Conan der Cimmerier, Band 14 (Splitter)

Mai 31, 2024
Conan der Cimmerier, Band 14: Der dunkle Fremde (Splitter Verlag)

Conan ist wieder mal auf der Flucht, dieses Mal vor einer wilden Horde Pikten, die ihn durch einen Dschungel jagen. Gerade noch schafft er es in ein finsteres Gewölbe auf einer Anhöhe, vor der seine Verfolger furchtsam zurückweichen. Kein Wunder: drinnen finden sich allerlei Gestalten in einer Art Totenstarre. Einstweilen hat unten am Strand der Insel der Adlige Valenso ganz andere Sorgen: er musste mit seiner Nichte Belesa und ihrem Dienstmädchen Tina Hals über Kopf aus der Stadt auf dem Festland fliehen, eine Vergangenheit, die ihn jetzt in Form des anlandenden Freibeuters Strom wieder ereilt, der ihm eine angeblich fette Beute abjagen will. Strom selbst nimmt allerdings Reißaus, als eine Horde Zingarier auftaucht, die unter der Führung von Zaronos schwarzen Bukaniern das gleiche Ziel verfolgen.

Valenso muss alsbald mit der Wahrheit herausrücken, dass irgendwo auf der Insel der sagenhafte Schatz des Räubers Tranico versteckt sein soll, durch die im Dschungel lauernden Pikten die Bergung allerdings weitgehend unmöglich scheint. Man einigt sich auf einen ungleichen Pakt: Zarono kann Belesa heiraten, wenn man gemeinsam gegen die Wilden kämpft – wozu sich der in einem heftigen Sturm zurückkehrende Strom gleich anschließt. Valenso hat hingegen noch ganz andere Sorgen: ein unheimliches schwarzes Wesen streift offenbar über die Insel, betritt mühelos eigentlich abgeschlossene Räume und versetzt Valenso gepflegt in Panik. Als Belesa ihn zur Rede stellt, räumt er ein, dass er Unhold wohl ein Dämon sein muss, den er einst zur Beseitigung eines Feindes beschwor und dann erfolglos in die Hölle zu verbannen versuchte.

In diese ganze verquere Gemengelage platzt schließlich ein Hüne, den die Piraten unschwer als den Freibeuter von den Barachas erkennen: Conan entert die Szene und eröffnet den staunenden Piraten, dass er nicht nur den Weg zu Tranicos Schatz kennt, sondern schon vor Ort war und dort nicht nur die erstarrten Leichen der Diebe, sondern auch den unversehrten Schatz selbst gefunden hätte. Nachdem er das Zeug alleine nicht schleppen kann, fordert er zu einem Bündnis auf, das sich bald im Dschungel in Bewegung setzt. Aber unser Cimmerier ist eben immer für eine Überraschung gut: er hat seine Kontrahenten, die ihm zweifelsohne ans Leben gewollt hätten, in eine Falle gelockt, da im Gewölbe ein giftiger Nebel wabert, dem er selbst gerade noch entkam. Als die Pikten auftauchen, sieht man sich gezwungen, doch wieder widerwillig zusammenzustehen, während der dunkle Schatten dem entsetzten Valenso immer mehr zu Leibe rückt…

1934 stand es durchaus gut um Robert E. Howard: er hatte jede Menge Erzählungen inklusive Covers bei Weird Tales platzieren können und war deshalb bereit, eine ambitionierte, etwas andere Conan-Story zu liefern. Thematisch kehrte er dabei mit dem „Black Stranger“ zurück zu „Beyond The Black River“, eine seiner besten Arbeiten, in der Howard die gerne vorgenommene Kontrastierung zwischen schwächlicher Zivilisation und vitaler, aber auch brachialer Wildheit in Reinkultur vorführte. Das Setting im „Black Stranger“ ähnelt dieser Thematik, ruft allerdings weniger den Kontrast Stadt/Land als vielmehr Siedler/Ureinwohner auf, der zu Howards Zeiten im Mythos des Wilden Westens noch durchaus präsent war.

Ein Wagnis ging Howard ein, indem er seinen Helden erst in der Mitte der Geschichte einführt (auch wenn der Leser sich durchaus denken kann, wer der nicht weiter benannte Hüne ist, den die Pikten jagen, tritt Conan explizit erst spät auf die Szene) und den Fokus nicht zuletzt auf zwei Frauenfiguren richtete, die nicht als hilflose, zu rettende Prinzessinnen, sondern als selbstbewusste und kritische Damen erscheinen. Als Leitmotiv durchzieht die Thematik der Täuschung das Geschehen – alle hintergehen alle, und nur durch äußerste List und Handgreiflichkeit gelingt es Conan, zu bestehen (und dann Belesa doch noch zumindest monetär beizuspringen).

Zu Howards Enttäuschung wurde die Story allerdings offenbar von Weird Tales abgelehnt, durchaus aus gutem Grunde: trotz aller hehren Ziele wirkt der „Black Stranger“ unausgegoren, die titelgebende Dämon-Figur bleibt ohne wirkliche Bedeutung für die Handlung, und selbst Conan könnte mit jeder beliebigen Piratenfigur ausgetauscht werden. Howard überarbeitete die Story mehrfach ohne Erfolg und so dauerte es bis 1987, bis die Geschichte endlich erstmals in einer Sammelausgabe erschien. Jean-Luc Masbou („Mit Mantel und Degen“) nutzt die Vorlage zu einer dennoch unterhaltsamen Dschungel-Jagd, die im betont stilisierten Duktus vor allem in den Szenen in der Schatzhöhle sowie der Darstellung des düsteren Schattens zu überzeugen vermag. In dieser Form nehmen wir das doch gerne und verzeichnen einen weiteren gelungenen Beitrag zur Conan-Reihe. (hb)

Conan der Cimmerier, Band 14: Der dunkle Fremde
Text & Story: Jean-Luc Masbou, nach Robert E. Howard
Bilder: Jean-Luc Masbou
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
18 Euro

ISBN: 978-3-96792-384-1

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