Conan der Cimmerier, Band 11 (Splitter)

August 19, 2021
Conan der Cimmerier, Band 11: Der Gott in der Schale (Splitter Verlag)

Manche Deals sollte man am besten gar nicht machen. Aber hinterher ist man immer schlauer, das muss auch Conan wieder einmal lernen, als er sich zu einem Einbruch ins Haus des reichen Kaufmanns Kallian Publico in Numalia überreden lässt, um dort eine wertvolle, mit Diamanten besetzte Kiste zu stehlen. Vor Ort findet der Hüne allerdings nur den Leichnam des Hausherrn, dem offensichtlich übelst mitgespielt wurde. Der Wachmann Arus stellt den Eindringling und alarmiert einen Polizeitrupp, der unter Führung des rabiaten Dionus alsbald eintrifft und den Cimmerier flugs für den Täter hält. Der will allerdings ganz und gar nicht kooperieren, und auch der ebenfalls herbeieilende Großinquisitor Demetrio ist nicht ganz überzeugt: Publico wurde erwürgt, und diese feige Methode wenden die Naturburschen des Nordens ja wohl nie an. Mit Publicos Schreiber Promero und seinem Streitwagenlenker Ekaro vernimmt man daher weitere Zeugen, was sich als durchaus einträglicher erweist.

Im hochnotpeinlichen Verhör, das der Unhold Posthumo genüsslich vornimmt, rückt Promero schnell mit der Sprache heraus: sein Dienstherr hat ihm anvertraut, dass einer von einer Karawane aus Stygien einen massiven Sarkophag zur Zwischenverwahrung erhalten habe. Spätestens jetzt wird Demetrio hellhörig, praktizierten die Stygier doch seit Jahrhunderten die finsteren Künste, dienten dem Schlangengott Set und waren auch ansonsten alles andere als angenehme Zeitgenossen. Ihre Herrscher pflegen die Stygier in Sarkophagen zu begraben, die mit unermesslich wertvollen Diademen der uralten Titanenkönige geschmückt sind. Da liegt es nur nahe, dass sich Publico diese Schätze unter den Nagel reißen wollte – und als man der Sache nachgeht, findet man in der Tat einen aufgebrochenen Sarkophag. Vom Inhalt allerdings, der mit dem Schicksal des Kaufmanns zweifelsohne in Verbindung steht, fehlt jede Spur…

Mit „The God in the Bowl“ verfasste Robert E. Howard nach den ersten Gehversuchen mit “The Frost Giant’s Daughter” eine weitere Erzählung um seinen damals noch neuen Helden, hatte jedoch weniger Glück als mit seinen weiteren Versuchen: sein Haus und Hof-Magazin „Weird Tales“ lehnte die Story ab, die dann erstmals 1952, lange nach Howards Tod im Jahr 1936, in der Anthologie „Space Science Fiction“ das Licht der Welt erblickte. Offenkundig war die Kombination aus Detektiv- und Fantasy-Elementen dem Herausgeber Farnsworth Wright doch noch etwas zu krude, um sie in seinem Magazin zu veröffentlichen, und in der Tat zählt die Story um den missglückten Einbruch nicht unbedingt zu den Glanzlichtern im Conan-Kanon.

Spannend ist dennoch die langsame Entfaltung der zentralen Motive, die Howard später immer wieder gestaltete: Conan erscheint als eine ungezähmte Naturgewalt, die sich der als schwach und korrupt dargestellten Zivilisation in keiner Weise beugt. Die Städter sind als hinterhältige, gierige Geschäftemacher charakterisiert, die vor gnadenloser Polizeigewalt nicht zurückschrecken: der treffend bezeichnete Posthumo macht sich einen Spaß daraus, den hilflosen, schmächtigen Promero zu quälen, was einen direkten Verweis auf die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Staatsgewalt und vor allem farbiger Bevölkerung liefern dürfte, die zu Howards Zeiten (und natürlich auch später) an der Tagesordnung waren. In diesem Spannungsfeld zwischen Dekadenz und Vitalismus startet Howard seine Erzählung nach den typischen Detektiv-Mustern: es geschieht ein Mord, ein kritisch-analytischer Ermittler (in diesem Falle der Großinquisitor) sichtet die Beweislage, schließt Unmögliches aus, lässt sich durch falsche Fährten nicht aus der Ruhe bringen und so nähert sich so der Lösung.

Plötzlich allerdings stellt sich das erzählerische Gefüge auf den Kopf, die dunkle Mythologie Stygiens übernimmt, und nur Conans Urgewalt kann der Sache Einhalt gebieten. Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Cimmeriers, dessen diebische Ader in der folgenden, dann allerdings bereits meisterlich gelungenen Story „The Tower of the Elephant“ ebenfalls einen zentralen Handlungsanker bildet. Doug Headline (u.a. „Nada“, „Fatale“) destilliert durchaus gekonnt die zentralen Szenen in ein schmissiges Skript, das von Emmanuel Civiello (u.a. „Die Dynastie der Drachen“) episch-malerisch, fast ein wenig in Vicente Segrelles-Manier, inszeniert wird. In dieser Kombination ein weiterer fescher Beitrag aus der Conan-Reihe, die gerne in bewährter Manier ihre Fortsetzung finden darf. Anfang November gibt’s allerdings erst einmal ein kompaktes Advents-Paket mit den ersten drei Bänden der Serie zum Vorzugspreis. (hb)

Conan der Cimmerier, Band 11: Der Gott in der Schale
Text: Doug Headline, nach Robert E. Howard
Bilder: Emmanuel Civiello
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-211-2

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