, die seine Episoden in Bilder umsetzt.

Die sind eingefasst in eine kleine Rahmenhandlung, äußerst filigran inszeniert von Paul Gastine. In dieser preist im Jahre 1922 der Besitzer eines Waffenladens seine Ware und deren Vorzüge und verbindet so die einzelnen Episoden miteinander, die ansonsten und anders als in den Vorbänden jede für sich stehen. Der Anfang ist äußerst brutal: 1799 sind die Brüder Harpe extrem grausame und skrupellose Mörder, die von Moses Stegall aus tiefsten privaten Gründen hartnäckig gejagt werden („Die zwei Brüder“).

Mit einer ungewöhnlichen, fast monochromen Kolorierung illustriert Félix Meynet (mit seiner Reihe „Sauvage“ ja Mexiko-erfahren) im kalifornischen San José des Jahres 1875 die Taten des Gentlemen Outlaws Tiburcio Vasquez, der als Inspiration für einen berühmten Pulp-Helden gilt („El Dandy“). Dass Jäger wie Gejagte enden können, beweist die Episode „Unsterblich“ mit den beiden Gunmen Jack Slade und „Frenchy“ Jules Beni.

Tragisch kommt „Der Ghul von Gettysburg“ daher, über einen Mann namens Godfor, über den ansonsten kaum etwas bekannt ist und der angeblich 1863 die Toten des Schlachtfeldes fledderte. Weitere Geschichten handeln von einem pikanten Druckfehler in einer Zeitung („Arcus Publicus“) – ganz ohne Revolverheld – und der fiktiven (?) Banditin „Black Evil“ und ihrer Rache an einem Gefängniswärter. Kurios wird es im Jahre 1916. Als der Westen kaum noch wild war übernimmt diesen Job ein Zirkuselefant, der seinen ruppigen Wärter tötet und dafür an einem Kohlekran aufgehängt wird (was tatsächlich so passiert ist…).

Die Episoden „Noch immer aufrecht!“, „Little Arkansaw“ (um den – heute würde man sagen –Serienkiller John Wesley Hardin, der angeblich 44 Morde begangen hat) und „Apache Kid“, letztere mit fantastischen Schneelandschaften von Christian Rossi, widmen sich dann wieder historischen Outlaws und deren Taten, ehe am Ende doch noch mit Billy the Kid der berühmteste aller Revolverhelden zum Schuss kommt („Die Witwe“). Oder auch nicht: In beeindruckendem Schwarz-Braun-Weiß pflegt Zeichner Dominique Bertail hier erfolgreich eine der Legenden rund um den Wilden Westen und seine Gunmen. Tiburce Oger macht übrigens munter weiter mit seinen Anthologien. Gerade erscheint in Frankreich „Lawmen of the West“ und damit demnächst sicher auch bei Splitter. (bw)

Gunmen of the West
Text & Story: Tiburce Oger, Hervé Richez
Bilder: Paul Gastine , Stefano Carloni, Félix Meynet, Ronan Toulhoat
Jack Manini, Laurent Hirn, Éric Hérenguel, Christian Rossi, Benjamin
Blasco-Martinez, Olivier Vatine, Hugues Labiano, Jef, Nicolas
Dumontheuil, Dominique Bertail
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
25 Euro

ISBN: 978-3-98721-377-9

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