Age of Conan: Bêlit (Panini)

Januar 29, 2020
Age of Conan: Bêlit (Panini Verlag)

Piratenköniginnen waren auch mal jung. Die kleine Belit ist begeistert von ihrem Vater, dem Piratenhauptmann Atrahasis, der für sie der große Held ist. Umso schrecklicher somit, dass der gute Herr Papa Schuldeneintreibern in die Hände fällt und nach alter Piratenmanier auf einer Sandbank vor der Küste ausgesetzt wird. Dort will er nicht elendig verenden, sondern lässt sich von seiner Tochter höchstselbst ins Jenseits befördern. Die kann nicht mit ansehen, dass die alte Flotte, unter ihnen die stolze Tigerin, einfach verschachert wird – aber der Versuch, das Schiff zu kapern, scheitert kläglich.

Auf hoher See allerdings wird die Tigerin dann vom gefürchteten Kapitän Saturninus geentert, der die kostbare Fracht entdeckt und Belit mit auf große Fahrt nimmt. Alsbald stellt sich heraus, dass die holde Maid eine seltsame Verbindung zu den Monstern aus der Tiefe zu haben scheint: man wird von einem gewaltigen Kalmar angegriffen, der allerdings unter Belits Befehl zur Strecke gebracht wird. Das weiß die geschäftstüchtige junge Dame natürlich auszunutzen: man geht an der Küste mit dem Schädel des Viechs hausieren und lässt sich für den Schutz der Küsten fürstlich bezahlen. Immer mächtiger wird Belit und gerät schließlich mit Saturninus aneinander – aber das ist noch harmlos im Vergleich zum Zorn des Hohepriesters des Schlangengottes Set, den sich Belit im finsteren Stygien zuzieht…

Keine Adaption einer Howard-Story (das hatten wir schon mehrfach, angefangen in der klassischen Roy Thomas-Version der Siebziger bis hin zur ganz aktuellen, sehr originalgetreuen Fassung von Jean-David Morvan und Pierre Alary), sondern die fiktive Origin eines der beliebtesten Charaktere aus dem Conan-Universum serviert uns das Haus der Wunder hier. Tini Howard verwandelt die düstere Figur aus der klassischen Erzählung „Queen Of The Black Coast“ von 1934 in eine schneidige Swashbucklerin, an der Errol Flynn seine helle Freude gehabt hätte. Da geht es gegen Monster, andere Piraten und natürlich die verhassten räudigen Städter, immer auf der Suche nach einem ordentlichen Geschäft. Belit zeigt sich dabei bisweilen grausam und gewissenlos, festigt ihre Macht durchaus rabiat und schwingt sich gezielt zur unangefochtenen Kapitänin auf, wobei sie auch über Leichen geht.

Dabei wird sie stets verfolgt vom Erbe ihrer Mutter, die nach ihrer Geburt in Schwermut verfiel und geplagt von Visionen den Freitod im Meer suchte – die gleiche mystische Komponente, die auch die Belit in der Howard-Erzählung umwehte, die ja bekanntlich dem geliebten Barbaren aus dem Jenseits ein letztes Mal zu Hilfe eilt. Auch wenn der Story die letzte inhaltliche Schlagkraft fehlt – wir jagen wild von Duellen und Seeschlachten über Riesenkraken bis hin zur unvermeidlichen Heimsuchung durch fiese Schlangengötter -, entsteht doch ein schmissiger Abenteuerreigen, der mit eleganten Hinweisen auf die spätere Conan-Erzählung durchzogen ist, die sich vor allem im hinzugefügten „Lied Belits“ wiederfinden.

Kate Niemczyk (ja, wir haben es hier mit einem weiblichen Kreativduo zu tun, was ja bestens zur Thematik passt) inszeniert das Geschehen bewusst cartoon-haft und somit weit entfernt von den klassischen Interpretationen von Barry Smith oder auch den neueren franko-belgischen Fassungen, was der Sache durchaus einen eigenen Charakter verleiht. Der vorliegende Band bringt die US-Hefte „Age Of Conan: Belit“ 1-5 von 2019 und enthält somit die gesamte abgeschlossene Storyline um die Herkunft der Piratenkönigin. Man darf gespannt sein, welche Charaktere demnächst unter dieser Flagge beleuchtet werden – als nächstes steht uns ein Band um die blonde Kämpferin Valeria ins Haus, die Howard für seine Erzählung „Red Nails“ ersann und die schon unseren guten Arnie im ersten Conan-Film tatkräftig unterstützen durfte. (hb)

Age of Conan: Bêlit – Die Königin der Schwarzen Küste
Text: Tini Howard
Bilder: Kate Niemczyk
116 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
13,99 Euro

ISBN: 978-3-7416-1380-7

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